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Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
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muffelte, war schon einige Zeit her.
    Als ich aus der Wanne stieg, waren meine Kleider verschwunden.
    »Du hast schon wieder ein Nickerchen gemacht.«
    Ich versuchte ein Handtuch umzubinden, sie lachte.
    »Ich weiß, wie ein nackter Mann aussieht. Hier ist frische Wäsche. Ich habe sie aus der Pension geholt. War gar nicht so einfach, den Hausdrachen zu überzeugen.«
    Bratkartoffeln mit Wurstsalat. Diese Mischung war mir neu. Aber es schmeckte. Lisa beobachtete jede meiner Regungen, als ob sie einen Zeitpunkt abpassen würde, um etwas loszuwerden.
    »Isst du nichts«, fragte ich Gerda, die dabei saß und mich ebenfalls fixierte.
    »Um diese Zeit? Nein, da trinke ich Kaffee. Lisa hat darauf bestanden, mit dir zu essen ... jetzt muss ich euch etwas alleine lassen. Der Kühlschrank ist leer.«
 
    Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, sprudelte Lisa los, als habe man den Korken unsachgemäß von einer Sektflasche entfernt.
    »Otto möchte, dass du morgen Nachmittag zu ihm kommst. Es sei dringend, und du hättest die Kiwi vergessen. Aber ich habe ihm gesagt, dass du heute wahrscheinlich zu müde bist, um auf den Markt zu kommen, von wegen Mama und so ... Bleibst du bei uns?«
    Diese Frage hatte ich befürchtet, aber von der anderen Seite erwartet, nicht von einem Kind.
    Sie sah mir an, dass mein Gehirn verzweifelt nach einer kindgerechten Erklärung suchte.
    »Schon gut. Überleg’s dir. Du schuldest mir ja noch einen Kuchen. Ach so, das habe ich vergessen. Dem dicken Wirt haben sie die Kneipe geschlossen, sagt Otto.«
    Sie räumte das Geschirr in die Spülmaschine und putzte den Tisch ab.
    »Kann ich dich allein lassen? Ich möchte noch zu meiner Freundin. Die hat einen Computer mit tollen Spielen.«
    »Ist das weit? Soll ich dich mit dem Taxi hinfahren lassen?«
    Alter Esel, grummelte es in mir. Kaum bittet man dich mal um was, übernimmst du schon die Rolle, die du nie haben wolltest ... Vaterersatz oder der Onkel aus Übersee.
    »Nein«, lächelte sie. »Ist nur ein paar Häuser weiter.«
 
    Unschlüssig stand ich vor dem Haufen Papier, den ich die letzte Nacht aussortiert hatte.
    Mein Instinkt trieb mich, ihn nochmals zu sichten. Und ich wurde fündig. »Altes Schlitzohr«, murmelte ich. Es war nicht nur ein fehlendes Blatt in dem Siegelordner gewesen, sondern drei. Sie waren an eine Partitur eines mir unbekannten Komponisten geheftet.
    Soweit mein Latein reichte, konnte ich entziffern, dass es sich um ein Dekret handelte, das die Kirche anwies, bestimmteLiegenschaftend en Herzögen von Toscana und Modena zu unterstellen, und zwar ad infinitum , also bis ans Ende ihrer Tage.
    Anhand eines Wörterbuches, das ich im Regal gefunden hatte, versuchte ich die mir nicht klaren Passagen zu entschlüsseln.
    »Bist du schon wieder fleißig?«
    Als Gerda das fragte, fiel mir auf, dass wir schleichend zum »Du« übergegangen waren.
    »Ja, ähm ... nein. Schau dir das mal an.« Ich hielt ihr die Noten mit den angehefteten Seiten hin.
    Sie setzte sich neben mich und begann zu lesen.
    »Kannst du Latein?«, fragte ich erstaunt.
    »Natürlich. Ich habe Romanistik studiert. Da liegt Latein wohl nicht fern.«
    »Und da lässt du mich die ganze Nacht mit meinen bescheidenen Kenntnissen alleine suchen?«
    Sie schaute belustigt an mir hoch, nachdem ich aufgesprungen war.
    »Woher sollte ich wissen, dass du kein Latein kannst?«
    »Dann sag mir bitte jetzt, was da genau drinsteht.«
    Es dauerte ein Weile, bis sie die drei Seiten gelesen hatte und mir zurückgab.
    »Das ist eine sehr schlechte Übersetzung. Die ursprüngliche Sprache dieses Dekrets war nicht Latein. Vielleicht Deutsch, Französisch oder Italienisch.«
    »Ob irgendwer noch das Original hat?«
    Sie überlegte. »Wenn es noch existiert, dann kann es nur die Kirche haben. Und die rückt nichts raus. Im Gegenteil, wie du weißt. Was machen wir heute Abend?«
    »Wonach ist dir?«
    »Ausgehen.«
    »Du bist doch in Trauer, da kannst du doch nicht ...«
    »Papperlapapp. Ich bin keine Witwe, sondern eine erwachsene Frau, die ihren Vater verloren hat. Da werde ich das Recht haben, mich abzulenken.«
    Das war auch eine Art von Argument, und wir entschlossen uns, durch die Altstadt zu ziehen.
    Da ich ausgeschlafen hatte, morgen Samstag war und Lisa nicht zur Schule musste, bestand für uns kein Grund, die Zeit ernst zu nehmen.
    Es wurde eine Nacht, die mich mein Alter vergessen ließ und meine Junggesellen-Einstellung bedrohlich ins Wanken brachte.
    Lisa hatte die

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