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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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Die Muskeln in seinem Nacken waren gespannt, und sein Gesicht war knallrot angelaufen. »Es wiegt mindestens fünfhundert Pfund, und der Kai ist nicht eben! Es rollt weg, wenn ich es loslasse!«
    »Ich halte es doch«, schimpfte der Dockarbeiter. »Nimm endlich das verdammte Tau!«
    Der Junge gehorchte nach einigem Zögern, und sofort setzte sich das Fass in Bewegung und rollte über die Pier. Der Junge schnitt eine Grimasse, als es gegen drei andere Fässer prallte, doch als es unbeschadet blieb, grinste er über das ganze Gesicht.
    »Herrgott im Himmel, Junge! Wie konntest du dich nur so dämlich anstellen! Warum hast du nicht gewartet, bis ich es fest im Griff hatte?« Kalter Hass stand in seinen Augen, aber der Junge kicherte unbeeindruckt. »Wenn ich dir in deinen verdammten Hintern trete, wird dir das Lachen schnell vergehen!«
    Charmaine hatte genug gesehen. »Komm, Gwendolyn, lass uns gehen. Dieser Mann erinnert mich an jemanden, den ich lieber vergessen möchte …«
    »Was geht hier vor?«
    Der ältere Mann richtete sich auf, als Paul Duvoisin auf ihn zukam. »Dieser junge Frechdachs hat keine Ahnung von der Arbeit«, brummte er.
    »Stimmt das?«, fragte Paul. »Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen, Junge?«
    »Ich muss das doch erst lernen, Sir. Heute ist mein erster Tag. Ich brauche nur mehr Übung – mehr nicht.«
    »Was du brauchst«, zischte der alte Mann, »ist ein saftiger Tritt in den Hintern! Dann vergeht dir endlich das dämliche Grinsen.«
    »Das reicht«, befahl Paul Duvoisin. »Da der Junge neu ist, erwarte ich mehr Geduld von Ihnen, Mr. Rowlan. Doch wenn Sie damit überfordert sind, vertraue ich den Jungen lieber einem anderen an, der ihm in Ruhe alles beibringt.«
    »Mir soll’s recht sein. Auf eine solche Hilfe verzichte ich gern!«
    »Nun gut«, entgegnete Paul kühl. »Wie heißt du, mein Junge?«
    »Jason, Sir. Jason Banner.«
    »Na gut, Jason. Wir wollen sehen, ob Buck Mathers dich heute gebrauchen kann.«
    » Buck? «, rief der ältere Mann. »Warum, zum Teufel, geben Sie ihn ausgerechnet dem riesigen Nigger? Der braucht doch keine Hilfe!«
    Paul zog eine Braue in die Höhe. »Wenn Jason mehr Hindernis als Hilfe ist, kann Ihnen das doch egal sein, nicht wahr, Mr. Rowlan?« Da keine Antwort kam, wandte Paul sich an den Jungen. »Du findest Buck Mathers vorn am Bug. Du erkennst ihn sofort, denn er ist der größte Schwarze weit und breit.«
    »Alles klar, Sir. Ich weiß, wie er aussieht.«
    »Also gut.« Paul klopfte dem Jungen auf die Schulter. »Tu genau, was er dir sagt, und richte ihm aus, dass ich dich geschickt habe und später noch mit ihm reden will.«
    »Ja, Sir! Danke, Sir!« Im nächsten Augenblick war er fort.
    Paul Duvoisin wandte sich an Jesse Rowlan. »Na los, geh wieder an die Arbeit.«
    »Aber Sie schicken mir doch einen Helfer?«
    »Sie hatten Hilfe, aber Sie wollten sie nicht. Nun müssen Sie die Arbeit allein erledigen, oder Sie können sich Ihren Lohn beim Zahlmeister der Duvoisins abholen. Wie auch immer, aus Ihrem Schandmaul will ich kein Wort mehr hören!«
    Rowlan nahm die Rüge zur Kenntnis. »Ja, ja, der Zahlmeister der Du-vo-sin«, brummte er wütend, während er zu den Fässern schlurfte. »Wie großspurig das klingt! Dabei ist hier doch alles Du-vo-sin!«
    »Das spricht man Dü-woa-san aus, Mr. Rowlan«, ent gegnete Paul in aller Ruhe. »Sprechen Sie den Namen richtig aus – oder Sie brauchen hier nie wieder Arbeit zu suchen!«
    Rowlan zog die Brauen zusammen und konnte seinen Hass nur schlecht verbergen.
    »Wollten Sie mir noch etwas sagen – diesmal vielleicht direkt ins Gesicht?«, fragte Paul Duvoisin.
    Der Mann schwieg, doch als er das nächste Fass zum Laden vorbereitete, sprach seine Haltung Bände.
    Paul rieb sich den Nacken und wandte sich zum Gehen.
    Als Charmaine ihm beim Weg auf das Deck nachsah, malte sie sich eine ähnliche Konfrontation aus. Bei der Vorstellung, dass John Ryan vor Paul Duvoisin kuschte, spielte ein Lächeln um ihre Lippen – und mit einem Mal war die Angst, die sie noch in Richmond empfunden hatte, wie weggeblasen.
    »War das nicht wunderbar?«, flüsterte Gwendolyn fast ehrfürchtig.
    Charmaine seufzte. »Oh, ja, das war es wirklich.« Mit einem Mal war Paul Duvoisin in ihren Augen sehr viel mehr als nur ein gut aussehender Mann.
    Rowlan befahl einem anderen Arbeiter, ihm zu helfen. Das Tau wurde doppelt um das schwere Fass gelegt und die Enden durch eine Schlinge gezogen, an der das Fass dann von einer Seilwinde

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