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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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wie die Sache ausgegangen ist.« Damit nahm er Agathas Arm und führte sie zu den Räumen seines Vaters.
    Charmaine betrat das Kinderzimmer. Rose hatte den Kindern vorgelesen, doch nun hob sie den Kopf und zog fragend eine Braue hoch. Charmaine zuckte nur die Schultern. »Nun?«, fragte das mutigere der beiden Mädchen. »Glauben Sie nicht, dass wir es erfahren sollten?«
    »Ja, Mademoiselle«, rief Jeannette. »Wir machen uns Sorgen. Wir wollen Sie nicht verlieren.«
    »Ich glaube nicht, dass es so weit kommt. Paul ist entschlossen, eurer Stiefmutter Grenzen zu setzen.«
    »Und was heißt das?«, fragte Jeannette.
    »Das heißt, genau das tut er, was Johnny tun würde, wenn er hier wäre«, erklärte Yvette. »Ich bin sehr stolz auf ihn.«
    Charmaine lachte leise und dachte an Pauls anerkennende Worte über seine kleine Schwester. »Paul spricht gerade mit eurem Vater. Er hat sich Agathas Beschwerden gar nicht angehört.«
    »Und warum nicht?«, fragte Yvette.
    Charmaine wusste nicht recht, ob sie einer Achtjährigen alles erzählen sollte, was sie soeben von Paul erfahren hatte. »Paul hat sich wegen fehlender Rechnungen über deinen Bruder geärgert.«
    »Über Johnny? Glauben Sie, dass Paul mit Papa auch über ihn redet?«
    »Ich weiß es nicht … Vielleicht … Warum?«
    »Aus keinem besonderen Grund«, sagte Yvette. »Ich will nur nicht, dass Johnny noch mehr Schwierigkeiten be kommt.«
    Kurz darauf verließ das Mädchen das Kinderzimmer, um zur Toilette zu gehen.
    Agatha führte zahlreiche Punkte gegen Charmaine an, aber den schwerwiegendsten sparte sie bis zuletzt auf: Charmaine Ryans Herkunft.
    Frederic lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und sah seiner Frau ins Gesicht. Dank Paul war er über die letzten Monate bestens im Bilde. »Charmaine Ryan wurde von Colette ausgewählt, um für ihre Kinder zu sorgen. Es sind und bleiben ihre Kinder und nicht deine, Agatha. Miss Ryan wird also ihre Position in diesem Haus behalten, und sei es auch nur, um Colettes Wunsch zu erfüllen.«
    »Aber, Frederic …«
    »Kein ›Aber‹. Ende der Diskussion! Ich bin mit Miss Ryan sehr zufrieden. Sie zeigt große Liebe und Zuneigung, was die Kinder angeht, und genau das brauchen sie im Augenblick. Eine Mutter. Ich sehe außerdem nicht, dass du dich in gleicher Weise für sie aufopfern würdest.«
    Kleinlaut wandte Agatha sich ab. »Ich werde die Sache nicht wieder erwähnen.«
    »Gut.«
    Doch als ihr ein neuer Gedanke durch den Kopf schoss, fuhr sie fort: »Im Grunde ist alles ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Eigentlich wollte ich mich nur mit Miss Ryan unterhalten. Ich wollte sie nicht entlassen, wie Paul das jetzt darstellt. Aber er war wegen anderer Vorfälle gereizt und hat mich missverstanden.«
    »Andere Vorfälle?«, fragte Frederic und sah zu Paul hinüber.
    Der hielt noch immer den Umschlag mit den Rechnungen der Heir in der Hand. »Es geht wie immer um John.« Mit diesen Worten warf er seinem Vater die Mappe auf den Schoß.
    »Was hat er dieses Mal ausgefressen?«
    Während Paul die ärgerliche Sache schilderte, steigerte er sich in seinen Zorn hinein und vergaß, dass Agatha noch immer anwesend war. Sein Vater hörte ihm geduldig zu und schüttelte nur hin und wieder den Kopf. Aber als Frederic die obszönen Zeichnungen und Bemerkungen betrachtete, wurde sein Blick hart. »Es ist ein Elend mit ihm. Als wenn er nichts Besseres mit seiner Zeit anfangen könnte«, stieß er verärgert hervor.
    »Darf ich die Zeichnungen sehen?«, fragte Agatha und streckte die Hand aus.
    »Nein.« Frederic schob die Papiere wieder in die Mappe und warf sie in den Papierkorb.
    »Aus welchem Grund muss sich Paul eigentlich alle diese Schikanen gefallen lassen?«, fragte Agatha widerborstig.
    »Sie hat recht, Vater.« Sogleich machte er sich Agathas Vorstoß zunutze. »Warum muss ich ständig seine Streiche ertragen? Wir sind doch keine kleinen Kinder mehr! John will sich einfach nicht wie ein Erwachsener benehmen, und doch kann er über alles Geschäftliche bestimmen.«
    Frederic lächelte zynisch. »Vergiss nicht: Du trägst hier in Charmantes die Verantwortung, und John hat in Virginia das Sagen.«
    »Das ist nicht ganz richtig. John trifft außerdem alle übergeordneten Entscheidungen, auch wenn sie nichts mit Virginia zu tun haben. Zum Beispiel ändert er eigenmächtig die Schiffsrouten und verursacht damit ein Durcheinander, wie wir es noch nie hatten. Postschiffe müssen die Güter auf die Insel

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