Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
Vom Netzwerk:
unmöglich der Informant sein. Und obwohl nach den Vorkommnissen der vergangenen Woche im Dezernat alles Kopf stand, trat er wie gewohnt ruhig und gesammelt auf. Hannu war ein Kollege, den Irene im Laufe der Jahre immer mehr zu schätzen gelernt hatte. Ihm entging nichts. Kein Geheimnis, keine Leiche im Keller. Sein untrüglicher Riecher führte ihn immer dorthin, wo es am meisten stank. So pflegte es ihr ehemaliger Kommissar Sven Andersson zumindest auszudrücken.
    Jetzt hatte er etliche Aktenstapel vor sich liegen und sah aufmerksam auf seinen Bildschirm. Als Irene in sein Büro trat, blickte er auf und lächelte sie an. Seine Zähne und seine eisblauen Augen blitzten in dem sonnengebräunten Gesicht. Das sonnengebleichte Haar war beinahe weiß. Irene konnte gut verstehen, warum sich ihre Freundin und Kollegin Birgitta in diesen einsilbigen Mann aus Norrland verliebt hatte. Ihr Sohn Timo kam demnächst in die zweite Klasse, und Birgitta hatte gerade ihr Jurastudium abgeschlossen. Sie hatte eine Stelle als Referendarin am Gericht in Uddevalla bekommen und würde ab Anfang September pendeln. Offenbar wollte sie Richterin werden.
    Irene erläuterte Hannu rasch die Situation und erklärte ihm, welche Informationen sie benötigte. Sie unterließ es, ihm einzutrichtern, Stillschweigen zu bewahren, denn das tat er ohnehin immer.
    Jemanden, der nicht sprechen konnte und deswegen auch unmöglich der Informant war, konnte Irene nur indirekt verständigen, und zwar über sein Herrchen Rickard Mellkvist. Der Zoll hatte für Frode an diesem Nachmittag und Abend keine besondere Aufgabe und lieh ihn gerne an die Polizei aus. Rickard Mellkvist war etwas erstaunt, als ihm Irene mitteilte, ihr Ziel sei geheim, und sie könne ihm dazu keine näheren Angaben machen. Er gab sich aber mit der Information zufrieden, dass es sich um eine Sicherheitsroutine handele. Da er kein Polizist war, ging Irene einfach davon aus, dass er über die Abläufe im Dezernat nicht sonderlich gut informiert war. Sie einigten sich darauf, dass Irene ihn und Frode verständigen würde, sobald sie grünes Licht für die Haussuchung erhielt.
    Bevor sie nach Gunnared aufbrach, rief Irene Matti Berggren von der Spurensicherung an. Nach einiger Überredung erklärte er sich bereit, ihr zu helfen. Der Umstand, dass er niemandem von der Aktion erzählen durfte, bereitete ihm Mühe, zudem wurde er von Irene zunächst nicht aufgeklärt, was sie eigentlich genau vorhatten. Im Präsidium wussten nur Tommy und sie selbst, wo sich ihr Ziel befand. Irene versuchte, so gut es ging, alle erdenklichen Lecks, aus denen Informationen sickern konnten, abzudichten. Wenn alles klappen sollte, musste sie immer eine Nasenlänge voraus sein.
    Sirwe Ekici zuckte zusammen, als sie die Türe öffnete und Irene, den Kriminaltechniker Matti Berggren und den Zollbeamten Rickard Mellkvist mit Frode an der Leine erblickte. Schweigend hörte sie Irene zu, die ihr erläuterte, dass sie eine Haussuchung durchführen würden. Als Sirwe beiseitetrat, um sie eintreten zu lassen, waren ihre Augen derart traurig, dass Irene einen Kloß im Hals verspürte. Wie konnte Kazan seiner Mutter nur solchen Schmerz zufügen? Die Antwort lautete wohl, dass ihm seine Mutter und die übrige Familie mittlerweile gleichgültig waren. Ihm war nur wichtig, was ihm seiner Meinung nach zustand: Luxusgegenstände, ein teures Auto, Markenklamotten, Zutritt zu Nachtclubs und illustren Festen. Und last but not least: Drogen.
    Sie gingen geradewegs in Kazans Zimmer. Irene war nicht erstaunt, als sie sah, dass gründlich ge putzt worden war. Nichts erinnerte mehr an den Vor tag. Trotz des durchdringenden Putzmittelgeruchs brauchte Frode nur wenige Minuten, um fündig zu werden. Er schlug vor einem der Schränke an.
    Die Drogen lagen in einem Blechkasten, der in dem obersten Fach eines Einbauschranks versteckt war. Der Deckel schloss nicht ganz, was vermutlich daran lag, dass Kazan selbst etwas herausgenommen hatte. Der Kasten verbarg sich hinter einer Pressspanplatte, die sich durch Zug an einem kurzen Nylonseil im Fach öffnen ließ. Ein Ruck und die Wand löste sich. Eine einfache, nicht sonderlich ausgefeilte Lösung.
    Auf dem Boden des Kastens war deutlich eine dünne Schicht weißen Pulvers zu sehen. Er enthielt acht ziegelsteingroße Pakete, die mit Folie und breitem Klebeband fest umwickelt waren. Eines der Pakete wies einen kleinen Riss wie von einem Messerstich auf. Dieser war mit normalem, durchsichtigem

Weitere Kostenlose Bücher