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Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
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in der Taschenmesser-Haltung. Der weiße Verband ließ ihn noch schmuddeliger wirken.
    »Die Rechnung. Wie bezahlen Sie?«
    Der Preis war am obersten Limit dessen, was ein Arzt einem Privatpatienten abnehmen durfte.
    »Was kostet es ohne Rechnung und bei Barzahlung?«
    »Da muss ich den Doktor fragen. Moment bitte.«
    Was sollte ich jetzt mit Otto anfangen? In dem Zustand konnte ich ihn nicht allein weiterziehen lassen, und dass er in der Lage sein würde, meine Fragen zu beantworten, bezweifelte ich. Der Mann gehörte wirklich ins Krankenhaus.
    Er hatte mir diese Überlegung wohl angesehen. »Nicht ins Krankenhaus ... meine Tiere warten.«
    Es war das erste Mal, dass ich ihn sprechen hörte. Seine Stimme war krächzend und mit rasselndem Atem hervorgebracht.
    Das rechte Auge blutunterlaufen, das andere schaute flehend.
    Die Hilfe kam zurück. »Die Hälfte. Haben Sie es passend?« Ich zahlte und bat sie, mir ein Taxi zu rufen.
 
    Der Fahrer machte kein begeistertes Gesicht, als wir einstiegen. Ich konnte ihm ansehen, dass ihn bei diesem Fahrgast nur ein Gedanke bewegte, nämlich wie er das Auto wieder sauber und geruchsfrei bekommen sollte.
    Nachdem ich ihn gebeten hatte, auf der anderen Münsterseite noch ein Gepäckstück aufzunehmen, und sich dieses als verwahrloster Hund herausstellte, half nur noch mein Hinweis auf seine Beförderungspflicht, um ihn zum Weiterfahren zu bewegen.
    Auch noch den Leiterwagen zu befördern, traute ich mich nicht zu bitten. Das hätte seine Toleranzgrenze endgültig überschritten.
    Drei Kilometer nachdem wir die Pension passiert hatten, bogen wir in einen Feldweg ein, der ein paar hundert Meter leicht bergauf führte und im Hof eines kleinen Bauernhofes endete.
    Der Hund sprang aus dem Wagen und rannte laut bellend zu einem Gatter, hinter dem sich Schweine suhlten und Hühner auf einem Komposthaufen tummelten. Dahinter schloss sich so etwas wie ein Stall oder Geräteschuppen an.
    Ich half Otto aus dem Sitz und hieß den Fahrer, zu warten. Der stieg aus und zündete sich eine Zigarette an, deren Rauch er begierig einsog, als wolle er seine Schleimhäute vom Mief im Wagen befreien.
    Otto, der mich grunzend in die Stube dirigierte, hielt ich wie eine Teppichrolle unter dem Arm.
    Stöhnend ließ er sich auf die Ofenbank fallen.
    Ich schaute mich um. Der Raum war einfach, aber praktisch ausgestattet. Massive Bauernmöbel, die wohl schon an die hundert Jahre waren, ein Regal mit überraschend vielen Büchern, aber kein elektrisches Gerät. Als Beleuchtung dienten Öllampen. Unter der Bank, die sich an einen Kachelofen schmiegte, stapelten sich Holzscheite.
    Otto verfolgte lächelnd meinen Rundblick.
    »Danke«, krächzte er. »Ich möchte jetzt ruhen. Gehen Sie bitte.«
    Das Taxi setzte mich an der Pension ab. Erst als ich Otto verlassen hatte, war mir aufgefallen, dass die Stube im krassen Gegensatz zu ihrem Bewohner gestanden hatte. Sie war sauber und aufgeräumt gewesen. Das Haus war zwar alt, aber auch nicht baufällig, wie Herr Gerster gesagt hatte.
    Ich hatte das Gefühl, je tiefer ich in ... ja was eigentlich, die Angelegenheit eindrang, umso mehr entzog sich alles meinen Bemühungen.
    Bei sauren Nieren mit Bratkartoffeln erzählte ich Herrn Gerster den Tagesablauf und auch meine Gedanken.
    »Sie wollten doch Urlaub hier machen. Was schert Sie ein meschugger toter Professor und ein schwer kranker Mann, dessen Tage doch gezählt sind? Genießen Sie das schöne Wetter und fahren Sie in die Berge. Ich habe da eine Hütte.«
    Er hatte eigentlich recht. Aber mein Instinkt hatte angeschlagen. Und der sagte mir, dass hier etwas im Hintergrund lauerte, das es sich näher zu untersuchen lohnte. Ich spürte etwas wie ein Jäger im Urwald, der seine Beute zwar nicht sehen konnte, aber sie ahnte.
    »Wollen Sie morgen Abend mitkommen?«
    »Wohin?«
    »Morgen haben wir Versammlung vom Verband. Es geht um die Feinabstimmung zum Weinfest. Welcher Wirt bietet was an und so ...«
    »Was soll ich da?«
    »Ist ganz lustig. Gibt reichlich zu essen und zu trinken. Stelle Sie als meinen Berater vor. Das wirkt immer. Da kommen Sie mal auf andere Gedanken.«
    Ich versprach, es mir zu überlegen.

4

    Gegen Mittag war ich wieder am Münster. Ottos Handkarren war weg. Ich kehrte in dem Lokal mit dem Stammtisch ein und fragte nach dem Wirt.
    Es dauerte eine Tageszeitung lang, bis er erschien.
    »Was kann ich für Sie tun?« Er wischte sich die Hände an der Schürze ab und bestellte ein Viertel.
    »Ich suche

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