Im Sog Des Boesen
stieß gegen eine Bank, fiel darüber. Sie kniete neben ihm nieder, wischte das Messer an seinem Hemd ab, beobachtete ihn. Er erwiderte ihren Blick nicht. Seine Lider zuckten noch eine Weile, dann war es vorbei.
Fairy richtete sich auf und steckte das Messer zurück in die Jacke. Loren flüsterte ihr aus der Nähe zu: Verschwinde, ohne zu rennen.
Im Wagen sah sie Lorens Augen im Rückspiegel. Er fragte: »Hat’s dir Spaß gemacht?«
»Ein bisschen schon.« Kurzes Schweigen. »Nein, nicht wirklich.« Und wieder ein wenig später: »Ich wünschte, er hätte uns verraten, wo sie steckt und wie’s ihr geht.«
»Sie ist in einem Schwebezustand«, erklärte Loren. »Wenn wir wüssten, auf welcher Daseinsebene sie sich befindet, könnten wir sie zurückholen.«
»Mein Gott.«
»Wir haben noch eine Verdächtige«, sagte Loren.
»Noch eine … Wir sollten ein paar Tage warten. Der hier ist mir an die Nieren gegangen, anders als der Erste.«
»Okay.«
Im Batmobil durch die Stadt. Nach einer Weile sagte sie: »Ich hab gelogen. Es hat mir definitiv Spaß gemacht. Aber gleichzeitig war’s auch schlimm. Allerdings hatte ich diesmal mehr Kontrolle. Mit dem Bumsen kann ich heute warten, bis wir zu Hause sind. Letztes Mal ging das nicht.«
Seine Augen im Rückspiegel. »Ich weiß. Du entwickelst dich.«
»Ich muss rausfinden, was mit Frances los ist«, sagte Fairy, »alle aufspüren, die damit zu tun haben, und der Sache ein Ende bereiten.«
SIEBEN
U nterdessen redete Lucas im November mit den zwei Goth-Pärchen über Roy und die Frau. Greg und Dave, die beiden Goth-Männer, waren groß und schlank und von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet, ihre Begleiterinnen Sharon und Wanda, genannt Wolfie, klein und stämmig, trugen schwarzen Nagellack und scharlachroten Lippenstift.
»Sie haben miteinander geflirtet«, berichtete Sharon.
»Er hat keine Freundin?«, erkundigte sich Lucas.
»Roy? Nein. Jedenfalls nicht in letzter Zeit.«
»Ein merkwürdiges Paar«, bemerkte Greg nachdenklich.
»Wieso?«
»Na ja, weil sie ziemlich heiß ist«, antwortete Greg, betrachtete seine Freundin von der Seite und fügte hinzu: »Und ich kenne keine Frau, die Roy attraktiv findet.«
»Ja, stimmt«, pflichtete Wolfie ihm bei.
»Erzählen Sie mir mehr über diese Fairy«, forderte Lucas sie auf.
Die Fairy war vermutlich Anfang zwanzig, klein und durchtrainiert und hatte dunkle Haare sowie ein blasses Gesicht. Sie kleidete sich schick, im Gothic-Stil. Sharon erinnerte sich an eine Lederjacke mit hübschem Top, jedoch auch an einen billigen, zu kurzen Rock.
»Sie hatte hübsche Schuhe«, fügte Wolfie hinzu.
»Und sie ist älter als Anfang zwanzig«, meinte Sharon. »Selbstbewusst. Sie weiß, was sie will.«
Dave sagte grinsend: »Aber sie hat den Hintern von’ner Zwanzigjährigen.«
»Wie kommt Roy bloß an eine solche Frau?«, fragte Greg. »Die spielt doch in einer völlig anderen Liga als er.«
Die Goths nickten einmütig.
»Was will eine wie die von Roy?«, überlegte Dave laut.
»Er ist ein anständiger Kerl«, sagte Jean.
»Ja, ein richtiger Charlie Brown …«
Da traten Patricia Shockley und Leigh Price, die beiden Goth-Frauen, die Lucas kurz zuvor befragt hatte, mit einem langhaarigen Mann in Army-Jacke, Jeans und Kampfstiefeln ein. Lucas wandte sich an einen der Goths an seinem Tisch: »Sehen Sie die Fairy da drüben? Hat sie Ähnlichkeit mit der Begleiterin von Roy?«
»Leigh? Ein bisschen, aber Leigh war’s nicht.« Er hob die Stimme. »Hey, Leigh!«
Leigh sah herüber, entdeckte Lucas, gesellte sich zu ihnen. »Haben Sie sie gefunden?«
»Knapp verpasst.«
»Sie war mit Roy da«, sagte einer der Goths.
Leigh schüttelte den Kopf. »Den kenn ich nicht.«
»Der Typ, der neulich den Ententanz angefangen hat.«
Leigh lächelte. »Ach so. Jetzt weiß ich, wen ihr meint. Aber ich kenn ihn nicht näher.«
»Ententanz?«, wiederholte Jean Brandt.
»Bei der Halloween-Party. Er hat die Leute dazu animiert. So was passiert nicht oft in der Gothic-Szene.«
Auf dem Weg nach draußen hakte Leigh sich bei Lucas unter, zog ihn beiseite und fragte ihn: »Und was machen Sie so, wenn Sie nicht gerade ermitteln?«
Es war ihm fast peinlich, zu antworten: »Ich kümmere mich um Frau und Kinder.«
»Haben Bullen denn nicht immer schwierige Ehen?«
»Manche schon.« Er lächelte. »Wenn Sie wollen, stelle ich Ihnen ein paar Kollegen vor, zum Beispiel Virgil …«
»Virgil Flowers?« Sie strahlte. »Sie kennen Virgil?
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