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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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verseuchten Dublin zu überqueren. »Dies alles hat O’Duffy das Leben gekostet. Wollen Sie zulassen, dass es auch Sie tötet?«
    Er wandte sich schweigend ab. In diesem Moment wusste ich, dass ich gewonnen hatte. Ich wusste, dass er mich anrufen würde, sobald das nächste Verbrechen gemeldet wurde. Er würde sich selbst dafür hassen und sich einreden, dass er verrückt war, aber er würde anrufen. Das war alles, was ich brauchte.
    Ich begleitete Jayne bis zur Garda-Wache in der Pearse Street und versicherte ihm, dass das, was er vorhin noch »Halluzinationen« genannt hatte, bald verblassen würde. Als wir uns verabschiedeten, sah ich denselben hohlen Ausdruck in seinen Augen, den ich manchmal bei mir selbst feststellte.
    Er tat mir leid.
    Aber ich brauchte einen Informanten in der Garda, und jetzt hatte ich einen.
    Außerdem wäre es nur eine Frage von Tagen gewesen, bis er umgekommen wäre, wenn ich ihm nicht die Augen geöffnet hätte. Er hatte zu sehr herumgeschnüffelt. Womöglich wäre er, wenn er in irgendeiner verlassenen Straße ein abgestelltes Auto mit offenen Türen entdeckt hätte, bei Nacht in eine Dunkle Zone gelaufen oder demjenigen, der auch immer O’Duffys Kehle aufgeschlitzt hatte, begegnet.
    Er war ein wandelnder toter Mann gewesen. Jetzt hatte er wenigstens eine Chance, zu überleben.

Drei
    Ich würde für ihn sterben.
    Sonst gibt es nichts dazu zu sagen.
    Ich würde meinen letzten Atemzug und die letzte Hoffnung in meinem Herzen hergeben, um ihn am Leben zu erhalten. Als ich dachte, ich wäre verrückt, kam er zu mir und erklärte mir alles. Er half mir zu verstehen, was ich bin, und unterwies mich im Jagen und Verstecken. Er brachte mir bei, dass es notwendige Lügen gibt, und seither habe ich viel über sie gelernt. Jedes Mal, wenn Mac mich anruft, bekomme ich mehr Übung. Auch für sie würde ich sterben.
    Er hat mich dazu gebracht, mich selbst anders zu sehen. Er lässt mich die Frau sein, die ich immer sein wollte. Nicht die perfekte Tochter und die brave Studentin, die das Gefühl hat, das Richtige tun zu müssen, damit Mom und Dad stolz auf sie sind, oder die fürsorgliche große Schwester, die Mac ein leuchtendes Vorbild ist und den neugierigen Nachbarn keinen Anlass gibt, ihre Zungen an ihr zu wetzen. Ich hasse die Kleinstadt-Wichtigtuer! Ich habe mir immer gewünscht, mehr wie Mac zu sein. Sie tut nichts, wozu sie keine Lust hat. Ihr ist es gleichgültig, ob die Leute sie faul und selbstsüchtig nennen – sie ist glücklich. Ich frage mich, ob sie weiß, wie stolz ich deswegen auf sie bin.
    Aber jetzt ist alles anders.
    Hier in Dublin bei ihm kann ich so sein, wie ich will.Ich bin nicht mehr in einer Kleinstadt im tiefen Süden eingesperrt und gezwungen, ein artiges Mädchen zu sein. Ich bin frei!
    Er nennt mich seine Königin der Nacht. Er zeigt mir die Wunder dieser unglaublichen Stadt und ermutigt mich, meinen eigenen Weg zu finden und selbst zu wählen, was ich für richtig oder falsch halte.
    Und der Sex, Gott, der Sex! Ich wusste nicht, was Sex ist, bis ich ihm begegnet bin! Es ist keine Angelegenheit von sanfter Musik und Kerzenschein, für die man sich bewusst entscheidet.
    Sex ist etwas Unfreiwilliges wie Atmen, und genauso wenig wie ohne Atem zu holen, kann man ohne Sex leben. Ob an eine Wand in einer dunklen Gasse gepresst oder flach auf dem kalten Beton liegend, weil ich es keine Sekunde mehr ohne ihn aushalte. Auf Händen und Knien, mit trockenem Mund und wildem Herzschlag, das Warten auf den Moment, in dem er mich berührt – dann lebe ich wieder. Sex ist Strafe und Läuterung, sanft und gewaltsam, und er lässt alles andere verblassen, bis nichts mehr zählt, außer ihn in mir zu spüren. Ich würde für ihn sterben – und ich würde für ihn töten.
    Wie ich es heute Nacht getan habe.
    Und wenn ich sie morgen sehe …

    Ich hasste ihn.
    Oh, ich hatte den Mörder meiner Schwester schon vorher gehasst, aber jetzt hasste ich ihn noch mehr.
    Hier hielt ich den Beweis dafür, dass der Lord Master seine finsteren Mächte an Alina angewandt und sie in etwas verwandelt hatte, was sie nicht war, ehe er sie getötet hatte, in den Händen: eine Seite aus ihremTagebuch. Eine Seite mit ihrer wunderschönen, zarten Handschrift, die sie anfing zu perfektionieren, noch ehe ich das Lesen gelernt hatte.
    Ein

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