Im sinnlichen Bann des Sizilianers
zur Hilfe, indem er sich an den Kleinen wandte. „So verhält man sich seiner Mutter gegenüber nicht!“
Oliver starrte ihn erschrocken an. Dann nickte er kurz und ging mit den anderen Kindern zur nächsten Arbeitsgruppe.
„Du hast kein Recht, so mit ihm zu reden“, beschwerte sich Louise, als die Betreuerin mit den Kindern außer Hörweite war. „Er ist mein Sohn.“
„Und meiner“, konterte Caesar gelassen. „Ich habe das Ergebnis des Tests, und es ist eindeutig.“
Ihr Herz machte einen Salto, denn wirre Erinnerungen an ihre heiße Nacht mit Caesar spukten ihr plötzlich durch den Kopf. Auch alte Gefühle erwachten: das Kribbeln, das Sehnen und vor allem das Wissen, begehrt zu werden.
Dann kam der ungeheure, gnadenlose Schmerz, genau wie früher. In vielerlei Hinsicht war sie selbst schuld an ihrem Unglück, trotzdem hätte Caesar sanfter mit ihr umgehen können. Aber er war Olivers Vater, und diese Tatsache durfte sie nicht ignorieren. So viel sizilianische Erziehung und Familiensinn hatte sie durch ihre Großeltern noch genossen!
„Ich brauche keinen Test, um zu wissen, wer der Vater meines Kindes ist“, presste sie hervor.
Caesar hob die Augenbrauen. Nicht zum ersten Mal kam sie ihm wie eine verängstigte Katze vor, die fauchte und ihre Krallen zeigte, sobald sie in die Enge getrieben wurde. Aber würde sie auch vor Wonne schnurren, wenn man sie streichelte?
Als Antwort auf diese Frage erwachte seine eigene Libido zum Leben und zerrte einmal wieder an seiner Selbstkontrolle. „Wir haben einiges zu klären. Und ich finde, der geeignete Ort dafür ist das castello . Dort sind wir unter uns.“
Das Schloss. In diesen Mauern war ihr Sohn gezeugt worden. Heute war es allerdings unwahrscheinlich, dass sie bis in Caesars Schlafzimmer vordringen würde. Nicht, dass sie es darauf anlegen würde! Dafür hatte sie schon zu bittere Erfahrungen machen müssen.
„Ich will nicht …“ Weiter kam sie nicht, da Caesar sie bereits am Arm zu seiner Limousine führte.
Die Fahrt vom Hotel zum Schloss dauerte keine zwanzig Minuten. Louise vermutete, dass Caesar Anteilseigner am Hotel war, da es offensichtlich auf seinem Grund und Boden errichtet wurde.
Als sie durch das imposante Eingangstor fuhren, versuchte sie, unbeeindruckt zu bleiben. Vergeblich. Seit vielen Generationen herrschte die Familie Falconari über diesen Landstrich, und über die Jahre hatten sie jede Menge Reichtum angehäuft. Das Hauptemblem ihres Wappens, der Falke, zierte an vielen Stellen den imposanten Bau. Als hätte die Familie diesem Fleckchen Erde ihren Stempel aufgedrückt.
Louise bekam eine Gänsehaut. Die Art, wie Caesar seinen Sohn vorhin berührt hatte, kam dieser Geste nahe: einen Stempel aufdrücken. Der Ausdruck in den Augen ihres Sohnes hatte ihr fast das Herz gebrochen. Es erinnerte sie zu sehr an das, was auch in ihrer Kindheit gefehlt hatte.
Kein Sizilianer, erst recht kein waschechter Herzog, würde seine Verantwortung einem leiblichen Kind gegenüber ignorieren. Aber was bedeutete das für sie? Oliver gehörte allein zu ihr, sie hatte ihn geboren und erzogen, und sie wollte ihn vor allem Übel der Welt beschützen.
Seinem Vater hatte sie sich aus jugendlichem Leichtsinn hingegeben – aus dem Wunsch heraus, endlich einmal Anerkennung und Liebe zu finden. Jetzt erkannte sie im Verhalten ihres Sohnes den Wunsch, zu einem Vater zu gehören. Sie würde nicht erlauben, dass Caesar ihn genauso enttäuschte wie sie damals.
Der Wagen hielt direkt vor der breiten Marmortreppe. Galant öffnete Caesar ihre Tür und half ihr beim Aussteigen. Aber es brauchte mehr als ein paar Manieren, um auch als guter Vater zu gelten! Ihr wurde ganz übel beim Gedanken an die Entscheidungen, die vor ihr lagen. Wie sollte sie darüber richten, ob Vater und Sohn einander näherkommen durften?
Das Foyer war so eindrucksvoll wie eh und je. In den Wandnischen standen ausgesuchte Kunstwerke, die Freitreppe wand sich schräg zu einer breiten Galerie hinauf, und überall duftete es nach frischen Blumen, die in antiken Vasen arrangiert waren.
„Bitte da entlang“, sagte er und zeigte auf eine Flügeltür, die Louise noch nicht kannte.
Sie führte in einen kleinen Durchgangssalon, durch den man in ein größeres Empfangszimmer kam. Dahinter öffneten sich riesige Glastüren zum Garten hinaus. Hinter der steinernen Terrasse befand sich eine gepflegte Rasenfläche, auf der ein Springbrunnen vor sich hin plätscherte.
„Dies hier vorn war der
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