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Im Sommer sterben (German Edition)

Im Sommer sterben (German Edition)

Titel: Im Sommer sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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als ihm lieb war, und über das er nur selten sprach. Zu viele Fragen und zu wenig Antworten – dann war es besser, man schwieg.
    »Und Ernst Hottiger, was sagt er?« Eschenbach unterdrückte ein Gähnen.
    »Natürlich machte er sich Vorwürfe. Er ist ein sehr gewissenhafter Mensch und er hasst Zufälle. Berufsbedingt, versteht sich.« Sie fuhr sich durchs Haar und lächelte. »Aber irgendwann sind die Kinder groß. Irgendwann wachsen die Bäume der Sonne entgegen, und nicht mehr dorthin, wo es der Gärtner will.«
    »Wessen Ansicht ist das, Ihre oder die Hottigers?«
    »Die Ansicht von uns beiden.« Wieder lächelte sie.
    »Als Doris entdeckt hatte, was sich hinter Philipp Bettlach verbarg … ich meine, hat sie Ihnen Vorwürfe gemacht?«
    »Ja und nein. Wir haben nicht viel darüber gesprochen. Es gibt Dinge, die müssen erst ruhen, bevor man über sie spricht.«
    »Ist sie jetzt hier, bei Ihnen?«
    Eveline Marchand zögerte. »Ja. Sie hat sich fürs nächste Semester an der Sorbonne eingeschrieben. Philosophie.« Sie lachte. »Als gäbe einem das Leben nicht schon genug Fragen …«
    Jagmetti rutschte auf der Couch nach vorne. »Kann ich sie sehen?«, fragte er, die Hände zusammengefaltet auf seinen Knien.
    Von der morgendlichen Frische war nichts mehr übrig geblieben. Die Julisonne drang durch die großen Fenster und warf ein hartes Licht in das Innere des Raumes.
    »Sie wollte nicht dabei sein, wenn wir miteinander reden. Ich glaube, es ist besser so«, sagte Eveline und sah dabei zu Jagmetti, als ginge es nur ihn etwas an. »Sie hat mir viel von Ihnen erzählt … ich glaube, sie vermisst Sie.«
    Jagmetti wusste nicht recht, was er sagen sollte. Eine Antwort war das ja nicht gerade. Er war froh, als Eschenbach wieder das Wort ergriff.
    »Ich gehe davon aus, dass Doris bei Ihnen bleibt und man Sie beide hier erreichen kann, wenn es nötig wäre.«
    »Ja, sie bleibt jetzt hier für eine Weile. Sie können jederzeit anrufen.«
    »Und Johannes Bettlach … ich meine, sehen Sie sich noch? Jetzt, nachdem das alles passiert ist …« Der Kommissar fuhr mit der Fingerkuppe über den Rand seines leeren Glases.
    »Johannes ist ein Freund, ein sehr guter Freund. Das war er immer … und ist er immer geblieben.« Sie schaute auf die Uhr. »Es ist Mittag, soll ich Ihnen etwas auftischen lassen?« Eschenbach erschrak, als er sah, dass es bereits kurz vor ein Uhr war. Durch den Verkehr, der um diese Zeit herrschte, würde er zum Flughafen gut eine Stunde brauchen. Es war Zeit aufzubrechen. »Das ist sehr nett, danke. Aber wir müssen zurück.« Alle drei standen auf, und Eveline Marchand begleitete sie an die Tür.
    »Lieben Sie ihn immer noch?«
    Sie sah ihn fragend an.
    »Den guten Freund, meine ich?« Eschenbach sah in ihre hellen Augen und zog die Augenbrauen hoch.
    »Ist Freundschaft nicht die edelste Form von Liebe?« Sie lachte. Es war ein fröhliches, beherztes Lachen, und beide ließen es dabei bewenden. »Ich werde gleich ein Taxi rufen lassen, es wird ein paar Minuten dauern.«
    Eschenbach nickte und bat Jagmetti vorzugehen. Er hatte noch etwas, das er gerne unter vier Augen mit Eveline Marchand klären wollte.
    Das Taxi stand schon da, und der Motor lief, als Eschenbach aus dem kühlen Hausflur ins Freie trat. Jagmetti, der in sich gekehrt auf dem Rücksitz des Wagens saß, erschrak, als sein Chef die Türe aufriss.
    »Steigen Sie aus, Jagmetti«, polterte der Kommissar fröhlich. Er hatte ein breites Grinsen im Gesicht. »Sie bleiben hier.«
    Jagmetti stutzte.
    »Sie haben ziemlich viele Überstunden … und ein paar Tage Paris haben noch niemandem geschadet.« Er lachte. »Morgen ist Freitag, ich erwarte Sie am Montag wieder zurück.«
    Sein Assistent rutschte umständlich auf der Sitzbank zur offenen Tür und stieg aus, ohne dass er auch nur ein einziges Wort herausbrachte.
    »Eveline weiß Bescheid. Rufen Sie im Präsidium an. Frau Mazzoleni soll Sie umbuchen«, rief ihm Eschenbach zu, nachdem er im Fond des Wagens Platz genommen und dem Fahrer das Fahrtziel genannt hatte. »Und übrigens … auf dem Flohmarkt an der Porte de Clignancourt gibt es Stühle … die halten ein ganzes Leben.«
    Jagmetti stand auf dem Gehsteig und sah dem davonfahrenden Taxi nach. Was meinte Eschenbach mit den Stühlen? Er konnte sich keinen Reim darauf machen, und als er nachdenklich zurück zum Eingang ging, merkte er, dass sein Magen knurrte und er Hunger hatte.

31
    Eschenbach hatte viel über den Fall

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