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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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daran ändern wollte? Hatten ihre Bemerkungen über John ihm etwa zu denken gegeben?
    Sie hatte gerade fertig gelesen, als Frederic eintrat. Er überblickte die Situation sofort und war sehr verärgert. »Wie kannst du es wagen, in meinen persönlichen Sachen zu stöbern?«
    Sie legte das Dokument mit dramatischer Geste zurück. »Ich habe nicht gestöbert, Frederic, sondern lediglich Ordnung gemacht. Das Testament lag mitten zwischen den Papieren. Als deine Frau hielt ich das nicht für ein Geheimnis. Aber offenbar habe ich mich geirrt.«
    Frederics Zorn legte sich rasch. »Wenn du etwas wissen möchtest, dann frag mich einfach.«
    In ihren Augen schimmerten Tränen. »Paul wird am Boden zerstört sein, wenn er das erfährt. Das ist dir doch klar, oder?«
    »Wenn er was erfährt?«
    Frederic verzog das Gesicht, als Paul plötzlich unter der Tür stand. »Agatha hat mein Testament gelesen«, sagte er zögerlich. »Darin ist Pierre als zweiter Erbe aufgeführt – nach John.«
    Der Raum versank in beklommenem Schweigen. Ein Hauch von Verrat hing in der Luft, bis Paul sich räusperte und sich leicht stotternd von der Treulosigkeit seines Vaters distanzierte. »Aha … Nun ja, so gesehen macht es Sinn … Schließlich … ist er ein legitimer Sohn.«
    »Paul …«, begann Frederic, doch sein bekümmerter Blick verhärtete sich, um Agatha am Reden zu hindern. »Du weißt genau, dass diese Ergänzung nichts mit legitimer oder illegitimer Geburt zu tun hat. Ich will nur euch dreien gerecht werden. Aus demselben Grund habe ich dir Espoir übereignet. Mein Testament ist nur eine Formalität. Ich bin außerdem dabei, ein neues Dokument …«
    »Vater, du musst mir wirklich nichts erklären.« Paul ärgerte sich über seine Reaktion … und die Eifersucht, die ihn zu dieser bitteren Bemerkung hingerissen hatte. »Wie du schon gesagt hast, du hast mir Espoir übereignet, und obendrein hast du die ganze Unternehmung samt der Schiffe finanziert. Ich habe wahrlich kein Recht, mehr zu verlangen oder gar auf Pierre oder John eifersüchtig zu sein.«
    »Trotzdem hätte ich dir sagen sollen, dass ich Pierre in das Testament aufgenommen habe. Es tut mir leid, dass du es auf diese Weise erfahren musstest.«
    »Nein, Vater«, widersprach Paul, »du musst dich nicht entschuldigen, da du mir doch schon so viel gegeben hast.«
    Sonntag, 30. Juli 1837
    Frederic studierte die Dokumente, die er in der Hand hielt, und überschlug geübt die Zahlen. Schließlich legte er die Papiere zur Seite und bedachte seinen Sohn, der gespannt auf seine Meinung wartete, mit einem zufriedenen Lächeln. »Wie mir scheint, ist alles in bester Ordnung.«
    Dem konnte Paul nur zustimmen. »Ich bin auch sehr zufrieden. Und ich bin überrascht, dass wir trotz der Übernahme der geplatzten Verträge im Januar keine Verzögerungen in Kauf nehmen mussten. Die Schiffsbauer halten sich genau an unseren Zeitplan. Sie waren sehr erleichtert, als ihnen jemand das benötigte Kapital zur Fertigstellung vorstrecken konnte. Damit haben wir ihre Leute in die Lage versetzt, wieder zu arbeiten, und gleichzeitig dafür gesorgt, dass sie solvent bleiben.«
    Paul deutete auf die Unterlagen auf dem Schreibtisch. »Sobald du die restlichen Anweisungen unterschrieben hast, werde ich sie Mr. Larabee mit dem nächsten Schiff zukommen lassen. Dann kann er die letzten Anlagen auflösen und Edward Richecourt mit der weiteren Abwicklung beauftragen. Es war klug, mit den New Yorkern zusammenzuarbeiten. Obendrein hat es uns Glück gebracht. Die Angebote aus Newport’s News und Baltimore waren zwar vielversprechend, aber ich bin froh, dass ich doch noch in den Norden gefahren bin. Da der Bau der Schiffe zügig fortschreitet, werden sie in einem Drittel der Zeit fertig. Außerdem bekommen wir unsere drei Schiffe für hundertfünfzigtausend Dollar, obwohl die erste Berechnung auf einhundertachtzigtausend gelautet hat.«
    »Und du bist nicht unzufrieden, dass du doch wieder Segelschiffe bestellt hast?«
    »Nach dem, was Thomas Harrison berichtet hat, wird es noch Jahre dauern, bis die Vorteile des Dampfantriebs die Windkraft übertreffen. Schiffe mit Schaufelradantrieb sind zwar häufig schneller, aber dafür ist das Problem mit dem Treibstoff noch nicht zufriedenstellend gelöst. Nein, ich bin mit den Dreimastern sehr zufrieden. Der Rumpf sitzt hoch über dem Wasser, sodass sich die Fahrtzeiten auf See durch die ausgereifte Ingenieurskunst deutlich verringern lassen.«
    Frederic nickte. »Und wie

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