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Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
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Erzbischöflichen Ordinariats sagen konnte, das für meinen Geschmack etwas jenseits seiner Machtbefugnis handelte.
    Demnach wurde sie aufgefordert, die angeblich von ihrem Vater in der Erzbischöflichen Ordinariatsbibliothek widerrechtlich entwendeten Dokumente bis zwölf Uhr dieses Tages auszuhändigen.
    »Wann kam das?«
    »Kurz nachdem Sie fort waren. Die Post kommt hier erst nachmittags.«
    »Kann das unter dem Zeug sein, was da um den Schreibtisch liegt?«
    Gerda schaute verzweifelt drein. »Muss wohl.«
    »Wird eine lange Nacht, bitte Kaffee ohne Ende.«
    Ich machte mich über den Schreibtisch und die Papierstapel her.
    Nach dem ersten Hinweis im Stadtarchiv wusste ich immerhin, in welcher Richtung ich zu suchen hatte. Der Rest musste sich ergeben. Es mussten Dokumente sein, die um1800 datiert waren und das Herzogtum Toscana oder Modena erwähnten.
    »Darf ich hier rauchen?« Normalerweise hatte ich es mir abgewöhnt, aber bei hochkonzentrierter Arbeit ertappte ich mich hin und wieder bei dem einen oder anderen Zigarillo.
    »Ich bitte darum. Vater konnte auch nicht von seiner Zigarre lassen. Heben Sie schon was gegessen? Ich mache Schnittchen.«
    Ich brummte etwas Zustimmendes.
    Gegen fünf Uhr hatte ich die Spreu vom Weizen getrennt. Vor mir lagen nur noch Bücher und Dokumente, die ich laienhaft der Kirche zuordnen konnte. Einige identifizierte ich am Stempel des Ordinariats im Einband, andere nur daran, dass ein Erzbischof oder eine Eminenz in dem Absender oder der Anschrift genannt wurde.
    »Wie steht es mit Ihren Latein-Kenntnissen?«
    Ich erhielt keine Antwort. Gerda war im Sessel eingeschlafen.
    Mir war auch nach Schlaf. Aber wenn ich mich jetzt hinlegte, würde ich nicht mehr wach ...
 
    Die Sonne ging gerade auf, als Lisa mir auf die Schulter tippte.
    »Was machst du denn hier? Hast du hier geschlafen?«
    »Oh verflixt«, regte sich Gerda. »Ist es schon so spät? Los Lisa, mach, dass du ins Bad kommst. Ich mache dir das Frühstück.«
    »Guten Morgen«, versuchte ich mit verrauchter Stimme freundlich zu sein.
    »Oh, entschuldige. Natürlich ... bin ich nicht mehr gewöhnt ... ähm, ja. Ich mache uns frischen Kaffee.«
    Sie wirkte wie aus dem Tiefschlaf gerissen und orientierungslos.
    Gegen acht Uhr, Lisa war zur Schule, Gerda dabei, die Zimmer zu machen, hatte ich zwei Kladden aussortiert, die mit Lederriemen durch die Buchdeckel zusammengehalten wurden.
    Eine davon trug noch die Reste eines zerbrochenen Siegels.
    Es waren Handschriften.
    Seite für Seite kämpfte ich mich durch das Latein. Da beide Bücher von ein und derselben Handschrift, eine steile Schrift mit starken Oberlängen, geschrieben worden waren, konnten es Abschriften sein. Eine Art Sicherungskopie von Originalen.
    Ich konnte vor und zurück lesen, wie ich wollte. Bei der Siegelkladde fehlte mindestens eine Seite. Der Sinn der vorderen Seite wurde unterbrochen und auf der nächsten nicht fortgesetzt. Bei einem gebundenen Buch hätte man vielleicht noch das Fehlen bemerken können. Aber bei der Kladde kamen nur Eingeweihte darauf, dass etwas nicht da war.
    Einziges Ergebnis der Nacht war, dass der Professor Zugang zur so streng gehüteten Bibliothek des Ordinariats gehabt hatte und sich genau das genommen hatte, was er suchte.
    Oder war das schon vorher entfernt worden?
    Auf jeden Fall waren die Unterlagen für Gerda und mich wertlos. Die Frage blieb, ob das der Gegenseite bekannt war.
    Sehr schnell merkte ich nun die Erschöpfung in mir hochkriechen. Rasch setzte ich den Stapel für die Polizei zusammen und konnte dann dem Sofa nicht mehr widerstehen.
    Nur etwas Ruhe ...

10

    »Hallo. Wach werden.«
    Ganz langsam krochen meine Lebensgeister zurück.
    »Gerd ... aufstehen.«
    Langsam richtete ich mich auf. Mein Rücken schmerzte.
    Gerda saß in der Hocke vor mir und schaute mich an. Dass sie blaue Augen hatte, war mir bisher entgangen.
    »Willst du den ganzen Tag schlafen? Es ist fünf Uhr.«
    »Wo sind die Bücher?«, war das Erste, was mir einfiel.
    Sie lachte und er hob sich. »Weg. Die Polizei hat sie geholt. Ich hatte keine Lust, sie ihnen hinter herzutragen.«
    »Hast du dir das bestätigen lassen?«
    »Jedes einzelne. Jetzt komm, nimm ein Bad.«
    Noch benommenf ührte sie mich ins Bad. Das Wasser war bereits eingelassen.
    »Wenn du was brauchst, rufe. Danach gibt es Essen. Magst du Bratkartoffel mit Wurstsalat? Ist Lisas Lieblingsspeise.«
    Ich war zwar von Berufs wegen ein Morgenmuffel, aber dass ich noch zu dieser Tageszeit

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