Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Sommer der Sturme

Im Sommer der Sturme

Titel: Im Sommer der Sturme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gantt DeVa
Vom Netzwerk:
sofort hübscher.
    Er zog den Stuhl zu seiner Linken unter dem Tisch hervor. Als sie zögerte, meinte er: »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, Charmaine. Ich verspreche, dass ich nicht beiße.«
    Sie zuckte leicht zusammen und setzte sich. Dabei verfluchte sie ihr irisches Blut, das jedes ihrer Gefühle öffentlich zur Schau stellte. Es schien ihm zu gefallen, wenn sie errötete. Sie musste lernen, ihre Gefühle besser zu verbergen. Bloß wie?
    »Es tut mir leid, dass ich Sie warten ließ«, sagte sie, als er sich wieder gesetzt hatte.
    »Haben Sie nicht. Ich bin auch gerade erst gekommen.« Er trank einen Schluck Kaffee.
    Fatima erschien und servierte ihm sein Frühstück. Als sie um den Tisch herumkam, lehnte Charmaine ab, ob wohl es köstlich roch. »Ich habe keinen Hunger. Danke, wirklich nicht.«
    Paul zog eine Braue in die Höhe. »Spätestens am Mittag werden Sie vor Hunger sterben.«
    »Ich nehme nur Kaffee. Ich möchte das Auslaufen auf keinen Fall verpassen.«
    »Der Kapitän setzt erst Segel, wenn ich den Befehl dazu gebe.«
    Vor dem Haus wartete bereits der Wagen. »Während Sie geschlafen haben, war ich schon fleißig«, stichelte Paul und half ihr beim Einsteigen. Charmaine bemühte sich um einen gleichmütigen Gesichtsausdruck. Nach dem er ebenfalls eingestiegen war, ergriff er die Zügel und schnalzte mit der Zunge, um die Pferde anzutreiben.
    Die Fahrt verlief äußerst harmonisch. Charmaine war überrascht, wie leicht Paul sie in eine Unterhaltung verwickelte, und als sie im Hafen ankamen, fühlte sie sich vertrauter mit ihm als je zuvor.
    Die Destiny lag noch am Kai, wie Paul versprochen hatte. Schweren Herzens stieg Charmaine die Gangway empor. Als Loretta und Gwendolyn ihre Kabinen verließen, füllten sich ihre Augen sofort mit Tränen. Sie fiel in Lorettas Arme und drückte die mütterliche Frau fest an sich. Dann löste sie sich wieder und trocknete ihr Gesicht.
    »Ich werde Sie sehr vermissen«, flüsterte sie heiser.
    »Und ich dich erst, meine liebe Charmaine. Aber du beginnst hier ein neues Leben. Ich werde dir schreiben.« Loretta wandte sich an Paul, der ein Stück beiseitegetreten war, um ihren Abschied nicht zu stören. »Charmaine ist für mich wie eine Tochter, Mr. Duvoisin«, erklärte sie in aller Form. »Nun vertraue ich sie Ihrer Fürsorge an, und ich bete, dass ich das nicht bereue.«
    »Ihre Ängste sind völlig unbegründet, Mrs. Harrington«, versicherte Paul in aller Form. »Unter unserem Dach lebt Miss Ryan stets wohlbehütet.«
    »Sehr gut«, erwiderte Loretta.
    Anschließend machte sich Charmaine auf die Suche nach Mr. Harrington, der sich wie so oft beim Kapitän aufhielt. Zum Glück hatte sie Yvettes Brief gestern Abend noch in ihre Tasche gesteckt. Nachdem sie sich von Jo-shua Harrington verabschiedet hatte, drückte sie ihm den Brief in die Hand und bat, ihn an der richtigen Adresse abzuliefern. Joshua nickte und schloss Charmaine erneut in die Arme. Dabei bemerkte sie, dass Paul die Szene beobachtet hatte.
    Irgendwann wurde es Zeit für den endgültigen Abschied. Charmaine zwang sich zu einem Lächeln, als die Gangway eingezogen wurde und die Destiny vom Kai ablegte. Paul blieb an ihrer Seite und sah zu, wie sie den Freunden nachwinkte. Als das Schiff das Ende der Bucht erreichte und Charmaine Lorettas und Gwendolyns Gestalt nicht länger erkennen konnte, wandte sie sich ab.
    Stirnrunzelnd sah sie Paul an. »Ich dachte, Sie hätten die Ladung überprüfen müssen.«
    Paul rieb sein Kinn. »Es war alles in bester Ordnung, so wie ich das erhofft hatte.«
    »Also war Ihre Anwesenheit nicht unbedingt vonnöten?«
    »Sehen Sie, Charmaine, wenn Sie das gewusst hätten, wären Sie auf eigene Faust zum Hafen gefahren, und ich hätte die Freude Ihrer Gesellschaft nicht genießen können.«
    »Soll das heißen, dass Sie einfach geschwindelt haben?«
    »Ein ganz klein wenig.« Das übermütige Lächeln war unwiderstehlich.
    »Aber im Ernst, Charmaine. Es gab noch einen anderen Grund, warum ich Sie heute in die Stadt begleitet habe.« Als sie ihn verwirrt ansah, ergriff er ihren Ellenbogen und wandte sich zum Gehen. »Colette hat mich gebeten, Ihnen die Bank zu zeigen und Sie mit Stephen Westphal bekannt zu machen. Er ist unser Finanzmann und wird jeden Monat Ihre Einnahmen direkt verbuchen. Im Vergleich zu den Gepflogenheiten der Banken in Richmond ist unser Verfahren einfach, aber für Charmantes sehr zweckdienlich. Ich möchte mich vergewissern, dass das Konto eingerichtet

Weitere Kostenlose Bücher