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Im Schatten von Notre Dame

Titel: Im Schatten von Notre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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sehen, was sie Phoebus in der Kupplerhöhle dargeboten hatte. Ich schob den Rocksaum nach oben – und erstarrte beim Anblick der schiefen, verkrüppelten, eitrigen Füße.
    »Die Spanischen Stiefel«, sagte sie. »Danach habe ich alles gestanden, was sie hören wollten. Was ist, hat das dein Feuer gelöscht?«
    »Nein«, sagte ich, und es war die Wahrheit. »Ich frage mich nur, wie du damit tanzen willst.«

    »Die Zeit des Tanzens ist vorüber.«
    Sie zog mich wieder an sich, liebkoste mich und löste die Schnüre von Wams und Hose. Nur noch mit dem Hemd bekleidet, kniete ich vor ihr und schob den weißen Rock über ihre Knie und weiter hinauf über die Hüften. Unter dem Gewand war sie nackt. Ihr Leib mit dem schwarzen Flaum reckte sich mir fordernd entgegen.
    Ich zögerte, dachte an Colette. Aber was hatte ich von ihr zu erwarten? Nichts, wenn ich ihren Worten Glauben schenkte. Ich war kein Pfaffe, der dem Zölibat unterlag. Und ich sah keinen Grund, auf die Lust zu verzichten, nur weil das Glück mir versagt blieb.
    Um keine Ausflüchte zu machen – ich gab der Verlockung nach und kniete mich zwischen die schlanken Beine. Die Hände der Esmeralda griffen nach dem Zeichen meiner Erregung und streichelten es, zärtlich und kraftvoll zugleich, versetzten meinen Leib in Zuckungen, bis die ersten Tropfen auf ihre entblößte Haut fielen.
    Ich hielt es nicht länger aus, wollte mein Feuer löschen und ließ mich auf die Zigeunerin sinken. Mein Fleisch verschmolz mit ihrem. Mit jedem Stoß drang ich tiefer in sie ein. Die züchtige Haube um ihr Gesicht war mir ein Ansporn statt ein Hemmnis. Diese Novizin sollte ihre Einführung niemals vergessen!
    Wäre Quasimodo jetzt zurückgekommen, hätte er all seine Kraft aufbieten müssen, um uns voneinander zu trennen. Die Beine der Zigeunerin umschlangen mich, ihre Hände auf meinem Gesäß pressten mich an ihren Unterleib, krallten sich fast schmerzhaft in mein Fleisch.
    Mit jeder Bewegung wuchs mein Drang, unsere Vereinigung zu vollenden, bohrte ich mich in ihren erhitzten, weichen Schoß. Schneller, härter, tiefer, bis ich ihren lustvollen Schrei hörte und mich nicht länger zurückhielt. Während ich mich in ihren Gral ergoss, blickte ich in das verschlafene Gesicht der steinernen Muttergottes und bedauerte die immerwährende Jungfrau für das, was ihr bei der unbefleckten Empfängnis entgangen war.

Kapitel 3
    Der große schwarze Vogel
    Ich schlief in jener Nacht tief und traumlos, doch am nächsten Tag träumte ich unentwegt von der Zigeunerin. Mich erfül te der unbändige Drang, mich der rauschhaften Vereinigung mit ihr erneut hinzuge-ben. Als die Vesperglocke läutete, vermochte ich mich nicht länger zu-rückzuhalten und lief zur Freistattzel e. Im Gang vor der Zuflucht be-zähmte ich meine Eile und hielt sorgsam Ausschau. Viel eicht läutete ein Mesner an Quasimodos Stel e die Glocke. Doch ich konnte den Glöckner nirgends entdecken und pochte erleichtert gegen die niedrige Tür.
    »Komm rein, Armand!«
    Verblüfft trat ich ein und sah den Rücken der Zigeunerin, die aus dem kleinen Fenster spähte. Sie trug die Tracht der Augustinerinnen, aber nicht den Schleier. Ihr samtiges schwarzes Haar umspielte die Schultern und bildete einen vollendeten Kontrast zum Weiß des Kleides.
    »Woher wusstest du, daß ich es bin?«
    »Quasimodo hätte ich kommen gehört, und Frollo hätte nicht an-geklopft«, antwortete sie, ohne sich zu mir umzudrehen. »Außerdem habe ich es gespürt.«
    »Die Kraft des Sonnensteins?«
    »Ja, noch stärker als gestern abend.«
    Ich trat hinter sie und legte sanft die Hände auf ihre Schultern. »Was gibt es da draußen?«
    »Ich weiß nicht …« Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und drehte sich zu mir herum. »Ich sehe an den Mauern der Kathedrale hinab und frage mich wieder und wieder, wo der Smaragd versteckt ist.«

    Ich nahm ihre Worte kaum wahr. Zu sehr war ich von ihrem Gesicht vereinnahmt, von den tiefen Sorgenfalten, die es entstellten. Hatte ich sie gestern nicht gesehen, weil es im Chorgang zu finster gewesen war?
    »Was hast du, Armand? Sieht man mir an, daß der schwarze Vogel mich gepackt hat?«
    »Welcher Vogel?«
    »Der große Todesvogel.«
    »Du sprichst in Rätseln, aber ich spüre deine Furcht.«
    »Weniger Furcht, mehr Bedauern und Sorge. Wenn ich tot bin, kann ich der Welt keine neue Esmeralda schenken. Das bedaure ich. Aber meine Sorge ist, daß die Welt keine Hüterin des Sonnensteins mehr be-nötigt, weil seine Macht

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