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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Anderson
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sich ab und ging davon, als hätte er ihr einen wichtigen Hinweis für ihre Ermittlungen gegeben.
    »Holly?«
    Auf der obersten Treppenstufe blieb sie stehen.
    »Sind Sie im Moment mit jemandem liiert?«
    »Nein.« In ihren Augen blitzte es misstrauisch, als er ihr in Erinnerung rief, dass er das Gespräch mit ihrem Chef vorhin mitgehört hatte. Zu dumm.
    Er hob seine Flasche. »Also, falls Sie noch mal tauchen gehen möchten, wenn Sie nicht im Dienst sind, sagen Sie mir Bescheid.«
    »Ich bin nicht auf der Suche nach einer Beziehung, Mr Carver. Ich bin hier, um einen Mordfall aufzuklären.«
    Er öffnete die Tür zu seinem Blockhaus. »Wer redet denn von einer Beziehung? Ich biete Ihnen nur einen völlig unverbindlichen Sporttauchgang an.«
    Im Nachbarhaus ging ein Licht an, der kalte Schein streifte Hollys Gesicht. »Gute Nacht, Mr Carver«, sagte sie. Sie war bemerkenswert gefasst für eine Frau, die so wütend war, dass sie Gift und Galle spucken wollte.
    Er grinste. »Gute Nacht, Sergeant.«
    Bianca Edgefields Leiche moderte unter dichtem Präriegras vor sich hin, aber die Frau, die gerade zu dem Polizei- SUV am Straßenrand eilte, war ihre Doppelgängerin. Die Gerüchte waren wahr, und entsetzliche Angst breitete sich aus.
    Wie oft musste dieses Miststück denn sterben?
    Hass auf dieses hübsche Gesicht kam auf, auf diese langen, anmutigen Glieder, die sich so gern weit öffneten und die Schwachen in Versuchung führten.
    Langsam näher kommen. Die Möglichkeit erwägen, sie jetzt gleich umzubringen. Noch einmal. Es war still. Kaum ein Mensch in der Nähe. Es könnte die einzige Gelegenheit sein. Noch näher heranschleichen, während die Frau in ihr Polizeifunkgerät sprach. Der Blick schnellte zu dem Blockhaus, in dem Finn Carver lebte, und sah, dass der Mann sie vom Fenster aus beobachtete. Zu nah. Dieser große Mistkerl war hinterhältig und gefährlich, man konnte ihm nicht trauen.
    Rückzug in den Schatten, eins werden mit der Nacht. Geduld war eine Tugend. Was lange währte, wurde endlich gut. Als die Polizistin davonfuhr, knackte ein Zweig im tiefen, dunklen Wald.
    Vielleicht würde sie morgen schon nicht mehr da sein. Vielleicht würde sie nicht herumschnüffeln. Aber
wenn
sie blieb,
wenn
sie anfing, herumzuschnüffeln, dann war sie tot.

4
    Auf dem Wasser glitzerten die Lichter der Häuser von der anderen Seite des Meeresarms. Es war jetzt ganz dunkel, vierundzwanzig Stunden waren vergangen, seit sie die Leiche gefunden hatten. Erschöpfung kratzte an Finns Nerven, aber er konnte diese Sache nicht länger aufschieben. Also ging er hinunter zum Anlegesteg und kletterte in das Ruderboot. Er wollte in Erfahrung bringen, wer das Opfer war, bevor es die Polizei tat – und er brauchte nur eine einzige Person danach zu fragen. Das Problem war nur, dass diese Person seit Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen hatte.
    Es war noch nicht spät, aber dennoch war das Eintauchen der Ruder ins Wasser das einzige Geräusch weit und breit. Bamfield West war ein ruhiger Ort, und wenn es heute Abend kein Pokerspiel gab, würden sich die meisten Einwohner vor ihren Satellitenfernseher kuscheln und sich ein kühles Bierchen genehmigen.
    Die See war ruhig, sie schien ihre Energie für den nächsten Vernichtungsschlag aufzusparen. Nur wenige Meter entfernt tauchte ein Wal an die Oberfläche und schoss eine Fontäne in die Luft, die Finn eine Dusche aus Wassertröpfchen verpasste.
    »Elender …« Er hielt die Luft an, bis der Wal wieder unter sein Boot getaucht war. Nicht viele Wesen schafften es, sich unbemerkt an ihn heranzuschleichen, und es schien ziemlich paradox, dass ausgerechnet etwas so Großes so mühelos dazu in der Lage war. Dankbar für den Adrenalinstoß, der seine Nerven wieder auf Trab brachte, ruderte er weiter.
    Er machte an der öffentlichen Anlegestelle fest, hielt sich aber im Schatten, während er eilig die Dorfpromenade entlanglief. Die Straße hinauf, vorbei an der Station der Küstenwache. Das Schiff war noch nicht wieder da. Er nahm an, dass sie noch etwa einen Tag draußen am Crow Point bleiben würden, um das Wrack zu bewachen und sicherzugehen, dass alle Beweise geborgen waren – Beweise und Informationen, auf die er keinen Zugriff hatte.
    Auf der Schotterstraße fiel er in leichten Trab. Er brauchte keine Laternen oder Schilder, um den Weg zu finden. Er fand ihn, wie Lachse ihr Zuhause finden.
    Um ihn herum gab es nichts als Wald, hin und wieder versteckte sich ein Haus zwischen den Bäumen. Es

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