Im Sommer der Sturme
Bedarf, desto besser.«
Agatha war begeistert. »Das ist eine wunderbare Idee, Frederic. Einfach wunderbar! Wenn Paul in dieses Geschäft einsteigt, sollten alle einflussreichen Leute es erfahren. Und was ist da besser, als sie alle zu einem unvergesslichen Ereignis nach Charmantes einzuladen?«
»Sehr richtig«, bekräftigte Frederic. »Und zwar denke ich an eine ganze Woche, um unsere Aktivitäten auf Espoir zu enthüllen, Pauls Schiffe zu taufen und die ersten Verträge zu unterzeichnen. Wir werden alle bekannten Geschäftsleute, Agenten und erfolgreichen Farmer aus Virginia und den Westindischen Inseln einladen. Sollen sie nur sehen, was die Duvoisins geschaffen haben, und unseren Erfolg bewundern. Wir laden sie ein, sich an unseren Transportgesellschaften zu beteiligen oder, besser noch, gleich in neue Schiffe zu investieren.«
»Sie werden sich die Finger danach lecken«, bemerkte Agatha dramatisch.
Frederic nickte. »Wenn alle Verbindungen geknüpft sind, werden wir die Woche mit einem großen Dinner und einem Ball ausklingen lassen.«
Paul stöhnte. »Was soll ich dazu sagen, Vater?«
»Ich nehme an, du stimmst mir zu?«
»Das tue ich von ganzem Herzen, aber …« Er ver stummte, weil er an Frederics Gesundheit gedacht hatte.
»Ja?«, fragte Frederic.
»Fühlst du dich denn stark genug, um alle diese Anstrengungen auf dich zu nehmen?«
»Und wie stark ich mich fühle, mein Sohn«, versicherte Frederic. »Für dich ist mir nichts zu viel. Als Erstes werde ich an Larabee und Richecourt schreiben, dass sie mir die Namen von Leuten nennen. Und wenn die Einladungen verschickt sind und erste Zusagen eintreffen, verlasse ich mich auf dich, liebe Agatha, dass du die weiteren Planungen in die Hand nimmst. Das kannst du doch, nicht wahr?«
»Absolut«, schnurrte sie.
»Dann wäre das also ausgemacht. Ich habe nur Hemmungen, dass ich dir damit noch mehr Arbeit aufbürde, mein Sohn.«
»Ganz im Gegenteil, Vater«, entgegnete Paul. »Auf Espoir hat sich inzwischen eine gewisse Routine eingestellt, und die Aufseher arbeiten gewissenhaft. In ein paar Wochen sollte ich in der Lage sein, die Produktion von Charmantes aus zu überwachen und nur noch einen Tag in der Woche hinzufahren. Was das Fest angeht …« Wieder schüttelte er verwundert den Kopf. »… so werden Agatha und du damit sehr viel mehr Arbeit haben als ich. Ich bin noch immer sprachlos vor Überraschung! Eine wirklich wunderbare Idee!«
Als Frederic später allein war, seufzte er und war seit Monaten zum ersten Mal wieder glücklich.
Charmaine betrat den großen Wohnraum. Pierre war endlich eingeschlafen, und nun wollte sie die Mädchen holen. Doch die beiden bettelten, dass sie noch aufbleiben und ein Duett auf dem Piano spielen wollten. Als Paul lächelte, gab sie nach. An diesem Abend war er zum ersten Mal seit Wochen nach dem Essen nicht sofort wieder an die Arbeit geeilt, und für seine Verhältnisse war er sowohl beim Essen als auch jetzt liebenswürdiger als sonst. Wenn sie darauf bestünde, die Mädchen zu Bett zu bringen, hätte sie nachher keine Ausrede mehr, um noch einmal herunterzukommen. Also wollte sie aus den nächsten Minuten das Beste machen!
Zu ihrem Leidwesen waren sie allerdings nicht allein. Agatha saß über eine Stickerei gebeugt, und Rose strickte. Kurz entschlossen ging Charmaine zum Sofa hinüber und setzte sich neben Paul, der vor Staunen große Augen machte.
Im nächsten Moment lehnte er sich jedoch entspannt zurück und legte seinen Arm auf die Lehne. »Ist das nicht ein netter Abend?«, flüsterte er.
Sie errötete.
»Ich wünschte, ich wäre öfter zu Hause«, sagte er.
»Müssen Sie morgen wieder nach Espoir zurück?«
»Leider ja. Aber die Arbeit geht gut voran, und das Haus ist auch schon fast fertig. Es dauert nicht mehr lange, bis ich mich weitgehend auf meine Aufseher verlassen kann. Dann werden Sie wieder mehr von mir zu sehen bekommen.« Er rutschte ein Stückchen näher. »Würde Ihnen das denn gefallen?«
Sie errötete. Das war Antwort genug. Ihre Unschuld und ihre Verlegenheit weckten lustvolle Gefühle in ihm, und genau das gefiel ihm an ihr.
Wenig später stand Rose auf und wünschte allen eine gute Nacht. Charmaine und die Mädchen folgten ihr. Paul sah ihnen einen Augenblick lang nach, bevor er sich wieder seiner Zeitschrift zuwandte.
Agatha hob den Kopf. Sie waren allein. Eine unerwartete Gelegenheit. Sie legte die Stickerei aus der Hand und sah Paul nachdenklich an. Er sah gut aus und war
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