Im Spiegelbild der schwarzen Spinne (German Edition)
Bruder da rausgeholt habe. Ich brauche ein paar Männer, die mir auf sichere Entfernung folgen. Ein Hubschrauber wäre auch nicht schlecht. Aber alle bleiben am Highway, keiner darf mir in die Wüste folgen, bis ich euch ein Zeichen gebe.“
Der Chief nickte. „Was für ein Zeichen?“
„Etwas Herkömmliches. Auf Technik können wir uns nicht verlassen. Der Kerl hat verdammt gute Tricks auf Lager. Vermutlich wird er Störsender einsetzen und Sie verlieren mein Signal. Aber Sie kennen die Ausgangsposition. Ich nehme eine Signalpistole mit.“
„Gute Idee“, bestätigte der Chief. Wir sollten keine Zeit verlieren.“
***
Der Hubschrauber landete am Rand des Highways. Vier Jeeps der hiesigen Polizeiwache positionierten sich daneben und warteten. Vierzig Augen verfolgten Wolf, als er mit seinem Wagen die Straße verließ und in die Wüste fuhr. Sein Funkgerät war eingestellt, das Navigationssystem zeigte die Richtung an und er konzentrierte sich auf den Weg. Nach einer Weile verloren sich alle Spuren und er fuhr nur noch durch heißen Sand. Streckenweise verhärtete sich der Boden, ein paar Sträucher wuchsen mitten im sandigen Nichts und dreißig Minuten später fiel der Funk in seinem Wagen aus. Vermutlich ein Störsender, der jeglichen Empfang verhinderte. Weit konnte es nicht mehr sein. Auch der Empfang seines Handys war gestört. Jetzt war er auf sich allein gestellt. Wolf blickte nach vorn und stoppte den Wagen. Er befand sich am östlichen Fuß der Berge. Heißes Wüstenklima umgab ihn, sein Blick fiel auf die gigantische Bergkette der Sierra Nevada. Die schneebedeckten Gipfel standen im Gegensatz zu der hier herrschenden Hitze. Die vom Pazifik kommenden östlichen Winde nahmen fast alle Feuchtigkeit aus der Luft. Das Atmen fiel ihm deutlich schwerer. Ein alter Klapptisch stand vor den steinigen Felsformationen, die dieses Tal zu etwas besonderem machten. Er trat heran und blickte über den Tisch hinweg in das felsige Tal. Sein Spielfeld. Ein Labyrinth aus Felsen, völlig unübersichtlich, die perfekte Bühne für ein weiteres, abartiges Spiel, einem kranken Hirn entsprungen. Er entdeckte eine kleine Kamera, die direkt auf ihn gerichtet war. Sie war an der hohen Spitze eines Felsens angebracht worden. Bill Fuller beobachtete ihn. Sein Blick fiel auf den Tisch. Ein Zettel und ein Funkgerät lagen darauf. Er nahm den Zettel in die Hand und las:
Mein lieber Freund Wolf,
es ist nun soweit. Legen Sie alle Hilfsmittel ab, die Sie mitgebracht haben. Jedwede funkfähigen Geräte werden von mir außer Gefecht gesetzt, lassen Sie sie also lieber gleich hier. Vor Ihnen auf dem Tisch liegt ein Sender, den Sie bitte an sich nehmen. Das Display zeigt ihnen eine grobe Karte dieser Gegend an. Der rote Punkt zeigt Ihnen die nächste Station und oben rechts läuft Ihre Zeit. Ist sie abgelaufen, haben Sie das Spiel verloren und Ihr Bruder muss sterben. Erreichen Sie rechtzeitig die nächste Station, erhalten Sie ein neues Zeitfenster und dürfen weiterspielen.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen und… beeilen Sie sich!
Wolf blickte auf das Display des Senders, den er irrtümlicherweise für ein Funkgerät gehalten hatte. Es zeigte die erwähnte Karte, die Felsen vor ihm waren in Form grober, zylindrischer Linien gut zu erkennen, ein roter Punkt blinkte etwa eine Meile weiter vorn. Er musste sich durch das Felslabyrinth kämpfen um die nächste Station zu erreichen. Die Zeituhr oben rechts auf dem Display zeigte fünf Minuten an. Sie stand still. Wolf legte seine Pistole, die Autoschlüssel sowie sein Handy auf dem Tisch ab und warf einen letzten Blick zur Kamera. Der Sender gab einen kurzen Pfeifton von sich und die Zeit lief ab.
04:59… 04:58… 04:57.
Wolf rannte los, das Display nicht aus den Augen lassend, lief er um die ersten Felsen herum und spürte schon jetzt, wie die trockene Luft sowie die große Hitze an ihm ze hrten. Sein Puls raste, er spürte sein Herz bis zum Hals schlagen, doch er rannte beharrlich weiter zwischen spitzen Felsen hindurch, bis er vor einer massiven Felswand stoppte. Das Display zeigte ihm an, dass er genau durch diesen Felsen hindurch musste, um die nächste Station zu erreichen. Darüber klettern schien unmöglich, der Fels war sicher zehn Meter hoch, der Stein von unzähligen Stürmen glatt gerieben. Er blickte an der Felswand entlang, sie war zu weitläufig, um drum herum zu laufen, ohne das Zeitfenster zu sprengen. Ein einsamer Busch wuchs
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