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Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
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Gästezimmer, oder gibst du mir die Chance zu testen, ob ich noch einen schnarchenden Mann an meiner Seite ertragen kann?«

21

    Nachdem wir beim Frühstück geklärt hatten, dass wir beide schnarchen, fuhr ich mit ihr in die Stadt und ließ
    mich an Gerdas Wohnung absetzen.
    Mit einem etwas mulmigen Gefühl öffnete ich die Wohnung. Was würde ich sagen, wenn sie da war?
    Nichts. Sie hält es auch nicht für nötig, die Wahrheit zu sagen, schnarrte mein Kobold. Oder mein Ego.
    Trotzdem stellte ich erleichtert fest, dass ich alleine war, und packte meine Sachen. Ich bestellte ein Taxi und bei Frau Gerster ein Zimmer. Auf dem Küchentisch hinterließ ich meine Handynummer und schleppte meine Habe hinunter.
    »Bist du auf der Flucht, oder habe ich eine Chance?«
    Margot lächelte und deutete auf ihren Wagen, der mit geöffneter Kofferraumklappe vor dem Eingang stand.
    »Spionierst du mir nach?«, brummte ich ungehalten.
    »Ja«, grinste sie und begann meine Sachen im Auto zu verstauen.
    Vom Regen in die Traufe, seufzte mein Kobold. Du lernst auch nichts aus der Geschichte.
    Zehn Minuten später war ich wieder da, wo ich aufgestanden war.
    »Betrachte es als dein Asyl, und denke an Mutters Wunsch, dass endlich ein Mann ins Haus kommt. Oder wenn dir das besser gefällt, Mutter ist wahrscheinlich deine einzige Zeitzeugin. Nur sie kann dir alles über den Professor erzählen, wenn du sie dazu bringst. Momentan fremdelt sie noch etwas. Aber das gibt sich, wenn sie Vertrauen zu dir gefasst hat.«
    Ich schwankte zwischen Ärger und Freude über diese Art der Vergewaltigung.
    »Da fehlt doch noch was?«
    »Und was?«, fragte sie schnippisch gegen.
    »Du hast Angst, dass die Gegenseite das auch weiß und deine Mutter in Gefahr ist.«
    »Kluger Kopf«, strahlte sie. »Lass dir von Mutter zeigen, wo unser Computer steht. Du weißt, wo du mich findest.«
    »So war sie schon immer.«
    Frau Hofmann hatte alles von der Treppe aus mitgehört und kam langsam die Stufen herab.
    »Das lässt sich kein Mann auf Dauer gefallen. Ich hoffe, Sie sind nicht der Trottel, zu dem Sie sich gerade machen lassen. Kommen Sie, ich zeige Ihnen das Büro.«
    Ich folgte ihr in einen durch die Küche erreichbaren Raum. Er maß etwa vier mal vier Meter und hatte eine große Glastür zum Garten.
    »Das war mal die Vorratskammer, bis Kühlschränke und Gefriertruhen Einzug hielten. Die Tür ist nachträglich reingekommen.«
    Das Zimmer war zweckmäßig ausgestattet, mit umlaufenden Tischplatten auf Chromfüßen. An den Wänden klammerten sich Regale um übervolle Akten. Ein Computer mit Flachbildschirm reckte sich aus Papierbergen, die sich nicht entscheiden konnten, nach welcher Seite sie umfallen sollten.
    »Ist praktisch«, murmelte Frau Hofmann,die meinen prüfenden Blick sah, »wenn es zu staubig wird, wirft man die oberen Blätter weg. Wissen Sie, wie man mit dem Ding umgeht?«
    Ohne mein Nicken zur Kenntnis zu nehmen, setzte sie sich in den ledernen Chefsessel und startete die Anlage. Nach dem Hochfahren rief sie ihren Internet-Provider auf, als sei das für eine Siebzigjährige der normalste Vorgang der Welt.
    Sie spürte mein Erstaunen, und der Stolz in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    »Ich bin zwar eine komische Alte, sonst hätte ich nicht so was wie Margot zur Welt gebracht, aber es gibt nicht viel, für was ich mich nicht interessiere. Es macht mir Spaß, im Internet zu toben. Vor allem, wenn ich nicht schlafen kann, so wie letzte Nacht. Es ist doch ungewohnt, plötzlich wieder einen ...«
    Das Handy gab Laut.
    Mein Chefredakteur informierte mich mit der Stimmlage, die er immer dann benutzte, wenn er zwischen allen Fronten stand und die Pilatus-Strategie – »Ich wasche meine Hände in Unschuld« - als die momentan einzig erstrebenswerte für sich sah.
    Dr. Simonte drohte dem Verlag mit einer Einstweiligen Verfügung, wenn ein Artikel über ihn erscheinen sollte. Gleichzeitig hatte er im Namen des Ordinariats Anzeige wegen Diebstahls erstattet.
    »Bügeln Sie Ihren Fehler mit einer Superstory aus, oder lassen Sie die Finger davon. Bis dahin hat der Verlag nichts damit zu tun, und was Sie in Ihrer unbezahlten Freizeit machen, ist Ihr Problem. Auf jeden Fall müssen wir dieses lateinische Zeug an diesen Dr. Simonte zu unserer Entlastung zurückgeben. Verstanden?«
    Das war nicht schwer zu verstehen. Der Verlag schickte mich in unbezahlten Urlaub. Damit war er für meine Tätigkeit nicht mehr verantwortlich, und ich konnte zusehen, wie

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