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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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Bisher hatte er keinen Fehler gemacht. Sie wohnte seit zehn Tagen unter seinem Dach und hatte – ganz gleich, ob Gouvernante oder nicht – seine Aufmerksamkeit erregt. Er wusste, dass er sie verunsicherte. Wie oft war sie in seiner Gegenwart errötet? Er konnte die Male kaum zählen. Und sie verriet auch ihre Sehnsüchte. Im Moment sehnte sie sich danach, dass er sie küsste. Aber er wollte mehr als nur einen flüchtigen Kuss. Er hätte sich lieber mit einem Hausmädchen vergnügt als ausgerechnet mit der Gouvernante der Kinder. Doch als seine Bemühungen fehlgeschlagen waren, hatte er seine Taktik geändert. Bis heute Abend hatte er den Gentleman herausgekehrt, doch nun war seine Sehnsucht kaum noch zu beherrschen, und die Zeit zum Pflücken war gekommen.
    »Ich rede nicht von Freundlichkeiten, Charmaine, sondern von Wohlgefühl.«
    »Aber ich fühle mich doch wohl, Paul.« Sie hatte seine Absicht gänzlich missdeutet. »Mein Zimmer ist schö ner als jedes, das ich bisher bewohnt habe. Und erst dies schöne Haus. Ich fühle mich wohl, weil ich überall herumlaufen und weil ich die Bibliothek und das Klavier benutzen darf, wann immer ich möchte. Ich habe mich vom ersten Moment an zu Hause gefühlt.«
    Mit einem Anflug von Spott fuhr sich Paul durchs Haar. Muss ich ihr wirklich haarklein sagen, was ich möchte? Hat sie wirklich keine Ahnung von Männern? Das war kaum zu glauben. Ohne Zweifel hatte ihre Schönheit schon immer die Blicke der Männer auf sich gezogen, doch wie eine Southern Belle war sie sicherlich nicht tagtäglich von einer Anstandsdame begleitet worden. Nein, diese Charmaine Ryan hatte bereits ihre Erfahrungen mit Macht und Hingabe gemacht, und nun spielte sie ihr Spiel und versuchte, ihren Lohn zu mehren. Aber das sollte bald ein Ende haben.
    »Miss Ryan«, begann er noch einmal unverdrossen, »ich halte Sie für nicht ganz so naiv, wie Sie mich glauben machen möchten. Ich freue mich, dass Ihnen mein Haus gefällt, doch eigentlich habe ich an ganz etwas anderes gedacht. Sagen wir, vielmehr hatte ich das Schlafen im Sinn … Ihres und meines.«
    Ganz langsam dämmerte es Charmaine – und prompt erglühten ihre Wangen wie Feuer. Sie stand auf und entzog sich der Hand, die auf ihrem Schenkel lag. »Wie können Sie nur so etwas sagen«, empörte sie sich, als ihr Zorn über die Scham siegte. »Ich bin ein anständiges Mädchen und würde niemals tun, was Sie da vorschlagen. Ich bin hier, um mich um die Kinder zu kümmern – und nicht um Sie!« Tränen traten ihr in die Augen, und sie unterdrückte den Wunsch, aus dem Garten zu flüchten. Diesen Triumph wollte sie ihm nicht auch noch gönnen.
    Paul stöhnte innerlich und verfluchte seine dumme Art. Dabei hatte er genau gewusst, dass Charmaine anders war. Bildete er sich etwa ein, dass jedes Mädchen auf der Insel bereitwillig mit ihm ins Bett stieg? Er hätte warten sollen. Aber nein, er hatte die Grenze überschreiten müssen! Nun würde sie den Garten als unschuldige Jungfrau verlassen, und auf seiner Brust würde von heute an das Wort Lüstling eingebrannt sein. In Zukunft würde sie vor ihm auf der Hut sein. Irgendwie musste er den Schaden reparieren und sie vor allzu finsteren Schlussfolgerungen bewahren.
    »Was, um Himmels willen, ist denn in Sie gefahren?«, fragte er voll Sorge. »Habe ich etwas Falsches gesagt? Was hat denn diese Tränen verursacht?« Er stand auf, zog ein Taschentuch heraus und trat auf sie zu.
    »Kommen Sie mir nicht zu nahe!«
    Es war ihr Ton, der ihn innehalten ließ. Fünf Schritte von ihr entfernt versuchte er es noch einmal. »Bitte, was habe ich denn gesagt, dass Sie so außer sich sind?«
    »Sie wissen genau, was Sie gesagt haben. Ich werde es Ihnen ganz bestimmt nicht noch erklären!«
    »Ich fürchte, Sie tun mir Unrecht«, jammerte er. »Sie denken doch hoffentlich nicht, dass ich Ihnen … vorschlagen wollte …« Er ließ die Frage verhallen, als ob er wirklich entsetzt sei. »Sie haben meine Bemerkung völlig fehlgedeutet, Charmaine. Bitte glauben Sie mir, dass es mir beim ›Schlafen‹ – sehen Sie, nun habe ich es wieder ge sagt! – nur um etwas Äußerliches ging.«
    Voll Zweifel sah sie ihn an und wirkte verunsichert, weil er sich unbedingt reinwaschen wollte. Falls er den Vorschlag ernst gemeint hatte, wie sie annahm, weshalb zögerte er dann? Sie beruhigte sich ein wenig und griff nach dem Taschentuch, das er ihr hinhielt.
    »Charmaine«, flüsterte er und trat einen Schritt näher. »Es tut mir

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