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Im Schatten meiner Schwester. Roman

Titel: Im Schatten meiner Schwester. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Delinsky
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gestern Abend erzählt?«
    »Also weiß Ihr Vater es auch.«
    »Oh, er wusste es die ganze Zeit. Fürs Protokoll«, sagte sie, da sie das betonen musste, weil sie sich ein bisschen wie ein Judas fühlte und die Familie verriet, indem sie ihn herbrachte. »Er war der beste Vater, den Robin sich wünschen konnte. Er betet sie an. Bitte gehen Sie da nicht rein und reden davon, dass Sie sich wünschten, Sie hätten ihr ein Vater sein können. Sie hatte einen wundervollen Vater.«
    »He«, erinnerte er sie wieder, dieses Mal spöttisch, »
Sie
waren diejenige, die mich hergebeten hat.«
    Sie zwang sich einzuatmen. »Sie haben recht. Ich mache mir nur Sorgen. Es war eine furchtbare Woche. Ich will alles nicht noch schlimmer machen, aber ich will, dass Robin weiß, dass Sie gekommen sind.«
    Er hätte vielleicht anmerken können, dass Robin das nicht wissen würde. Als er es nicht tat, wuchs ihre Achtung vor ihm um ein Grad. Sie sagte: »Ihre Schwester ist Läuferin. Weiß sie von Robin?«
    »Sie weiß nicht, dass Robin meine Tochter ist. Und auch keines meiner Kinder weiß es. Um Robins willen.«
    »Um Robins oder Ihretwegen?«
    Er zuckte zusammen. »Wie alt, sagten Sie, sind Sie?«
    »Siebenundzwanzig. Und das ist einfach meine Art. Wenn Robin hinter mir säße, würde sie mir in den Sitz treten.« Sie verstummte kurz. »Wenn sie jedoch hier wäre, würde sie diese Fragen selbst stellen.«
    »Sie hat Glück, eine Schwester wie Sie zu haben.«
    »Ich bin es, die Glück hat. Sie war ein tolles Rollenmodell, was Entschlossenheit und Selbstdisziplin angeht. Ich könnte niemals das schaffen, was sie geschafft hat.«
    »Hat sie jemals versucht, Sie zu bekehren?«
    »Natürlich. Läufer sind Missionare. Es ist ihr nur einfach nie gelungen.«
    »Was hat sie außer Laufen noch getan?«
    »Joghurt gegessen und Kräutertee getrunken«, antwortete Molly liebevoll. »Und Reden gehalten. Sie hat Mädchen inspiriert, die Rennen laufen wollten. Sie hat geholfen, Millionen von Dollar für gute Zwecke aufzutreiben. Dafür müssen Sie meiner Mom danken. Sie hat Robin Werte beigebracht.«
    Er wirkte nachdenklich. Dann sah er sie an. »Erzählen Sie mir von Ihrer Mom.«
    »Sie liebt meinen Dad zutiefst«, erwiderte Molly, damit er es wüsste.
    »Dann ist sie glücklich gewesen?«
    »Sehr. Bis jetzt. Das hat sie aus der Bahn geworfen.«
    »Werde ich sie sehen?«
    Molly warf ihm einen Blick zu, und einen Moment lang waren sie Verschwörer. »Da kann man nur raten. Wir werden es bald wissen, wir sind fast da.«
     
    Kathryn empfand nicht den Wunsch, Peter zu sehen. Wenn es einen physischen Grund dafür gab, was Robin zugestoßen war, dann trug er die Schuld daran. Doch Robin war unter ihrer Ägide zusammengebrochen. Das sprach gegen sie, und es ging über Stolz hinaus. Peter gegenüberzutreten hieß, ihren Schuldgefühlen gegenüberzutreten, weil sie Anzeichen übersehen hatte, die es doch gegeben haben musste.
    Die Alternative jedoch war, ihn Robin allein besuchen zu lassen. Oh, einer der anderen konnte dabeisitzen, doch das war nicht
     dasselbe. Kathryn hatte Robin durch alles andere in ihrem Leben geleitet. Sie konnte sie jetzt nicht im Stich lassen.
    Dieser Gedanke verursachte eine weitere Nacht mit sporadischem Schlaf. Sie erwachte erschöpft, und selbst eine ausgiebige Dusche und drei Tassen Kaffee halfen kaum.
    Sie kam früh im Krankenhaus an und ließ Robins Arme und Beine eine Reihe von Bewegungsübungen absolvieren – ihr war es egal, dass die Ärzte diese nicht mehr vorschlugen –, doch ihr Blick kehrte immer wieder zum Gesicht ihrer Tochter zurück. Robin hatte immer eine schöne Haut gehabt, und das hatte sich in den vier Tagen nicht geändert. Kathryn fragte sich, ob es nach einer Woche noch so sein würde. Sie fragte sich, wie es nach einem Jahr wäre. Andere Dinge würden sich eindeutig verändern, zum Beispiel der Muskeltonus. Sie konnte sich nicht an eine Zeit erinnern, in der Robin nicht schlank und stark gewesen war. Sie laufen zu sehen war, als sähe man ein Vollblutpferd rennen.
    Ihr Herz tat weh wegen des Paradoxons – derselbe Sport, der Robin zu einem Bild der Gesundheit gemacht hatte, war auch ihr Unglück geworden.
    Die Tür ging auf, und trotz zwölf Stunden Furcht dachte sie zuerst, Peter sei nur ein weiterer Krankenhausangestellter. Robin mochte neuere Bilder gesehen haben, Kathryn jedoch nicht. Zweiunddreißig Jahre später sah er ganz anders aus.
    Sie hatte ihn wohl völlig ausdruckslos abgestarrt, denn er

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