Im Schloss unserer Liebe
Rafael mit ruhiger, sicherer Stimme und legte seine Hand auf Kellys. Als ob das helfen würde …
Wenn sie an seiner Seite bliebe, würde alles einfacher sein. Zum ersten Mal seit Kass’ Tod fühlte er sich von seinem Amt nicht erdrückt. Diese Menschen brauchten ihn. Er wollte sich der Verantwortung stellen.
„Natürlich werde ich gelegentlich Reisen unternehmen. Notwendige Reisen. Ich weiß, dass mein Abflug in der vergangenen Woche Unwillen hervorgerufen hat, aber mir schien es wichtig, als Erstes Prinzessin Kellyn an ihren rechtmäßigen Platz zurückzuholen. Nun werden wir beide hier leben und Sie unterstützen.“
„Ich sehe meine Rolle darin, Mutter von Prinz Matthieu zu sein“, sagte Kelly und hörte sich plötzlich nervös an. „Sie wissen vermutlich, dass meine kurze Ehe mit Prinz Kass mich auf nichts anderes vorbereitet hat. Ich werde mich deshalb im Hintergrund halten und von dort aus Prinz Rafael unterstützen.“
Wieder erhob sich Gemurmel. Gemurmel der Zustimmung, des Mitgefühls, sogar der Freude.
„Wir verstehen, dass Sie hier erst Fuß fassen müssen“, sagte der Bürgermeister. Er trat vor und verneigte sich. „Für heute haben wir genug erfahren, um zufrieden nach Hause zu gehen. Sie werden bald unsere Liste bekommen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit.“ Er schaute Kelly an. „Mit Ihnen beiden.“
Sie gingen in die Halle und verabschiedeten die Delegation. Von der Eingangstreppe aus sahen sie zu, wie die Männer in ihre Wagen stiegen und davonfuhren. Bis sie außer Sicht waren, standen Kelly und Rafael Seite an Seite.
„Danke“,sagteRafael, als die Motorengeräuschekaum noch zu hören waren. „Sie haben mich gerettet. Die Leute wollten schon über mich herfallen.“ Er trat zurück und betrachtete sie stirnrunzelnd. „Wie kommen Sie zu diesem Kleid?“
„Es stammt aus der Vergangenheit. Kass hat es ausgesucht.“
„So ein Kleid? Das passt nicht zu ihm.“
„Stimmt.“ Sie ließ eine Hand über die glänzende Seide gleiten. „Ich habe es ausgesucht.“
„Sie mögen Kleider, nicht wahr?“ Das hörte sich an, als hätte er eine Entdeckung gemacht.
„Früher gaben sie mir Trost. Darauf kann ich seit einiger Zeit verzichten.“
„Tun Sie das nicht! Sie sehen bezaubernd aus. Auch das wird Ihnen helfen, die Herzen der Menschen zu erobern.“
„Finden Sie wirklich, ich sollte die Kleider tragen, die Kass mir gekauft hat?“
„Nein. Sobald wir hier die Verhältnisse geordnet haben, fliegen wir nach New York. Dort können Sie über die Fifth Avenue bummeln und sich kaufen, was Ihnen gefällt. Matty und ich schauen gerne dabei zu, wie Sie sich in eine Prinzessin verwandeln.“ Er lächelte, weil sie errötete.
„Und Anna?“, fragte sie rasch. „Muss sie so lange hierbleiben?“
„Machen Sie sich um Anna keine Sorgen. Wenn es ums Einkaufen geht, ist sie sofort dabei. Morgen sollte sie übrigens hier sein, zusammen mit meiner Entwicklungswerkstatt. Sie hat die Verfrachtung organisiert.“
„Oh.“ Die Wärme in seiner Stimme ließ keinen Zweifel daran, wie Rafael zu Anna stand. Er machte aus seiner Zuneigung keinen Hehl.
„Und warum sind Sie nicht in Ihrer Dachkammer?“
„Ich habe Sie gesehen … Ich dachte … Ich habe versucht, behilflich zu sein.“ Als seine Augen hoffnungsvoll aufleuchteten, biss Kelly sich auf die Lippe. „Ich wollte mich revanchieren. Wegen Matty. Ich bin allen dankbar, die sich um ihn gekümmert haben. Er ist ein goldiger Kerl.“
„Ein verantwortungsbewusster Junge.“
„Viel zu verantwortungsbewusst für sein Alter.“
„Ich werde ihn entlasten. Sie werden ihn entlasten. Schauen Sie nur. Wir sehen sogar aus wie richtige Fürsten.“ Er lächelte gewinnend.
Kelly schüttelte den Kopf. „Ich habe mich verkleidet, nur dies eine Mal für diesen Auftritt. Aus reiner Hilfsbereitschaft. Ab morgen bleibe ich unter dem Dach.“
„Was für eine Verschwendung!“
„Sie brauchen mich nicht mehr.“
„Wirklich?“
Er sah sie lange an. Fragend? Verlegen?
Nein. Verlangend! Als wäre sie … begehrenswert. So hatte sie schon lange kein Mann mehr angeschaut.
Abwehrend hob sie die Hand. „Und ich brauche Sie auch nicht.“
„Wie einfach sich das sagen lässt.“ Er trat näher, so dicht, dass sie die Lichtflecken in seiner grauen Iris erkennen konnte. „Geh zu Bett, Kelly!“ Er war unvermittelt zum vertrauten Du übergegangen.
„Du schickst mich zu Bett?“
„Ich schicke dich fort.“ Er atmete tief ein. „Ich muss
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