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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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sein. Und wenn möglich auch so verführerisch. Sie schüttelte innerlich den Kopf, weil solche Gedanken nur zu Problemen führten. Plötzlich stand Paul Duvoisin direkt neben ihr und legte einige Gegen stände auf den Ladentisch, und Charmaine wurde be wusst, wie dumm es war, wenn sie nur stumm dastand. »Ich wüsste gern, wie viel Geld ich Ihnen für das Briefporto schulde, Mrs. Thompson.« Paul sah auf sie hinunter, doch sie hielt die Augen stur geradeaus gerichtet, wobei der Rand ihrer Haube ihr Gesicht verdeckte.
    »Das macht zwei Cents«, antwortete Madeline und ging hinter ihre Theke zurück.
    Rasch suchte Charmaine die Münzen heraus, doch bevor Madeline sie entgegennehmen konnte, bat Paul Duvoisin, seine Sachen zu Miss Colettes Bestellung hinzuzufügen, die er später abholen wollte. Als Madeline nickte, wünschte er einen guten Tag und trat zu Charmaines Erleichterung und auch Enttäuschung aus dem Laden in den gleißenden Sonnenschein hinaus.
    Ein paar Minuten später verließ auch Charmaine den Laden, doch da war weit und breit nichts mehr von ihm zu sehen. In freudigem Überschwang eilte Gwendolyn auf sie zu. »Du hast Paul Duvoisin knapp verpasst, Charmaine! Er hat sogar mit mir geredet! Natürlich war er in Eile, doch Rebecca war außer sich. Wenn du meinst, dass ich dummes Zeug rede, dann solltest du sie erst einmal hören! Sie liebt ihn so sehr …« Auf diese Art ging es weiter. Gwendolyns Glück war ansteckend, und trotz der Hitze lächelte Charmaine und hatte ihren Spaß.
    »Die letzte Woche war wirklich ungewöhnlich heiß«, stellte Gwendolyn fest. »Normalerweise ist es das ganze Jahr über mild und schön. Warte nur, bis du ein wenig länger hier bist. Spätestens dann wirst du es lieben.«
    Die beiden Mädchen spazierten in südwestlicher Richtung, und es dauerte keine Stunde, bis sie über weite schneeweiße Strände schlenderten und die Stadt nur noch eine ferne Erinnerung war. Sie folgten der Brandung, sammelten Muscheln, und Gwendolyn plapperte in einem fort. Für Charmaine war es unbegreiflich, dass die Landschaft wild und verlassen dalag, da doch so viele Menschen auf Charmantes lebten. Stundenlang schlenderten die beiden allein über den weiten Strand. Nur die Möwen protestierten lauthals gegen ihre Anwesenheit und stiegen hoch in die Luft empor, um einige Augenblicke später auf ihren Fußspuren im Sand zu landen.
    Als die Sonne gegen Mittag immer stärker vom Himmel brannte, suchten sie unter einigen Palmen Schutz. Sie lagen reglos im Schatten, und außer den leisen Stimmen verriet nichts ihre Anwesenheit. Lächelnd sah Charmaine zu, wie ein Flamingopaar an der Brandungslinie entlangstolzierte, doch als die Vögel die Mädchen bemerkten, machten sie kehrt und verschwanden im schattigen Wald hinter dem Strand.
    »Nun gut«, fragte Gwendolyn irgendwann, als sie aufstand und sich Moos und Sand vom Rock streifte, »wohin gehen wir jetzt?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung.« Charmaine sah zu ihr auf.
    »Du hast die Wahl. Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Herrenhaus der Duvoisins. Das Grundstück ist zwar eingezäunt, aber du könntest immerhin aus der Ferne einen kurzen Blick auf das Haus werfen, in dem du demnächst vielleicht arbeitest.«
    »In dem ich demnächst vielleicht arbeite?« Charmaine zog eine Braue in die Höhe. »Ich habe mich noch nicht einmal vorgestellt, aber du scheinst bereits zu wissen, dass ich die Stelle bekomme.«
    »Aber klar bekommst du sie. Schon wegen deines Namens.«
    Charmaine runzelte lächelnd die Stirn. »Wie meinst du das?«
    »Charmaine … Charmantes … Glaubst du nicht auch, dass das Schicksal ist? Wie viele Mädchen heißen denn so? Mir kommt es vor, als ob die Insel dich nach Hause gerufen hätte.«
    Lachend schüttelte Charmaine den Kopf. »Ich kann nur hoffen, dass du recht behältst. Allmählich habe ich das Gefühl, als ob mir das Leben hier gefallen könnte. Besonders mit einer Freundin wie dir.«
    Sie lehnte es ab, bis zum Haus der Duvoisins zu laufen, weil sie auf keinen Fall gesehen werden wollte. Inzwischen waren die Mädchen hungrig, und Gwendolyn schlug vor, zurück in die Stadt zu gehen und bei Dulcie’s etwas zu essen. »Ich habe sogar ein bisschen Geld dabei.«
    »Im Saloon?« Charmaine war völlig entgeistert.
    »So schlimm ist es dort gar nicht. Jedenfalls tagsüber. Das Essen ist sogar sehr gut.«
    Aber Charmaine ließ sich nicht überzeugen. »Der Saloon ist eine Spielhölle – wenn nicht noch

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