Im Sturm der Gefuehle
Hand und ging rasch auf ihre Gastgeberin zu, bei der sie sich mit Kopfschmerz entschuldigte, um sich zurückziehen und rasch auf ihr Zimmer gehen zu können. Eingedenk des Gesichtsausdrucks, den sie an Grimshaw gesehen hatte, versperrte sie die Tür und schob zur Sicherheit einen Stuhl unter den Türknauf. Nicht zum ersten Mal war sie froh, dass sie so vorausblickend gewesen war, eine Pistole mitzunehmen.
Sie seufzte, als sie allein aus ihrem Kleid schlüpfte, da sie ihr Mädchen für den Abend entlassen hatte. Sie war der Meinung gewesen, die Zeiten, als sie eine Pistole benötigte, wären längst vorbei, doch hatte sie sich anscheinend geirrt. Grimshaw oder einer der anderen brauchte nur zu versuchen, gewaltsam in ihr Zimmer einzudringen, und alle ihre Ängste würden wieder aufleben.
Mit dem Fortschreiten des Abends wurde die Party so zügellos und ausschweifend wie erwartet, sodass Ives sehr froh war, dass Sophy sich zurückgezogen hatte. Umgeben von Grimshaw, Dewhurst, Marquette, Meade und Caldwell sah er zu, wie Edward sich auf Agnes Weatherby stürzte und versuchte, ihr Strumpfband an sich zu bringen. Die Dame, die halbherzige Fluchtversuche unternahm, kreischte vor Lachen, während Edward laut von Dewhurst, Grimshaw und den anderen, die neben Ives standen, angefeuert wurde. Viele Gäste waren schon so betrunken, dass sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnten. Geräusche und gelegentliche verstohlene Blicke in die verschiedenen dunklen Winkel des Raumes verrieten, dass man sich dort mehr als nur eines Strumpfbandes entledigte. Widerwillen stieg in ihm hoch, während Ives äußerlich ein leicht angeheitertes Lächeln beibehielt.
Nachdem Lady Allenton sich zurückgezogen hatte und es ihrem Gemahl überließ, eine attraktive junge Witwe frech zu befingern, wurde der Abend noch wüster, als Ives befürchtet hatte. Als ein Paar sich ohne Rücksicht auf die Umstehenden ungeniert auf einem Sofa seiner Leidenschaft hingab, war zu vermuten, dass es nicht lange dauern würde, bis andere diesem Beispiel folgen würden. Da Ives sich - Fuchsjagd hin oder her - an diesem zügellosen Treiben nicht beteiligen wollte, ging er, ein Schwanken markierend, auf die geöffneten, in den Garten führenden Türen zu und murmelte: »Brauch' frische Luft, sonst kommt mir alles hoch.«
Draußen in der kühlen Nachtluft atmete er tief durch. Wie viele solcher Abende muss ich noch hinter mich bringen?, fragte er sich trostlos. Und wie lange würde es dauern, bis jemandem auffiel, dass er es an Freizügigkeit vermissen ließ, da er nicht die Absicht hatte, sich öffentlich der Liebe hinzugeben. Früher oder später würde man ihn ertappen, wie er den Inhalt seines Glases in irgendeinen Behälter kippte, der eben zur Hand war.
Das schamlose Treiben von Grimshaw, Coleman und den anderen stellte für ihn eine Beleidigung dar. Er wusste wirklich nicht, wie lange er dieses Spiel noch mitmachen konnte. Und was Sophy betraf ... Er seufzte.
Der Fuchs, der Ives mit zusammengekniffenen Augen nachsah, als er hinausging, erwog, sich zu überzeugen, ob der Viscount so betrunken war, wie es den Anschein hatte, doch ehe er seinen Plan in die Tat umsetzen konnte, stolperten Edward und die anderen der Gruppe auf ihn zu. Nachdem er alle begrüßt hatte, hielt Edward sich an den Fuchs. Schwankend vor ihm stehend, ein leeres Grinsen im Gesicht, beugte er sich vor und flüsterte: »Hier kann ich nicht sprechen. Jemand könnte mithören. Deswegen hab' ich alles aufgeschrieben.« Sein Gesicht berührte fast das des Fuchses, als er ihm ungeschickt ein zerknülltes Stück Papier in die Westentasche schob. »Ich dachte, es wäre nur fair, wenn ich dich warne.«
Nachdem er sein Ultimatum abgeliefert hatte, torkelte Edward davon. Der Fuchs, dessen Miene Abscheu erkennen ließ, wartete ein paar Minuten, ehe er sich mit einer Entschuldigung entfernte und hinaus in die Halle ging.
Was hatte dieser Idiot vor? Ungehalten las er Edwards Nachricht, die ohne Anrede war, jedoch seine Unterschrift trug.
Wir müssen dringend etwas besprechen. Keine Tricks. Ich habe die besseren Karten. Wir treffen uns um drei Uhr morgens in Allentons Bibliothek. Um diese Zeit dürften wir ungestört bleiben. Sei zur Stelle, sonst sieht es nicht gut für dich aus.
Der Fuchs starrte mit finsterem Stirnrunzeln auf Edwards schwungvolle Unterschrift. Dieser Einfaltspinsel hielt sich für sehr klug, doch zeigte dieser Erpressungsversuch, wie gefährlich er geworden war. Der Fuchs
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