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Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
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sein Gesicht an ihrer Brust, und in dem Durcheinander war sein Protest kaum zu verstehen. Das Päckchen und die hübschen Schleifen interessierten ihn nicht im Geringsten.
    Colette versuchte es auf ihre Weise. »Komm, Pierre, ich helfe dir. Voici, mon caillou , dein Vater möchte …« Als Frederics Blick sich mit ihrem kreuzte, brach sie mitten im Satz ab.
    In diesem Augenblick riss Frederic Duvoisin die Geduld. »Gib mir meinen Sohn«, herrschte er seine Frau an und packte Pierres Arm. »Und zwar sofort!«
    Colette gab nach und ließ zu, dass er den Jungen auf seinen Schoß zog. Dann erhob sie sich und wandte rasch ihr Gesicht ab. Sie straffte ihre Schultern und verließ den Raum.
    Die Tür war kaum zu, da rannte Colette los, als ob der Teufel ihr auf den Fersen sei. Sie rannte den Korridor entlang und die Treppe hinunter, rannte, bis ihre Seite stach, und erreichte das Foyer, als die Haustür aufschwang und Paul hereinkam. Sie schrak vor ihm zurück und rannte weiter bis in den hintersten Winkel des Hauses und hinaus in den Garten.
    » Colette? «
    Jeannette schluchzte noch immer leise, als ihr Vater das Wort an sie richtete. »Komm her, Prinzessin, hilf deinem Bruder, das Päckchen zu öffnen.«
    Das Mädchen sah von ihrem Vater zu Charmaine, als ob sie ihn nicht gehört hätte. »Was ist mit Mama?«
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte Charmaine.
    Um ihr Zittern zu bekämpfen, bückte sie sich und begann die Scherben aufzusammeln. Vielleicht konnte man die Puppe ja wieder kleben. Jeannette wollte ihr helfen und kauerte sich neben ihr hin.
    »Lassen Sie das«, bellte Frederic.
    Gehorsam legte Charmaine die Scherben auf den Boden. »Ich sehe nach Yvette«, erklärte sie, um den Raum endlich verlassen zu können. Doch anders als Colette, die bis zuletzt Haltung bewahrt hatte, floh sie wie ein aufgeschrecktes Kaninchen, die zerbrochene Puppe noch immer in der Hand.
    Jeannette folgte ihr auf dem Fuß, bis ihr Vater sie zurückrief. »Jeannette, komm her! Hilf deinem Bruder.« Mit einem Seufzer machte das Mädchen kehrt.
    Mit raschem Schritt eilte Paul in den Speisesaal, doch er war leer. Stimmenlärm zog ihn in die Küche, doch zu seiner Überraschung saßen nur Travis, Joseph und George um den roh behauenen Tisch. Fatima servierte den Männern gerade einen verspäteten Lunch, weswegen Paul eigentlich nach Hause gekommen war. »Hast du Colette gesehen?«, fragte er George.
    »Nein. Warum?«
    »Sie hat sich nicht über die neue Tür geärgert, oder doch?«
    »Zu Anfang schon, aber das war schnell vorbei. Was ist los?«
    »Sie hat geweint. Gerade eben jetzt – im Foyer.«
    George schüttelte den Kopf. »So sehr hat sie sich aber nicht aufgeregt.«
    Paul fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Aber Colette war außer sich gewesen. Er musste sie finden. Vielleicht im Garten … Bestimmt war sie in den Garten gelaufen.
    Yvette saß auf ihrem Bett und spielte mit dem Briefumschlag auf ihren Knien. Mit geröteten Augen sah sie zu Charmaine auf. »Genauso gut kann ich ihn verbrennen.« Demnach war es ihr Brief an John.
    »Nein, Yvette. Der Brief wird an deinen Bruder ge schickt, so wie ich es versprochen habe. Heute Morgen hat deine Mutter die Erlaubnis gegeben.«
    Skeptisch runzelte Yvette die Stirn, dann wischte sie sich die letzten Tränen ab und lächelte. »Vielen Dank.« Doch gleich darauf war sie wieder ernst. »Ich weiß nicht, warum Papa so wütend auf Johnny ist. Sein Schlaganfall ist drei Jahre her! Johnny ist doch sein Sohn. Warum verzeiht er ihm nicht?«
    »Ich glaube nicht, dass es dabei um Verzeihung geht, Yvette. Ich denke, dein Vater kann nicht ertragen, wie er jetzt aussieht. Sein Arm, sein Bein, die Art, wie er geht, der Stock. Er sieht sich als Krüppel, und damit lebt kein Mann leicht. Wenn ein Streit mit deinem Bruder die Ursache war, so kann ich seine Verbitterung verstehen. Der Schmerz und das Gefühl der Erniedrigung haben sich in Zorn verwandelt.«
    »Er ist mehr als nur zornig, Mademoiselle Charmaine. Er hasst Johnny.«
    Charmaine schüttelte den Kopf. »Aber nein, Yvette, das glaube ich nicht. Kein Mann hasst seinen eigenen Sohn.« Kaum dass sie das gesagt hatte, überlegte sie, ob sie sich nicht irrte. Schließlich hasste sie ihren Vater. Wenn das möglich war, weshalb sollte Frederic John nicht hassen? Sie fror ein wenig, weil in diesen Konflikt so viele Personen verwickelt waren.
    »Yvette«, begann sie vorsichtig, »ich möchte, dass du etwas tust, was nicht ganz einfach ist. Und zwar möchte ich,

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