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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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ehrlich leid. Ich wollte Sie nicht belei digen. Auf Charmantes sind wir oft so direkt. Aber wenn Sie mich noch einen Augenblick länger ertragen, kann ich Ihnen das erklären. Ich habe überlegt, dass Ihr Zimmer im zweiten Stock nicht nah genug bei den Kindern liegt. Da es Colette manchmal nicht gut geht, wäre es doch sinnvoller, wenn Sie direkt neben dem Kinderzimmer wohnten. So könnten Sie vor allem den kleinen Pierre besser trösten, wenn er nachts aufwacht.«
    Er machte Fortschritte. Er konnte es in ihren Augen lesen, und ihr Körper wirkte auch nicht mehr ganz so angespannt. Begeistert fuhr er fort: »Wenn Sie einverstanden wären, könnte ich sogar eine Tür in die Mauer brechen lassen, damit Sie direkten Zugang hätten.« Er trat noch einen Schritt näher und sah zu, wie sie ihre Augen trocken tupfte. »Können Sie sich das vorstellen?«
    Sie flüchtete hinter die förmliche Anrede. »Ich weiß nicht recht, Sir.«
    »Aber, Charmaine, Sie wollen doch nicht wieder ›Sir‹ zu mir sagen, oder?«
    »In meinen Augen ist ›Sir‹ sehr viel passender. Mag sein, dass Sie mich für naiv halten. Vielleicht bin ich es ja auch, aber deswegen bin ich nicht dumm. Ich kann Recht von Unrecht unterscheiden. Und Anstand von Unschicklichkeit. Wenn ich auf Ihren Vorschlag eingehe, so nur den Kindern – und nicht Ihnen – zuliebe. Ich hoffe, dass Sie meinen Standpunkt respektieren.«
    Er hatte sie unterschätzt. Als sie fertig war, kochte er innerlich. Wer, dachte sie, war sie eigentlich, dass sie ihn wie einen Schuljungen abkanzelte? Warum hatte er überhaupt versucht, sie zu besänftigen? Er hätte sie leidenschaftlich küssen sollen und so weiter … zum Teufel mit ihrem Widerstand. Aber der Augenblick war vorüber. Stattdessen sagte er: »Unsere Standpunkte sind dieselben, Mademoiselle. Wie lautet Ihre Antwort?«
    Sie zögerte. »Ja, aber …«
    »Aber was?«, fragte er höhnisch.
    »Auf einer Seite des Kinderzimmers befindet sich das Spielzimmer und das Zimmer Ihres Bruders auf der anderen. Die beiden Räume kommen wohl kaum in Frage.«
    »Johns Raum wird nicht benutzt. George soll ein Loch in die Wand brechen und in der Sägemühle eine Tür zuschneiden.«
    »Und was soll werden, wenn Ihr Bruder zurückkommt? Er wird sicher nicht erfreut sein, wenn die Gouvernante in seinem Zimmer wohnt.«
    »Das wird nicht passieren.«
    »Was wird nicht passieren?«
    »Dass er zurückkommt. John kommt nicht mehr nach Charmantes.« Das sagte er mit solcher Überzeugung, dass das Thema so schnell beendet war, wie es aufgekommen war. »Wenn wir uns so weit einig sind, dann wünsche ich Ihnen jetzt eine gute Nacht. Es ist schon spät, und morgen muss ich bei Sonnenaufgang aufstehen. Ich erwarte ein Schiff aus Europa.«
    »Ja«, sagte sie, »dann gute Nacht und vielen Dank …«
    Sie richtete die Worte bereits an seinen Rücken, da er sich schon abgewandt hatte.
    Paul war froh, als er sein Zimmer erreichte und über die Szene nachdenken konnte, die er soeben geliefert hatte. Zum Glück hatte sein Bruder nicht miterlebt, wie er sich völlig zum Narren gemacht hatte. Das hätte er nie wiedergutmachen können. Nun, Miss Ryan , dachte er, als er sich auf seinem Bett ausstreckte, von morgen an haben Sie Ihr feines Zimmer und Ihre feinen Manieren ganz für sich allein. Ich will mich nicht einmischen. Dazu reißen sich zu viele Frauen auf der Insel um mich. Ich brauche keine hübsche Gouvernante. Aber wenn Sie einsam sind, wenn Sie endlich eine wirkliche Frau sein wollen, dann kommen Sie vielleicht zu mir gekrochen. Und wer weiß, vielleicht nehme ich Sie dann sogar mit in mein Bett. Zufrieden mit sich und seinen Gedanken schlief er ein.

5
Mittwoch, 28. September 1836
    Die Arbeit an der neuen Tür begann früh am nächs ten Morgen. Das Geräusch von splitterndem Holz hallte durchs Haus und alarmierte alle, die sich am Frühstückstisch versammelt hatten. Die Zwillinge ließen die Löffel fallen und rannten trotz der Ermahnungen ihrer Mutter einfach aus dem Zimmer. Charmaine und Colette folgten ihnen ins Kinderzimmer und starrten ebenfalls mit großen Augen auf das gähnende Loch in der Wand und den Schutt auf dem Fußboden.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Colette, als Nana Rose und Pierre neben ihr standen.
    George steckte den Kopf durch die Öffnung. »Das wird die neue Tür.«
    »Die neue Tür?« Colette wurde immer ärgerlicher. »Welche Tür denn?«
    »Die Tür, die ich in Pauls Auftrag hier einbauen soll.«
    »Und warum sollte Paul

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