Im Sommer der Sturme
steht es mit dem diesseitigen Ende unserer Unternehmungen? Werden die Anlagen in Espoir pünktlich fertig werden?«
»Ich habe den Hafen erweitert, sodass zwei Schiffe gleichzeitig anlegen und laden oder löschen können. Außerdem ist das Haus so gut wie fertig. Der Architekt hat sich als fähiger Mann entpuppt. Vor zwei Monaten ist er mit einer Liste nach Europa gereist, um in meinem Auftrag Möbel und andere Einrichtungsgegenstände zu besorgen. Die werden später auf der Jungfernfahrt der Schiffe nach Espoir gebracht. Was die Insel selbst angeht, so ist sie zur Hälfte gerodet, und drei Felder wurden bereits angelegt. Im nächsten Jahr können wir dann im monatlichen Rhythmus ein Feld nach dem anderen bearbeiten.«
»Womöglich müssen wir die Flotte auch noch einmal aufstocken«, meinte Frederic lächelnd.
»Wir sollten erst einmal abwarten, was die ersten Fahrten einbringen«, riet Paul.
Frederics Lächeln wurde immer breiter. Dieser Sohn hatte einen klugen Kopf. »Ich bin stolz auf dich, Paul. Sehr stolz sogar. Trotz der schlimmen Ereignisse der letzten vier Monate hast du ein gewaltiges Arbeitspensum geschafft und neben der Entwicklungsarbeit auf Espoir auch noch auf Charmantes für Ordnung gesorgt. Das war sicher nicht einfach, aber du bist vor keiner Verantwortlichkeit zurückgeschreckt. Und das, obgleich du auf George Richards’ hilfreiche Hand verzichten musstest.«
Paul runzelte die Stirn. Er hatte Georges Abwesenheit mit keinem Wort erwähnt und fragte sich, woher sein Vater davon erfahren hatte. Dass Travis etwas gesagt hatte, bezweifelte er.
»Ich weiß davon«, sagte Frederic nur. »Wann erwartest du ihn zurück?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Weißt du, dass er nach Virginia gefahren ist?«
»Das habe ich gehört.«
»Was glaubst du, was geschehen wird?«
»Ich weiß es nicht.« Sein Vater rieb sich nachdenklich das Kinn. »Ich weiß es einfach nicht.«
»Wenn bis jetzt nichts passiert ist, kommt George vielleicht doch allein zurück.«
Frederic schwieg und starrte gedankenvoll in die Ferne. Dann nahm er die Papiere noch einmal in die Hand und blickte darauf. »Ich weiß, dass du wegen meines Testaments und der Einsetzung deines kleinen Bruders verletzt warst«, sagte er. »Doch ich möchte, dass du etwas weißt: Mir ist sehr wohl bewusst, welcher Sohn mir hier zur Seite steht und wem ich den enormen Ernteertrag auf Charmantes trotz der brachliegenden Zuckerfelder verdanke. Aus diesem Grund habe ich dir auch Espoir anvertraut und in die Zukunft der Insel investiert. Es ist mir wichtig, dass du, wenn ich eines Tages sterbe, deinen festen Teil an dem Vermögen besitzt, das du mitaufgebaut hast.«
Paul war wegen des Lobs verlegen. »Ich danke dir, Vater.«
Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihre Unterhaltung. »Komm herein, Agatha«, rief Frederic. »Ich muss ohnehin etwas mit dir besprechen.«
Obwohl Agatha angesichts der fröhlichen Begrüßung nichts Böses vermutete, blieb sie skeptisch. Frederic schmunzelte. »Ich denke schon seit einiger Zeit über einen Plan nach. Doch was die Einzelheiten angeht, so könnte ich etwas Unterstützung gebrauchen. Ich bin sicher, dass mein Plan deine Zustimmung findet.« Er atmete tief ein u nd setzte sich dann in seinem Sessel zurecht. »Paul hat soeben angekündigt, dass seine Schiffe noch vor Weih nachten ihre Jungfernfahrt absolvieren. Richtig?«
Paul erwiderte: »So ist es.«
»Also, hier ist nun mein Vorschlag: Über die Weihnachtstage plane ich hier auf Charmantes ein großes Fest.«
»Ein Fest?« Paul und Agatha waren erstaunt.
»Genau.« Frederic sah seinen Sohn an. »Deinen Angaben zufolge dauert es noch ungefähr ein Jahr, bis die Produktion auf Espoir voll angelaufen ist. Da wäre es doch dumm, die Schiffe in der Zwischenzeit halb leer über den Atlantik fahren zu lassen. Aus diesem Grund will ich Paul Duvoisin und sein Handelsunternehmen der Öffentlichkeit vorstellen und den Tabak-, Mais- und Kakaofarmern und ihren Agenten in Virginia und in der Karibik unsere Transportmöglichkeiten bekannt machen.«
Er legte eine kleine Pause ein und freute sich an den Reaktionen. Agatha zwinkerte wie immer, wenn sie aufgeregt war, und Paul schien wie vom Donner gerührt.
»Warum unsere finanziellen Mittel auf eine Karte setzen? In den kommenden Jahren wird Espoir sicher gute Ernten einbringen, aber ebenso gut könnten auf Dauer die Schiffe profitabler sein, und bei Bedarf könnten jederzeit neue in Auftrag gegeben werden. Je mehr
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