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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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erwartungsvolle Hochstimmung.
    Kurz darauf verließen die Mädchen hübsch angezogen das Schlafzimmer. Loretta Harrington saß am Küchen tisch und beendete gerade einen Brief, der an das Herrenhaus gerichtet war. Darin bat sie Madame Duvoisin um eine Unterredung, da ihre Reisegefährtin Charmaine Ryan extra von Richmond nach Charmantes gekommen sei, um sich um die Stelle einer Gouvernante zu bewerben.
    »Ich denke, das genügt.« Sie klopfte auf den Umschlag. Dann begann sie einen neuen Brief an ihre Haushälterin zu schreiben, in dem sie mitteilte, dass sie angekommen waren, und ankündigte, nicht länger als einen Monat auf Charmantes bleiben zu wollen. Als die Mädchen gefrühstückt hatten, bat sie Gwendolyn, den Brief für sie aufzugeben. »Hier ist etwas Geld«, sagte sie. »Caroline sagte, dass man eine Gebühr verlangt, um den Brief nach Richmond zur Post zu befördern.«
    Gwendolyn nickte. »Und was ist mit dem anderen an Mrs. Duvoisin?«
    »Dein Vater hat versprochen, ihn heute im Herrenhaus abzugeben«, antwortete Loretta.
    Die Häuserzeile entlang der Wasserlinie schien im prallen Sonnenschein förmlich dahinzuwelken, aber die Insulaner störten sich nicht an der Hitze. Charmaine und Gwendolyn schlenderten als Erstes zum großen Laden. Charmaine fühlte sich noch immer schwach und erreichte die schattige Veranda vor dem Laden keine Sekunde zu früh. Gwen dolyn dagegen schien die Hitze überhaupt nicht zu spüren.
    »Komm, Charmaine, dort drüben ist Rebecca Remmen. Ihr Bruder erlaubt sonst nie, dass sie allein in der Stadt herumspaziert.«
    »Geh nur«, sagte Charmaine. »Ich muss mich einen Moment ausruhen. Ich werde den Brief später aufgeben, während du mit deiner Freundin redest.«
    »Das ist eine gute Idee. Ich komme in ein paar Minuten nach.«
    Charmaine betrat den Laden und war überrascht, dass außer Madeline Thompson niemand da war. Bei ihrem gestrigen Stadtspaziergang hatte sie die hübsche Witwe bereits kennen gelernt. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Madeline mit einem weichen erotischen Südstaatenakzent.
    »O ja, bitte. Ich möchte einen Brief nach Richmond aufgeben«, erwiderte Charmaine.
    Mit gerunzelter Stirn betrachtete Madeline den Brief. »Nach Richmond … hmm … schade, dass Sie ihn nicht früher gebracht haben. Die Post wurde schon gestern abgeholt. Doch ich könnte versuchen, ihn nach Ladenschluss noch zur Raven zu bringen.«
    Charmaine bedankte sich mit einem Nicken und kramte in ihrem Täschchen nach den Münzen, die Gwendolyn ihr in die Hand gedrückt hatte. Sie war so beschäftigt, dass sie nicht auf die Ladenglocke achtete. »Bitte sagen Sie mir, wie viel ich Ihnen …«
    »Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick«, sagte Madeline und kam hinter ihrer Theke hervor. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte sie ihren neuen Kunden.
    »Nein danke, Maddy …«
    Charmaines Magen vollführte einen Purzelbaum, als sie die Stimme von Paul Duvoisin erkannte.
    »… ich finde alles, was ich brauche. Aber wenn Sie wollen, könnten Sie die Sachen zusammenstellen, die auf dieser Liste stehen.« Er zog ein gefaltetes Stück Papier aus der Hemdtasche. »Miss Colette hat sie mir heute Morgen in die Hand gedrückt.«
    Lächelnd nahm ihm Madeline das Papier aus der Hand, wobei ihre Finger die seinen etwas länger berührten, als unbedingt nötig gewesen wäre. »Darf ich Sie dafür auch um einen Gefallen bitten?«, fragte sie kokett. »Aber nur, wenn Sie heute noch auf die Raven kommen!«
    »Aber ganz sicher. Was soll ich für Sie tun?«
    Madeline Thompson sah auf den Brief in ihrer Hand hinunter. »Ich habe hier noch einen Brief nach Virginia. Gunther hat die Post schon abgeholt, doch wenn Sie den Brief dem Kapitän übergeben könnten, wäre ich Ihnen auf ewig dankbar.«
    »Auf ewig, Madeline? Sie wollen Ihre weiblichen Reize doch wohl nicht an mich verschwenden, oder?«
    »Wenn es helfen würde!«
    »Geht schon in Ordnung, Maddy.« Lachend steckte er den Umschlag in die Tasche. »Ich liefere den Brief ab, und dafür suchen Sie mir Miss Colettes Bestellung bis Ladenschluss zusammen.«
    »Perfekt«, gurrte sie. »Dann habe ich heute ja sogar zweimal die Freude Ihrer Gesellschaft.«
    Paul blinzelte ihr zu und trat dann einen Schritt zur Seite. Charmaine verharrte wie angewurzelt. Offenbar hatten ihm die Schmeicheleien gefallen. Als er kurz in ihre Richtung blickte, setzte ihr Herz einen Schlag lang aus, und sie wünschte fieberhaft, ebenso wortgewandt wie Madeline Thompson zu

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