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Im Strudel der Gefuehle

Titel: Im Strudel der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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alles in Ordnung?« fragte Reno.
    Wolfe warf ihm einen vernichtenden Blick zu und fragte sich, ob sein Freund irgendwie erraten hatte, daß Jessica seit letzte Nacht nicht mehr nur dem Namen nach seine Frau war.
    »Es geht ihr bestens«, sagte er mürrisch. »Ich habe ihr gesagt, daß sie im Bett bleiben kann. Wieso?«
    »Willow hat mir erzählt, daß sie gestern abend ziemlich mitgenommen ausgesehen hat.«
    »Genau wie ich.«
    »Das kann man wohl sagen«, sagte Reno.
    »Drei Tage in diesem höllischen Schneesturm, und der Teufel selbst könnte sich nicht auf den Beinen halten.«
    Reno lächelte und drückte sich den Hut fester auf sein schwarzes, glänzendes Haar. Das helle Grün seiner Augen schimmerte wie geschliffenes Kristall. Als Wolfe ihn betrachtete, fragte er sich unwillkürlich, wie Jessica es geschafft hatte, Reno Morans Charme und seinen äußerlichen Reizen zu widerstehen. Oder Rafes, der das unschuldige Lächeln eines gefallenen Engels besaß und dessen Augen wie die tiefsten Abgründe der Hölle funkelten? Wolfe mußte sich eingestehen, daß jeder der beiden Brüder Jessica besser behandelt hätte als er selbst — ein Halbblut, das ihr nichts zu bieten hatte, außer einer sicheren Hand im Umgang mit Wildpferden und Gewehren.
    Dabei wußte er genau, daß er jeden Mann kaltblütig töten würde, der versuchte, ihm sein sinnliches, kleines Elfchen wieder wegzunehmen; die einzige Frau, mit der zusammen er ungeahnte Höhepunkte der Leidenschaft erlebt hatte.
    »Die Kleine ist mutig«, sagte Reno. »Nicht jede Frau wäre in diesem Schneesturm losgezogen; nicht für Geld und gute Worte, und schon gar nicht, um diesen tückischen, grauen Mustang wieder einzufangen, den die meisten Männer wahrscheinlich sowieso ohne mit der Wimper zu zucken abknallen würden.«
    Wolfes Gesicht war schmerzerfüllt, als er daran zurückdachte, was sie durchgemacht hatte. »Das war alles meine Schuld. Jessi hat nur versucht zu beweisen, daß ich sie nicht nach England zurückzuschicken brauche.«
    Reno warf Wolfe einen fragenden Blick zu.
    »Jessi hat mir erzählt, daß sie und die Fohlen dir ihr Leben verdanken, nachdem du ihr mit dem Revolver die Wölfe vom Leib gehalten hast«, sagte Wolfe und versuchte so, das Thema zu wechseln, während er sich eine Tasse Kaffee eingoß. »Das werde ich dir nie vergessen.«
    »Ist schon erledigt. Wenn du nicht gewesen wärst, hätte Jed Slater Willow, mich und Caleb umgebracht.«
    »Du kannst dir eins von meinen Fohlen aussuchen«, fuhr Wolfe fort, als hätte er nicht gehört, was Reno gesagt hatte.
    »Lonetree, manchmal kannst du ein ganz schön sturer Hurensohn sein.«
    »Danke für das Kompliment.«
    Reno warf ihm einen ungläubigen Blick zu und lachte dann lauthals.
    Wolfe lächelte, doch sein Lächeln war nicht von großer Dauer. Der Schatten eines Vogels, der draußen am Fenster vorbeiflog, erregte seine Aufmerksamkeit. Lange schaute er sehnsüchtig an Wiesen und Wäldern vorbei zu der unverhüllten Pracht der San-Juan-Berge auf. Bis zu diesem Augenblick, in dem er ahnte, daß er die rauhe Schönheit der Berge bald auf ewig hinter sich zurücklassen mußte, war ihm nicht klar gewesen, wie sehr sie zu einem Teil seines Lebens geworden waren. Der Gedanke an den bevorstehenden Verlust hinterließ tiefe Furchen um seinen Mund.
    Doch er hatte keine Wahl.
    »Erinnerst du dich noch an den Rappen, der dir so gefallen hat?« fragte er Reno mit leiser Stimme.
    »Der temperamentvolle Bursche, den du vor ein paar Jahren eingefangen hast?«
    Wolfe nickte.
    »Ja, ich erinnere mich. Ein verdammt gutes Pferd für lange Ritte durch die Prärie. Das beste Pferd, das mir je untergekommen ist.«
    »Er gehört dir.«
    »Moment mal«, begann Reno.
    »Du wirst ihr dir allerdings erst verdienen müssen«, sagte Wolfe und ließ Reno erst gar nicht zu Wort kommen. »Er wird dich den größten Teil des Sommers kosten, den du sonst auf Goldsuche verbringen würdest.«
    Renos Augen verengten sich mißtrauisch, während er den Mann eingehend musterte, der ihm am Frühstückstisch gegenübersaß.
    »Du mußt Jessi und mich bis zum Missisippi begleiten«, fuhr Wolfe fort. »Bei all den Indianern, den Goldsuchern und den Soldaten, die auf beiden Seiten des Bürgerkriegs gekämpft haben...« Er zuckte die Achseln.
    »Kann es leicht gefährlich werden«, stimmte Reno ihm zu.
    »Wenn es nur um mich ginge, käme es nicht darauf an. Aber Jessi braucht Schutz. Ich würde mich wohler fühlen, wenn ich wüßte, daß du mir

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