Im Schatten meiner Schwester. Roman
beschäftigt gewesen. Als er jedoch Robins Zimmer erreichte, sprach Charlie als Erster, und was er sagte, schob Chris’ Probleme beiseite.
Nicht, dass Chris ganz erstaunt war, von Peter Santorum zu erfahren. Es erklärte, wie viel seine Mutter immer emotional in Robin investiert hatte. Er hatte das nie persönlich genommen, doch er wusste, dass es bei Molly anders war. Er fragte sich, wie sie sich gefühlt hatte, als sie die Wahrheit erfuhr.
Derjenige, an den er jedoch sofort Fragen hatte, war sein Vater. Sie waren in Robins Zimmer und lehnten nebeneinander an der Wand, die Stimmen gesenkt, den Blick auf Robin, die Apparate und die Blumen gerichtet – alles andere, nur nicht sie selbst. So war es leichter.
»Du hast es die ganze Zeit gewusst?«, fragte Chris.
»Keine Details«, antwortete Charlie. »Die brauchte ich nicht zu wissen.«
»Aber du kanntest seinen Namen.«
»Natürlich. Sogar damals habe ich zuerst immer den Sportteil gelesen. Longwood war in Boston eine große Sache.«
»Was hast du damals darüber gedacht, dass Mom mit einem Star zusammen war?«
»Es war nur eine Nacht, Chris.«
»Aber er war berühmt.«
»Deine Mutter wusste das kaum. Ich habe seine Karriere mehr verfolgt als sie.«
»Bevor du von Mutter und ihm wusstest?«
»Danach auch.«
»Wegen Robin?«
»Meinetwegen. Ich mag Tennis.«
Chris’ Situation war eine andere. Seine Zeit mit Liz und seine Zeit mit Erin hatten sich überschnitten. Doch Erin wusste nichts von Liz. Er fragte sich, wie er sich fühlen würde, wenn er erführe, dass sie auch mit einem anderen zusammen gewesen war.
»Hat es dich gestört, dass du nach ihm gekommen bist?«, fragte er leise.
»Wenn du von Sex sprichst, bitte nicht. Wenn du von Liebe sprichst, so gibt es keinen Wettbewerb. Deine Mutter hat sich nicht nach ihm gesehnt. Sie liebte mich.«
»Du hast sie gerettet. Du hast ihr die Ehe geboten. Du hast sie unterstützt.«
»Warte mal«, warnte Charlie und sah Chris nun direkt an. »Wenn du sagen willst, dass sie mich ausgenutzt hat, dann irrst du dich. Bevor wir uns überhaupt jemals getroffen haben, hat sie mir von Robin erzählt. Ich hatte eine Wahl, es zu tun oder wegzugehen. Ich beschloss, es zu tun. Deine Mutter und ich haben uns von Anfang an verstanden. Sie hat es mir vergolten, so gut sie konnte.«
»Aber sie hat das Baby eines anderen bekommen.«
»Na und? Schau dich um. Patchworkfamilien sind nichts Besonderes. Wir waren nur unserer Zeit voraus.«
»Okay. Dann die Tatsache, dass sie so auf Robin fixiert war. Hat es dich gestört?«
»Nein. Ich habe es verstanden. Und ich habe ihr zugestimmt. Robin brauchte mehr Hilfe.«
Chris zog ein Gesicht. »Inwiefern?«
»Zum einen in der Schule. Sie ist Robin nicht leichtgefallen.«
Das war ihm neu. »Sie hat jeden Preis gewonnen.«
»Wenn du dich zurückerinnerst und hinschaust«, sagte Charlie mit ruhiger Autorität, »waren die Preise nicht für akademische Leistungen. Sie waren für Dinge wie Verbesserung und Hilfsbereitschaft.«
Doch Chris erinnerte sich am besten daran, was für ein großes Aufheben man immer um jeden Preis machte, den Robin erhielt. »Sie ist immer supergesellig gewesen. Hat sie das von ihrem Vater geerbt?«
»Ich bin ihr Vater, Chris.«
»Aber wir anderen sind zurückhaltend.«
»Deine Mutter nicht. Robin mag physische Züge von Peter geerbt haben, aber das Verhalten hat sie von Mom.«
Chris war sich nicht sicher, ob das stimmte. Man konnte auch Verhaltenszüge erben. War Chloe nicht mit der Fähigkeit geboren worden, sich selbst zu beruhigen? Sie lutschte am Daumen, rieb sich am Rand ihrer Decke, trat dann nach ihrem Mobile, so dass es klingelte. Sie hatte von Erin Einfallsreichtum geerbt, doch sie hatte ganz sicher nicht gesehen, wie Erin am Daumen lutschte.
Doch er wollte nicht mit Charlie streiten. Deshalb sagte er: »Stört es dich zu wissen, dass Robin mit ihm Kontakt hat?«
»Nein. Ich wünschte nur, ich hätte es gewusst. Ich hätte mit ihr darüber geredet. Aber ihr Verhalten mir gegenüber hat sich nie verändert, Chris. Sie wusste, dass ich sie liebte.«
Chris beneidete seinen Vater um dessen unwandelbaren Glauben. Er wünschte, er könnte sich auch bei allem, was er tat, so sicher sein. »Ich habe ein Problem, Dad.«
»Hiermit?«
»Nein, mit Liz Tocci. Sie droht mir, Ärger zu machen. Weißt du noch, als ich sie kennengelernt habe? Wir waren zusammen.«
Charlie nahm nur langsam wahr, was Chris gesagt hatte. Dann erschrak er. »Zusammen
Weitere Kostenlose Bücher