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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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…«
    »Nein!«
    Pauls Aufatmen verstärkte nur ihren Zorn. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, wer er ist? Mit meinen Beschimpfungen habe ich mich schon gründlich zum Narren gemacht, und als ob das nicht genug wäre, haben Sie ihm nichts von der Änderung der Zimmer gesagt …«
    Ihre Worte erstarben, als er um das Fußende des Betts herumging. Sie sprang vom Bett. Heute Nacht haben Sie schließlich nicht nur einen, sondern sogar zwei Gentlemen unterhalten … John Duvoisins Worte verfolgten sie. Außerdem war sie wütend, weil Paul sie in diese erniedrigende Situation gebracht hatte. »Sie haben immer behauptet, dass er nie mehr nach Charmantes kommt! Sie haben es sogar versprochen, bevor ich mit dem Umzug in dieses Zimmer einverstanden war.«
    »Etwas anderes hatte ich auch nicht angenommen«, sagte Paul leise. »Ich war mindestens so überrascht wie Sie. Deshalb war ich ja so sprachlos.«
    Als sie merkte, dass er ehrlich besorgt war, legte sich ihre Wut.
    »Außerdem wollte ich Ihnen eine Vorstellung ersparen, die John nur gnadenlos ausgenutzt hätte. Die Änderung der Zimmer fiel mir erst ein, als ich selbst ins Bett gehen wollte. Es tut mir wirklich leid, Charmaine.«
    Er kam immer näher.
    »Vergeben Sie mir?«
    Ein angedeutetes Lächeln, ein zaghaftes Lächeln … Er beugte sich vor. Der Augenblick war günstig. Aber dann vernahm sie wieder Johns spöttische Stimme. Ist das nicht das kleine Biest? Das süße, schamlose Frauenzimmer?
    Charmaine trat einen Schritt zurück. Solch vulgären Bemerkungen wollte sie sich nicht länger aussetzen. »Sie gehen jetzt besser.«
    Enttäuscht respektierte Paul ihre Zurückhaltung. Er sah sie noch einmal von oben bis unten an, bevor er den Raum auf demselben Weg verließ, auf dem er gekommen war – und Charmaine verwirrt zurückließ. In diesem Moment war sie sehr verletzlich gewesen, und wieder hatte Paul sich als Gentleman erwiesen.
    Als sie sich ins Bett legte, landete sie genau auf der zerbrochenen Bürste. Sie betrachtete die beiden Teile und musste unwillkürlich an John und Paul denken. Zwei Gentlemen in einer Nacht … Nun ja. Diesen John Duvoisin würde sie nicht gerade als Gentleman bezeichnen, doch die Haarbürste war das Einzige, was sie in dieser Nacht eingebüßt hatte.
    Samstag, 19. August 1837
    In der Morgendämmerung klopfte Paul an Frederic Duvoisins Tür. Vielleicht schlief sein Vater noch. Leise klopfte er noch einmal an, woraufhin Travis Thornfield im Türspalt erschien. »Ihr Vater frühstückt gerade.«
    »Ich muss ihn leider unverzüglich sprechen.«
    Travis trat zur Seite, und Paul durchquerte das Ankleidezimmer.
    Überrascht hob Frederic den Kopf und schlug die Zeitschrift neben seinem Teller zu.
    »John ist heute Nacht gekommen.«
    Frederic lehnte sich im Sessel zurück und ließ die Nachricht erst einmal auf sich wirken. Freude, Angst und tiefe Enttäuschung stritten in seinem Herzen.
    Paul fühlte sich unbehaglich, als sein Vater so nachdenklich war, und setzte zu einer weiteren Erklärung an. »Er ist mit der Destiny gekommen. Sie wurde durch den Sturm aufgehalten und hat erst spät am Abend angelegt.«
    »Hast du ihn schon gesehen?«
    »Ich war noch im Arbeitszimmer, als er ankam.«
    »Hast du auch mit ihm gesprochen?«
    »Nur kurz. Es war schon spät, und ich war müde. Außerdem war er völlig durchnässt.« Paul versuchte, den Gesichtsausdruck seines Vaters zu deuten. »Er ist gekommen, um die Geschäfte zu überprüfen. Jedenfalls hat er so etwas gesagt.«
    Frederic stand auf. Er stützte sich schwer auf seinen Stock und humpelte zur Fenstertür hinüber. »Vielen Dank, dass du mir Bescheid gesagt hast«, murmelte er.
    Als Paul begriff, dass sein Vater nichts weiter sagen wollte, verließ er das Zimmer.
    Frederic starrte in den Hof hinunter. John war zu Hause. Er hatte kaum gewagt, auf diesen Tag zu hoffen. Doch nun, da er da war, war er nicht wirklich darauf vorbereitet.
    Charmaine hatte lange nicht einschlafen können. Erst als die ersten Streifen der Dämmerung den Himmel in dunkles Organgerot tauchten, hatte die Müdigkeit sie überwältigt. Als sie irgendwann in die Höhe schoss, war der Raum von Tageslicht erfüllt. Sicher war es schon spät. Sie sprang aus dem Bett und wollte ins Spielzimmer laufen. Aber die Kinder hatten einen Zettel unter ihrer Tür hindurchgeschoben.
    Mademoiselle Charmaine, wir sind bei Nana Rose.
    Jeannette, Yvette und Pierre
    Charmaine lächelte erleichtert. Sicher hatten die Mädchen Nana Rose erzählt,

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