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Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
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verwechseln.«
    »Wer kann mir bestätigen, dass Sie gestern nicht hier waren?«
    »Der Pfarrer, meine Frau und der Arzt im Krankenhaus, in dem sie liegt. Jetzt machen Sie, dass Sie rauskommen, sonst mache ich Gebrauch vom Hausrecht.«
    Eine eigenartige Situation. Wenn es nicht der Küster gewesen war, wer dann?
    »Sie wissen, dass in diesem Fall Otto Ihr einziger Zeuge ist?«
    Was mischst du dich da ein? Das geht dich doch alles nichts an , versuchte mir mein Gehirn einen Rückzug schmackhaft zu machen.
 
    Das Taxi brachte mich direkt zu Ottos Haus.
    Er saß in der Taschenmesser-Haltung vor dem Haus und genoss die untergehende Sonne. Frisch rasiert und in einem blauen Overall, der so neu war, dass er noch die Verpackungsfalten hatte.
    Er wirkte gepflegt. Sein Gesicht strahlte die Verschmitztheit des Wissenden aus.
    »Geht es Ihnen besser?«, versuchte ich die Stimmung zu sondieren.
    »Ich wusste, dass Sie kommen«, krächzte er und versuchte den Kopf in meine Richtung zu drehen, die ich, wie bei einem Unbehinderten, automatisch zu nah für sein Gebrechen gewählt hatte.
    »Setzen Sie sich, hier neben mich.«
    Er klopfte mit den Fingerknöcheln auf die Bank rechtsv on sich.
    »Wo ist mein Wagen?«
    »Keine Ahnung. Er war heute Morgen weg.«
    Er zog einen Knaufstock heran und stützte sein Kinn auf die darüber gefalteten Hände.
    »Habe ich mir gedacht.« Er lächelte in Richtung Schweinekoben. Sein Profil war, abgesehen von seinem körperlichen Gebrechen, rasiert und etwas gepflegt, nicht das eines Mannes, der es gewohnt war, sich sein Essen unter den Marktständen zu suchen.
    Wenn er in den frühen fünfziger Jahren als junger Mann in der Stadt aufgetaucht war, so musste er jetzt um die siebzig sein.
    »Was geht mit Ihnen vor?«, versuchte ich einen Anfang.
    Er drehte den Kopf, so weit er es vermochte, und half mit einer Körperdrehung nach, um mich fixieren zu können.
    »Mit mir? ... Nichts. Sie mögen es nicht, wenn ich ihnen ihre Schwäche zeige.«
    »Ihre Schwäche? Sie sind doch der Schwache.«
    Er lächelte und rief den Hund, der genauso ungepflegt war, wie ich ihn in Erinnerung hatte.
    »Der Küster behauptet, dass er Sie nicht angerührt hat, weil er gestern nicht da war. Stimmt das?«
    Otto kraulte den Hund.
    »Habe nicht gesagt, dass es der Küster war.«
    Das stimmte. Der Küster war mir von den umstehenden Leuten genannt worden, nicht von ihm. Ich hatte den Fehler gemacht,den man nur ganz jungen Journalisten verzieh, die Meinung und Beobachtung anderer ohne Recherche als gültig anzunehmen.
    Er gab dem Hund einen Klaps. Das Tier verschwand im Gelände.
    »Wer war es dann?«
    »Was bringt Ihnen das, wenn Sie wissen, wer mich hinausgestoßen hat? ... War nicht das erste Mal.«
    Er sagte es so, als plaudere ein Profiboxer über die Normalität eines Knockout.
    »Noch irgendwelche dummen Fragen?«, krächzte er und stützte sich an seinem Stock hoch.
    Ich blieb sitzen und bückte mich, um mit ihm auf gleicher Kopfhöhe zu sein.
    »Kannten Sie den Professor näher?«
    Es stieß einen lang gezogenen Krähenschrei aus.
    »Das ist sogar eine blöde Frage. Natürlich kannte ich ihn. Hat versucht, aus mir ein Fabelwesen zu machen. Nun ist er selbst eines.«
    Er stakste ins Haus und schloss die Tür.

5

    Zurück in der Pension, informierte ich Frau Gerster, dass ich ihren Mann auf die Versammlung begleiten würde.
    Unter der Dusche schalt ich mich einen Narren. Was wollte ich überhaupt mit diesen undurchschaubaren Situationen? Alles was ich wusste, war eine Vermutung, gestützt auf die Aussagen des Professors, Herrn Gersters und des dicken Wirts, dass es am Münsterplatz nicht mit rechten Dingen zuging ... eben nur eine Vermutung. Mehr nicht.
    Bis zum Ende meines Urlaubs würde sich daraus noch nicht einmal eine Überschrift, geschweige eine Story herleiten lassen.
 
    Versprochen war versprochen, und so begleitete ich Herrn Gerster zur Versammlung, die im nobelsten Hotel am Platz stattfand.
    In Ermanglung des von mir ungeliebtesten Kleidungsstücks, einer Krawatte, trug ich einen leichten Rollkragenpullover, dem ich auch beruflich zu hohen Anlässen anstatt dieser Halseisen den Vorzug gab.
    Wir waren etwas spät, da Frau Gerster darauf bestanden hatte, dass ihr Mann den »Guten« anziehen müsse.
    »Wenn du schon zu diesen Blendern willst, dann zieh dich gefälligst entsprechend an«, hatte siei hn gezwungen, seine Freizeitbekleidung gegen einen Anzug zu tauschen.
    Der Anzug war wirklich gut, aber Herr

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