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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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Johns Sarkasmus mit Gleichmut. »Demnach hast du schon mit Agatha gesprochen?«
    »Unmittelbar, nachdem ich von Colettes Tod erfahren habe!« John war außer sich vor Zorn. »Nicht nur ein Schlag ins Gesicht! Nein, gleich zwei Schläge! Konntest du mit der Hochzeit nicht wenigstens warten, bis Colettes Leichnam kalt geworden ist?«
    »Meine Eheschließung mit Agatha hat nichts mit Colette zu tun.«
    »Du erstaunst mich immer wieder, Vater. Vor vier Jahren habe ich einen Krüppel verlassen, aber sieh dich jetzt an: kräftig und putzmunter, und obendrein auch noch frisch verheiratet! Armer Paul! Er fürchtet, dass du einem Streit mit mir nicht gewachsen seist. Dabei hast du zwei junge Ehefrauen überlebt, und die letzte hat dir wahrlich einiges abverlangt. Doch was machst du? Vier Monate nach Colettes Tod hast du dir bereits Ehefrau Nummer drei angelacht!« In theatralischer Übertreibung schüttelte er den Kopf. »Doch allzu gut scheint es nicht mehr zu laufen, was? Agatha ist ziemlich alt. Ich hätte einiges darauf gewettet, dass dir die junge Gouvernante besser gefällt. Die hätte doch viel eher zu deiner Vorliebe für jungfräuliches Fleisch gepasst, oder nicht?«
    Wenn Frederic jemals gehofft hatte, dass sein Sohn sich geändert hätte und bei seiner Heimkehr nicht da fortfahren würde, wo sie vor drei Jahren aufgehört hatten, so hatte er sich getäuscht. Die Gebete vom heutigen Morgen waren schnell vergessen, als sich sein Herzschlag beschleunigte und sein Blut in Wallung geriet, während Johns ätzende Bemerkungen auf ihn niederprasselten.
    »Oder gibst du zu, dass du für eine hübsche Person wie Miss Ryan inzwischen zu alt bist?« Er hielt einen Augenblick lang inne, als ob er nachdenken müsste. »Nein, das kann nicht sein. Du hast immer noch Geld genug, dass dir jedes junge Ding zu Füßen läge, wenn du nur damit winktest. Habe ich recht?« Er stützte sein Kinn auf die geballte Faust, als ob das Problem zu schwer für ihn sei. Aber dann streckte er den Finger in die Höhe. Er hatte die richtige Lösung gefunden. »Jetzt weiß ich, was dich abgehalten hat! Paulie hat seinen Anspruch auf die Gouvernante angemeldet, und du würdest nicht einmal im Traum daran denken, ihm zuvorzukommen. Schließlich ist Paulie ja dein kleiner Liebling.«
    Irgendwann hatte Frederic genug gehört. »Bist du nach Hause gekommen, um mich zu beleidigen? Ist es das, was du willst?«
    »Aber nein, Vater! Ich bin nur nach Hause gekommen, weil Colette mir geschrieben hat. Das wusstest du doch, oder etwa nicht?«
    Genüsslich beobachtete er das Feuer, das in den Augen seines Vaters loderte, und schlug eifrig weiter in dieselbe Kerbe. »Sie hat sich um ihre Kinder geängstigt. Lass mich überlegen, was genau sie geschrieben hat. Ach ja: ›Wenn dein Vater seine Bitterkeit nicht überwinden kann, haben die Kinder nach meinem Tod nur ihre Gouvernante und Nana Rose, die sie lieben.‹ Und genau hier liegt das Problem, Vater. Rose ist alt, und die kleine Närrin von Gouvernante hat sich in Paul verliebt. Und dann gibt es noch dich, den verbitterten Vater, den die Kinder so gut wie nie zu Gesicht bekommen – eine wahrhaft glückliche Familie, findest du nicht auch? Oh, ich vergaß: Inzwischen haben die Kinder ja eine Stiefmutter, die ihnen das Leben nach Kräften verschönt.«
    »Es reicht«, stieß Frederic zwischen den Zähnen hervor.
    Aber John lächelte nur. Er hatte erreicht, was er wollte. »Was hältst du davon, Vater, dass deine Frau ihrem Stiefsohn schreibt und ihn um Liebe und Zuneigung für ihre Kinder bitten muss, weil sie diese Liebe von ihrem eigenen Vater nicht bekommen?«
    »Es überrascht mich nicht, dass Colette dir solch einen Brief geschrieben hat, John«, revanchierte sich Frederic. »Sie hat dich noch mehr zum Narren gehalten als mich!«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Nur so viel: Ich war neun Jahre lang mit Colette verheiratet und habe vieles erfahren, was du dir nicht einmal im Traum vorstellen kannst.«
    John widerstand dem Wunsch, seinen Vater ins Gesicht zu schlagen. Stattdessen fluchte er insgeheim und machte voller Wut auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Zimmer. Agatha stand draußen auf dem Korridor und lächelte triumphierend, als er die Tür ins Schloss warf. John geriet in Versuchung, seine Wut an ihr auszulassen, aber dann widerstand er dieser Schwäche und kehrte in sein Zimmer zurück, während ihm das Blut noch immer in den Ohren dröhnte.
    »Manche Dinge ändern sich nie.« Frederic seufzte

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