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Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
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Aber wir hatten unsere Rechte zurück. Sonst hätte ich unseren Besitz dort nicht erstreiten können.«
    »So, und nun haben Sie sich ein neues Schlachtfeld ausgesucht?« Mein Unterton war ungewollt aggressiv.
    Ein breites Grinsen überzog sein Gesicht. »Warum nicht? Aber lassen Sie uns jetzt zur Testamentseröffnung schreiten. Ich bin schon ganz gespannt, was mein Bruder mir da für ein Ei ins Nest gelegt hat.«
    »Kann er das?«
    Er lachte in seinem Bass.
    »Eigentlich nicht, denn er hatte ja nichts zu vererben. Daher wundert es mich, dass er ein Testament gemacht hat. Vielleicht vererbt er die Tiere, die schon längst aufgegessen worden sind. Was weiß ich. Aber wie ich ihn kenne, hat er sich bestimmt irgendeine Sauerei einfallen lassen.«
 
    Vor dem Gerichtssaal lief Kommissar Eibel nervös mit einer erkalteten Pfeife im Mundwinkel auf und ab. Er würdigte den Graf keines Blickes und zog mich beiseite.
    »Warum melden Sie Mistkerl sich nicht bei mir?«, grollte er. »Was sollte dieses Ablenkungsmanöver mit Enrico? Davon haben Sie doch gewusst. Und wo ist Lisa jetzt? Das werden Sie doch hoffentlich heraus bekommen haben.«
    Ich nickte. »Pater Lutz hat sie.«
    »Wie bitte?« Er suchte vergebens nach einem Aschenbecher zum Pfeife Ausklopfen und steckte sie dann grollend in die Tasche.
    »Und wo ist dieser Lutz?«
    »Er wird schon noch kommen.«
    Ich ließ ihn stehen und betrat den Saal 101.
    Für eine nichtöffentliche Sitzung waren die Stuhlreihen gut besetzt. Alle Wirte vom Münsterplatz waren anwesend. Das Café wurde von Frau Hofmann vertreten. Margot war nicht anwesend. Aber Frau Gerster, der Messner Wolter und ...Dr. Simonte.
    Ich setzte mich auf einen freien Platz neben den Grafen in die letzte Reihe.
    »Was machen die denn alle hier?«, flüsterte ich ihm zu.
    Er zuckte kurz mit der Schulter. »Keine Ahnung. Das gefällt mir nicht.«
    Drei Männer in Zivil betraten den Raum und nahmen am Richtertisch Platz.
    Der Wortführer, ein Dr. Lukas, bedankte sich bei den Anwesenden für ihr vollzähliges Erscheinen. Nachdem er seine Unterlagen ausgebreitet hatte, fragte er die beiden Männer rechts und links von sich: »Können wir?«
    Beide bestätigten wortlos.
    »Meine Damen und Herren. Ich habe sie hergebeten, weil ich ein Testament zu eröffnen habe, wie ich es in meiner langjährigen Praxis noch nicht erlebt habe.«
    Er fächerte ein paar Blätter auf und hielt sie kurz hoch.
    »Es ist das Testament des verstorbenen Otto Este. Das Dokument wurde uns anonym zugestellt und auf seine Echtheit überprüft. Die Handschrift wurde verglichen und stimmt überein, und das Papier hat am Rand dunkle Flecken, die mit Hilfe von Kommissar Eibel als Pflaumenmus identifiziert werden konnten. Das Testament entspricht der Rechtsform.«
    Er rückte sich die Brille zurecht.
    »Das Testament enthält eine ganze Reihe von Namen, die testamentarisch zwar nicht von Relevanz sind, aber doch Licht auf eine ganze Reihe von bisher ungeklärten Vorkommnissen werfen.«
    Ein Gemurmel hob an.
    »Als Erstes klagt der Verstorbene die Wirte vom Münsterplatz an ...«, er verlass die Namen aller Anwesenden »... ihn über Jahre beleidigt, gedemütigt und körperlich misshandelt zu haben.«
    Das Gemurmel steigerte sich zu unterdrücktem hysterischem Gelächter.
    »Bitte Ruhe! Ich lese hier nur den letzten Willen vor. Die Bewertung überlasse ich anderen.«
    Der Graf lächelte unmerklich und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Frau Hofmann, sind Sie das?«, deutete er auf Frau Gerster.
    Die Seniorin hob kurz die Hand. »Nein ich.«
    »Frau Hofmann, Sie beschuldigt der Verstorbene – ich zitiere wörtlich – ›der Drahtzieherschaft hinter den Anschlägen gegen Einrichtungen am Münsterplatz‹.«
    Ein paar Sekunden konnte man förmlich hören, wie alle den Atem anhielten.
    »Wie bitte?«, sprang sie auf. »Ich lass mich doch nicht von einem hergelaufenen Bettler denunzieren. Was glauben Sie wohl, wer ich bin? Dass ich nachts über das Münster schleiche, Sonnenschirme absäge und verbrenne, Mauern beschmiere und tonnenschwere Blumenkübel umwerfe? Das muss ich mir nicht bieten lassen!«
    Sie zog den Rock zurecht und strebte dem Ausgang zu.
    »Einen Augenblick noch. Nehmen Sie bitte noch einen Moment wieder Platz«, bat Dr. Lukas höflich, aber bestimmt. »Ich verlese einen letzten Willen. Für den Inhalt kann ich nichts.«
    Frau Hofmann setzte sich widerwillig auf die Stuhlkante, zum Absprung bereit.
    »Natürlich glaubt niemand, dass Sie

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