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Im Schloss unserer Liebe

Im Schloss unserer Liebe

Titel: Im Schloss unserer Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Lennox
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du, wozu ich den trage? Nur, um die Prinzessin zu verteidigen. Du hast jetzt zwei Männer, die dich beschützen. Nicht wahr, Matty?“
    Der Junge nickte ernst.
    Damit war die Situation so gut wie gerettet.
    „Über das Kleid können wir später reden. Jetzt will ich Matty Unterricht im Fechten geben. Los, mein kleiner Prinz!“
    „Nicht hier! Raus mich euch!“, schimpfte Ellen, als Matty tatsächlich nach seinem Kinderdegen griff. „Das Kleid. Ihr macht mir noch das Kleid kaputt.“
    Und plötzlich war die Spannung verflogen. Weggepustet von Lachen und Geschrei.
    Kelly war dankbar. Rafael beschützte sie auf seine Weise. Doch was Ellen gesagt hatte, ging ihr nicht aus dem Sinn. So hatte sie ihr Schicksal noch nie betrachtet, mit den Augen eines enttäuschten Volkes. Sie hatte sich nicht willkommen gefühlt und geglaubt, ihre Abreise sei für die Menschen von Alp de Ciel eine Erleichterung gewesen.
    Ellen war hinter Matty hergejagt und hatte ihm den Degen entwunden, der zum Glück eine stumpfe Klinge hatte. Jetzt streifte sie dem Jungen die Jacke über. Sie sah aus wie die von Rafael.
    Aber auch die gleiche prächtige Kleidung machte aus den beiden Prinzen keine Familie, musste Kelly zugeben. Beide gehörten zwar zum Haus der de Boutaine. Doch Matty gehörte auch zu ihr.
    Und sie war nun mal keine de Boutaine, wollte auch keine werden. Obwohl das Kleid eine Versuchung war und das richtige Kostüm für die Rolle, die man ihr schon einmal angetragen hatte.
    Es war nur ein leichtes Beben, aber es versetzte die Lampe, die an einem langen Kabel von der hohen Decke herunter über Ellens Kopf baumelte, in Schwingung. Eine Vase, die auf dem Kaminsims stand, geriet ins Rutschen. Einen Moment fühlte Kelly sich unsicher auf den Beinen. Dann war alles vorüber.
    Nur die Lampe schwang noch hin und her und warf huschende Schatten an die Wand. Vor dem Kamin lagen nun Scherben. Mit einem Satz war Kelly bei Matty, hob ihn hoch und presste ihn an sich.
    Während der Schatten der Lampe nicht aufhören wollte, hin und her zu wandern, hielten alle den Atem an. „Raus!“, rief Rafael in die unheimliche Stille. „Raus auf den Vorplatz, weg vom Gebäude!“
    Das brauchte er nicht zweimal zu sagen. Matty auf dem Arm, lief Kelly los. „Wir kommen allein zurecht“, schrie sie Rafael zu. „Hol die anderen hier raus.“
    Sie hatte das schon einmal erlebt, dass die Erde bebte. Ihren Eltern waren die geliebten Bücher aus den Regalen gepurzelt. Mehr Schaden hatte es zum Glück nicht angerichtet.
    Auch dieses Beben würde nichts Schlimmes anrichten.
    „Mama“, jammerte Matty.
    „Die Erde hat nur ein bisschen gezittert, mein Schatz“, tröstete sie ihn und rannte weiter. Weil der Junge barfuß war, stellte sie ihn nicht auf die eigenen Füße, sondern behielt ihn auf dem Arm. Während sie die steinernen Stufen des Haupteingangs hinab ins Freie stürmte, hörte sie Rafael Befehle schreien.
    „Versammelt euch draußen. Alle! Ellen, Sie rufen jeden Nebenanschluss im Schloss an. Crater, schicken Sie jemanden zum Witwenhaus. Er soll nachsehen, ob mit meiner Mutter alles in Ordnung ist. Am besten sie kommt her. Marsha, versuchen Sie, die Hunde einzufangen. Ich gehe noch einmal hinein …“
    Kelly ließ sich auf dem Rasen neben dem Vorhof nieder und schaute die Schlossmauern hoch. Sie waren viele Jahrhunderte alt und würden noch weitere Jahrhunderte überstehen.
    Nichts bewegte sich. „Wir warten noch ab“, durchschnitt Rafaels Befehl die morgendliche Stille.
    Das taten sie. Fünfzehn Minuten, zwanzig Minuten. Der Regen hatte endlich aufgehört, und die Sonne schien warm vom Himmel. Rafael, noch in seiner Paradeuniform, hatte endlich alle versammelt und gebot, den Platz nicht zu verlassen.
    Nur Laura hatte sich dem Befehl ihres Sohnes widersetzt und war zum Witwenhaus zurückgelaufen, um für Matty Schuhe zu holen. Dankbar zog der Kleine sie nun an, befreite sich aus den Armen seiner Mutter und versuchte, ein tapferer Junge zu sein.
    „Das war ein Erdbeben“, sagte er. „Erdbeben sind sehr gefährlich.“
    „Es war nur ein leichtes“, widersprach ihm Kelly. „Die Erde hat nur ein bisschen gezittert. Ich glaube, es ist jetzt vorüber.“
    Nach einer halben Stunde entschied Rafael, dass der Spuk vorbei sei und alle ihren Tagesgeschäften nachgehen könnten.
    „Die Telefonleitungen nach draußen sind tot“, meldete Crater. „Irgendwo muss etwas passiert sein.“
    „Ich werde jemanden in die Stadt schicken“, beruhigte ihn

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