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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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Erniedrigung wett, die dieser Mann ihr angetan hatte. Nein! Ich will gar nicht darüber nachdenken!
    Sie wandte sich den Kindern zu, trug die schlaftrunkene Jeannette in ihr eigenes Bett und runzelte die Stirn, als sie die Balkontüren leicht angelehnt vorfand. Mit einem kleinen Schauder ging sie zu den Glastüren und verriegelte sie erneut. Ganz wohl war ihr allerdings nicht, denn sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Mädchen oder gar Pierre die Türen geöffnet hatten. Vermutlich war das Schloss defekt. Gleich morgen früh musste sie Travis Thornfield darauf hinweisen.
    Sie zündete eine neue Kerze an und drehte den Docht in der Lampe herunter, dann nahm sie das Tablett, damit die Kinder nicht vor dem Frühstück naschten, und kehrte in die Geborgenheit ihres Schlafzimmers zurück.
    Von dem missglückten Abend enttäuscht, hatte Paul sich keine Gedanken gemacht, wohin John von der Bibliothek aus gegangen war. Selbst jetzt fiel ihm nicht ein, dass inzwischen Charmaine in Johns bisherigem Zimmer wohnte. Er dachte an Charmaines wunderschöne Lippen, an den weichen Körper in seinen Armen und an ihre leidenschaftliche Reaktion auf seinen Kuss. Wenn er allerdings den Brandy beiseitegestellt und sich Zeit zum Nachdenken genommen hätte, wäre ihm der Tausch der Zimmer vielleicht eingefallen. Aber gefreut hätte es ihn sicher genauso wenig.
    John tastete im Dunkel seines Ankleidezimmers herum. »Verdammt, wo sind nur die Zündhölzer?« Trotz allen Suchens fand er sie nicht. Vielleicht hatte er im Schlafzimmer ja mehr Glück. Er fror. Außerdem war er todmüde und von Kopf bis Fuß durchweicht. Ein heißes Bad wäre jetzt genau das Richtige, aber angesichts der späten Stunde musste das bis morgen warten. Doch nach einer Woche an Bord der Destiny von New York nach Charmantes war ein trockenes Bett auch nicht zu verachten.
    Als John die Tür öffnete und sah, wie die Geliebte seines Bruders in sein Bett stieg, war er völlig verblüfft. Damit hatte er nicht gerechnet. Dass sie ihm so schnell verfallen war? Er lächelte schief. Das Mädchen war wirklich hinreißend. Nun ja, vielleicht war er doch noch nicht ganz so müde …
    »Ja, was sehe ich denn da! Ist das nicht das kleine Biest von vorhin?« Er lachte zynisch. »Unterhalten Sie die Gäste immer auf diese Weise?«
    Charmaine war zu erschrocken, um auch nur einen Laut hervorzubringen. Der Unhold war hinter ihr her! In ihrer Angst fiel ihr nichts anderes sein, als sich gegen die Wand zu drücken.
    Er kam immer näher. »Woher wussten Sie, wohin ich mein müdes Haupt betten werde?«
    Charmaine begriff schnell, dass sie etwas tun musste, damit nicht alles verloren war. Sie stieß sich von der Wand ab und flüchtete wie ein gehetztes Tier. Gleich darauf hatte sie die Tür zum Kinderzimmer erreicht. Als sie den Türknauf bereits unter den Fingern fühlte, packte er ihren Arm und zerrte sie mit einem energischen Ruck zurück. Die andere Hand presste sich auf ihren Mund, um ihren Schrei zu ersticken. Dann wurde sie herumgerissen und stand dem Unhold Auge in Auge gegenüber. So mies, wie er grinste, wurden ihre Augen immer größer, und ihr Gesicht lief krebsrot an, als sie aus Angst vor seinem faulig stinkenden Atem die Luft anhielt.
    John bemerkte ihren Widerwillen und ihr Entsetzen und lockerte seinen Griff. Sie schien wirklich nicht zu wissen, wer er war. Aber wie kam sie dann in sein Zimmer?
    Charmaine spürte sein Zögern … und schon begann der Kampf von Neuem. John musste die Hand von ihrem Mund lösen und stattdessen die Füße festhalten, die unablässig gegen seine Schienbeine traten. Die Misshandlung schmerzte zwar nicht übermäßig, aber sie beflügelte seinen Zorn.
    »Geben Sie Ruhe, Madame«, zischte er und presste sie gegen die Tür, als sie nicht gehorchte. »Ich verlange nur ein paar Antworten auf meine Fragen. Aber wenn Sie wollen, können wir auch gern an der Stelle weitermachen, wo Paul aufgehört hat.«
    Zitternd gab Charmaine nach. Sie fühlte seine Worte an ihrer Wange und krümmte sich vor Ekel davor, gleich den beißenden Whiskygestank riechen zu müssen. Aber sie roch nur feuchte Kleidung und sonst nicht viel.
    »Wie kommen Sie hierher?«, herrschte er sie an.
    »Dieses Zimmer ist mein Schlafzimmer! Ich arbeite hier, und dies ist mein Zimmer!«
    Das klang so überzeugt, als ob es wahr wäre. »Also wissen Sie wirklich nicht, wer ich bin?«
    Als er die Hände sinken ließ, fasste sie neuen Mut. »Vermutlich einer von denen,

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