Im Schatten meiner Schwester. Roman
wie …«
»Ja.« Chris steckte die Hände in die Taschen. »Nicht gerade eine Nacht wie Mom und dieser Typ, eher ein paar Wochen und ungefähr um dieselbe Zeit, als ich Erin kennenlernte.«
»Liz Tocci?«, fragte Charlie ungläubig.
Chris empfand dieselbe Ungläubigkeit. »Ich stand kurz vor dem Abschluss. Ich habe nicht gerade danach gesucht, aber da war eben Liz. Eine Art letzte Affäre.«
»Hast du sie deshalb bei uns eingeschleust?«, fragte Charlie missbilligend.
Chris sah seinen Vater an. »Nein. Es war vorbei, bevor ich meinen Abschluss machte. Sie wusste, dass ich mich mit Erin traf. Sie wusste sogar, dass wir heiraten wollten, doch sie hat den Kontakt gehalten. Als sie die Stadt verlassen wollte, habe ich ihr ein Bewerbungsgespräch mit Mom verschafft. Sie war eine alte Freundin. Sie hat nie mehr als das zu erkennen gegeben, bis jetzt, wo sie eine Waffe braucht. Die Tatsache, dass Molly sie gefeuert hat, treibt sie in den Wahnsinn. Sie will wieder eingestellt werden.«
Eine Schwester kam herein. Charlie nahm Chris am Ellbogen. »Wir sind kurz mal draußen«, sagte er zu der Frau und wartete, bis die Tür geschlossen war, bevor er murmelte: »Das ist doch nur heiße Luft.«
Das sagte sich Chris auch ständig, doch es gab einen Haken. »Sie sagt, sie hat Bilder.«
»Kompromittierende?«
»Das kann nicht sein. Ich war nur diese kurze Zeit mit ihr zusammen, und es gab keine Bilder.« Er verstummte kurz, dann fuhr er fort: »Meine Beziehung mit Erin war gerade in Gang gekommen. Ich wollte nicht, dass sie es herausfand.«
»Und hat sie?«
Er schüttelte den Kopf. »Liz weiß das. Und das ist ihr Ass im Ärmel.«
»Was willst du machen?«
»Ihr sagen, dass sie abhauen soll.«
»Es gibt ein Risiko. Wenn du es Erin erzählen würdest, würdest du das ausschalten.«
Chris atmete tief aus. »Leichter gesagt, als getan. Sie wird sich aufregen.«
»Erkläre, warum du getan hast, was du getan hast.«
»Eine letzte Affäre?« Er gab ein abfälliges Geräusch von sich.
»Du musst ihr was sagen.«
»Wir haben … äh … in letzter Zeit ein paar Meinungsverschiedenheiten. Sie sagt, ich rede nicht genug.«
»Vielleicht stimmt das ja.«
»Du hast es auch nie getan.«
Charlie warf ihm einen verblüfften Blick zu. »Ich habe genug geredet.«
»Ich habe das nie gehört.«
»Warst du mit Mom und mir im Schlafzimmer?« Natürlich nicht. »Eltern reden vor ihren Kindern nicht über alles«, fuhr Charlie fort. »Deine Mutter und ich reden abends, wenn wir allein sind. Sie weiß immer, was ich denke.«
»Das habe ich von Erin auch geglaubt, aber sie bestreitet das. Du und Mom, ihr arbeitet zusammen, also musst du auch nicht abends nach Hause kommen und ihr genauestens über deinen Tag Rechenschaft ablegen.«
»Erin kann ja auch in Snow Hill arbeiten.«
»Darum geht es nicht.«
»Vielleicht sollte es das aber. Sie war diese Woche eine große Hilfe. Ich habe sie lieber bei uns als anderswo. Sie könnte sogar das Baby mitbringen.«
»Snow Hill ist kein Ort für ein Baby.«
»Bei euch Kindern hat’s doch auch funktioniert. Aber wenn du es nicht willst, finde eine bessere Lösung. Komm schon, Chris, sei positiv.«
»Diese Woche?« Er schnaubte. »Wohl kaum eine Chance.«
Sein Vater war ganz ruhig. »Das Leben geht weiter, Chris. Du hast das Thema Liz angesprochen. Es wird dir bleiben mit oder ohne Robin. Dasselbe mit dir und Erin.«
»Erin ist unvernünftig. Na und, dann bin ich eben ruhig. Du bist ruhig. Das ist in Ordnung für Mom. Erin kapiert es nur einfach nicht.«
»Nein, Chris, du bist derjenige, der es nicht kapiert, wenn du ihre Bedürfnisse nicht anerkennst. Gefühle mitzuteilen ist schwer. Wenn jemand dir nicht zustimmt, fühlst du dich beleidigt, vor allem, wenn dieser Jemand der Mensch ist, den du liebst. Aber es ist keine Lösung, sich zu verschließen. Mom wäre sauer auf mich, wenn ich meine Gedanken nicht ausdrücken würde. Ich tue es eben nur auf eine Weise, die mir liegt. Du musst herausfinden, was dir liegt. Dich zu weigern, es überhaupt zu tun, ist feige. Du könntest damit anfangen, Erin von Liz zu erzählen.«
Dieser Gedanke gefiel Chris gar nicht. Doch es war vielleicht die einzige Möglichkeit, Liz zu neutralisieren. »Du wärst nicht dafür, sie wieder einzustellen?«
»Und Molly in den Rücken zu fallen? Nein.«
»Was ist mit Entschädigung?«
Charlie überlegte. »Vier Wochen Gehalt vielleicht. Das wäre ein Kompromiss.«
Chris war sich nicht sicher, dass sie darauf
Weitere Kostenlose Bücher