Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
Lösung lag zum Greifen nah: Matthew Hawthorne. Wo man hinkam, redete man von ihm, er habe den Marquis auf offener Straße herausgefordert, und das schien kein Gerücht zu sein, Woodworth hatte Kirby selbst gefragt und er hatte mit einem hintergründigen Grinsen bestätigt, dass dieser Grünschnabel recht geschickt mit dem Degen umzugehen wusste. Matthew Hawthorne hatte das Fechten wieder salonfähig gemacht. Er brauchte nur diesen arroganten Flegel dazu zu kriegen, in seinem Club zu trainieren ...
Weiß der Teufel, wieso halb London verrückt nach ihm war. Obwohl - wenn Woodworth es genau überdachte, so hatte er selbst eine ziemlich genaue Vorstellung davon. Diese schlaksige Hülle war nichts anderes als ein Blendwerk. Eine verdammte Courage hatte der Lümmel, das musste man ihm lassen, diese kühne Unerschrockenheit, die aus jeder Faser seiner zierlichen Muskeln sprach, und welche Glut in ihm schwelte! Dieser feurige Blick aus diesen unglaublichen grünen Augen, als er wütend gewesen war! - Und diese eiskalte Arroganz, mit der diese kleine Laus ihn einfach abblitzen ließ! Oh, verdammt!
Warum ließ ihn diese aufreizende Art, seine zarten Nasenflügel aufzublähen, nicht los? Warum verfolgte ihn ständig diese unglaublich anmaßende Art, sein niedliches Kinn zu heben? Und erst diese verflucht impertinente Weise, lässig durch seinen Club zu schlendern!
In seine grollenden Überlegungen hinein, diesen dreisten Bengel für seine Unverschämtheiten zu strafen (wozu es erforderlich wäre, ihm vorher die Kleider vom Leib zu reißen), mischte sich die Vorstellung, dass Matthew, dadurch auf einen Gipfel der Lust getrieben, ihm in Ewigkeit verfallen und hörig wäre.
Der Marquis ... nun schweigen wir darüber, auf welche Weise er versuchte, sein Verlangen nach Matthew Hawthorne zu stillen ... nur so viel sei gesagt, dass er diesem Straßenjungen einen Lohn zahlte, der seinen Leistungen angemessen war.
Der Mond schien auch in das Schlafzimmer, in dem Hazel schlaflos und allein mit ihrer Lüge in ihrem Bett lag, und warf mit seinem unbarmherzigen Licht seltsame Schatten an Wand und Decke. Hazel seufzte und suchte auf ihrem tränennassen Kissen eine trockene Stelle, auf die sie ihren Kopf betten konnte.
Und als wüsste sie um all die Gedanken derer, die sich in dieser Nacht mit Matthew Hawthorne beschäftigten, kam sie schweren Herzens zu einem Entschluss:
Es gab keine andere Möglichkeit. Matthew Hawthorne musste von der Bildfläche verschwinden. Und zwar endgültig.
Nur Hayward war ein sanfter Schlaf beschieden. Ob er in dieser Nacht von Matthew Hawthorne träumte, wissen wir nicht.
Am Morgen zog sich der Mond zurück und übergab der Sonne die Herrschaft.
Hazel stand mit dem Bewusstsein auf, ihren nächtlichen Entschluss so schnell wie möglich durchführen zu müssen.
Es war indessen nicht so einfach, wie Hazel es sich vorgestellt hatte, zum Bischof von London in seinen Amtsstuben vorzudringen. Sie hatte die geringeren Hürden mit Ausdauer und Beredsamkeit genommen, stand aber nun vor dem Privatsekretär des Bischofs, der von einem anderen Kaliber war als seine Vorgänger und es offensichtlich als seine erklärte Aufgabe ansah, lästige Besucher vom Bischof fernzuhalten. Hazel hatte bereits minutenlang all ihre Überzeugungskraft eingesetzt, ohne auch nur einen Fingerbreit näher an seine Tür heranzukommen.
"Aber Sie müssen mich vorlassen! Sie müssen mich wenigstens anmelden! Es ist wichtig!", rief sie in ihrer Verzweiflung schließlich heftig.
Offenbar hatte diese Lautstärke ausgereicht, um in das Arbeitszimmer des Bischofs zu dringen, denn die Tür öffnete sich und eine wohlbekannte Stimme fragte: "Was geht hier vor?"
Der Bischof kam herein, erstarrte jedoch, als er Hazel erblickte.
"Matthew!", sagte er entgeistert. "Warum kommen Sie hierher?"
"Ich muss mit Ihnen reden!", sagte sie und fügte mit Blick auf den Sekretär hinzu: "Unter vier Augen."
Lord James zögerte.
"Es ist wichtig. Ich muss Ihnen etwas beichten", drängte Hazel. "Das können Sie mir doch nicht verwehren!?"
Er rang mit sich. Es war nur allzu deutlich, dass er fürchtete, mit ihr allein zu sein, und vielleicht auch zu ahnen glaubte, worin ihre Beichte bestehen würde.
"Kommen Sie", sagte er endlich entschlossen und trat einen Schritt zurück, um sie in sein Arbeitszimmer einzulassen.
Er schloss sorgfältig die Türe. "Ehrlich gesagt, Mr. Hawthorne, ist es mir gar nicht recht, dass Sie hier auftauchen ...", gestand
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