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Im Sog der Sinnlichkeit

Im Sog der Sinnlichkeit

Titel: Im Sog der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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ihm ein starres Lächeln zuwarf. Und dann ließ sie sich von dem ergrauten Herrn zum Tanz führen. Hätte sie doch nur Tanzstunden bei ihren Gänschen genommen! Wenn diese absurde Zweckgemeinschaft länger als diese Nacht dauern sollte, musste sie üben. Was allerdings nicht bedeutete, dass sie dem dreisten Kerl nicht wieder auf die Füße treten würde, wenn sich ihr die Gelegenheit dazu bot.
    Sie tanzte leidlich gut mit Lord Elsmere, der allerdings dazu neigte, seine Hände in Regionen wandern zu lassen, wo sie nicht hingehörten. Sie versuchte, ihn mit angeregter Plauderei daran zu hindern, ohne ihm nennenswerte Auskünfte zu entlocken. Er erging sich lediglich in weitschweifigen Schwärmereien über die idyllische Landschaft von Kent und einem Anwesen namens Kersley Hall. Nach Lord Elsmere tanzte sie mit einem behäbigen Gentleman namens Robert Johnson, danach eine Quadrille mit Harry Merton, und nach dem dritten Walzer fühlte sie sich leichtfüßiger. In jüngeren Jahren hatte sie nur selten Gelegenheit gehabt, zu tanzen. In ihrer ersten und einzigen Ballsaison hatten die Verehrer nicht gerade Schlange gestanden, und Sir Thomas war zu leidend gewesen, um an Tanzveranstaltungen teilzunehmen. Nun hatte sie ein wenig Unterricht nachgeholt, und als das Dinner angekündigt wurde, hatte ihre Nervosität sich gelegt und sie fand sogar Spaß am Tanzen.
    Lord Elsmere wollte es sich nicht nehmen lassen, sie in den Speisesaal zu führen, und sie nahm seine Begleitung gern an, bis Rohan ihr im Vorbeigehen die Mahnung zuflüsterte, nicht zu viel vom Dessert zu nehmen. Sie funkelte ihn erbost an, doch er hatte sich bereits abgewandt und widmete, wie Melisande nicht sonderlich erfreut feststellte, seine ganze Aufmerksamkeit der freizügig bekleideten jungen Dame, mit der Harry Merton getanzt hatte. Das Mädchen sah aus, als habe es mehr Stroh im Kopf als Verstand, das Kleid war so tief dekolletiert, dass bei einer hastigen Bewegung die Brüste aus dem Mieder zu springen drohten. Und ihr schrilles Lachen war ähnlich unerträglich wie Lady Elsmeres gellendes Gelächter. Grund genug, um sich eine Extraportion Schokoladencreme zu nehmen.
    Was allerdings nicht ausreichte, da ihr sehr daran gelegen war, dass Rohan sie dabei beobachtete, doch der schenkte ihr keinerlei Beachtung. Als er sie endlich wahrnahm, war sie so satt, dass sie den letzten Bissen kaum noch hinunterbrachte. Sie legte die Gabel beiseite und hätte ihm am liebsten die Zunge herausgestreckt.
    „Wir würden uns freuen, wenn Sie und Rohan uns an einem Wochenende besuchen“, sagte Lord Elsmere und legte seine Hand auf ihr Knie. Sie zwang sich, die vertrauliche Geste zu erdulden. Wenn sie sich prüde zeigte, würde man sie kaum zu einer Orgie einladen. „Wir treffen uns mit ein paar Freunden und …“
    „Mein Lieber, Lady Carstairs hat gewiss Besseres zu tun, als ihre Zeit mit unseren harmlosen Treffen zu verbringen“, fiel Lady Elsmere ihm mit ihrem gellenden Lachen ins Wort, worauf Lord Elsmere seine Hand zurückzog und etwas Unverständliches in sich hineinbrummte. „Du weißt doch, wie junge Leute heutzutage sind. Sie haben ihren eigenen Freundeskreis und feiern ihre eigenen Feste. Ich glaube kaum, dass sie sich mit uns langweiligen alten Leuten amüsiert.“ Lady Elsmere nahm Melisande bei der Hand und zog sie mit sich. „Kommen Sie, meine Liebe. Ich kenne die ermüdenden Tischgespräche meines Gemahls. Wir suchen uns eine gemütliche Ecke, wo wir ungestört plaudern können, und Sie erzählen mir mehr von Viscount Rohans überragenden Fähigkeiten.“
    Melisande warf einen Blick in Rohans Richtung, der sich mit einem anderen Herrn unterhielt und der aufreizenden jungen Frau keine Beachtung mehr schenkte, die jetzt einem anderen Lustgreis ihren fülligen Busen präsentierte. Rohan fing ihren Blick auf und runzelte die Stirn, während Melisande von ihrer Gastgeberin resolut fortgezogen wurde.
    Als das Orchester endlich wieder zu spielen begann, sehnte Melisande sich verzweifelt danach, Lady Elsmere zu entrinnen, die nicht aufhören wollte, sie mit banalem Gesellschaftsklatsch zu langweilen, ohne ein einziges Wort über irgendwelche obszönen Umtriebe zu verlieren, wie sie es sich erhofft hatte. Unbeschreiblich erleichtert hob sie den Blick, als Rohan vor ihr stand, sprang auf, bevor er sie um einen Tanz bat, und ihm nächsten Augenblick drehte sie sich mit ihm im Walzertakt.
    „Ich muss mit Ihnen sprechen“, flüsterte sie. Wenn er Lady Elsmere ein

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