Im Sturm der Gefuehle
benommen.
Verachtung huschte über ihr Gesicht. Edward war betrunken. Es sollte ihr letzter Gedanke sein, ehe ein betäubender Schlag auf ihrem Hinterkopf landete. Sie fiel lautlos um und landete zu Edwards Füßen.
Edward starrte wie betäubt erst ihre leblose Gestalt an, dann die dunkle Erscheinung, die aus der Finsternis auftauchte. »Was macht Sophy hier?«, fragte Edward perplex. »Und was geschah mit ihr? Sag bloß nicht, sie sei betrunken.«
Der andere lächelte. »Nein, mein Lieber, das ist sie nicht.« Vorsichtig Sophys ausgestreckter Gestalt ausweichend, nahm er ihr sanft die Pistole aus der schlaffen Hand, legte damit auf Edward an und sagte leise: »Ihre Anwesenheit aber war mir sehr wichtig.«
Edward runzelte die Stirn, zu betrunken und zu verwirrt von dem Schlag, den er bekommen hatte, um zu begreifen, in welcher Gefahr er schwebte. »Was soll die Pistole?«, fragte er idiotisch.
Der Fuchs lächelte breiter und zielte auf Edwards Kopf. »Ich versuche nur, ein paar Dinge zu bereinigen, mein Freund«, sagte er leise, ehe er Edward seelenruhig zwischen die Augen schoss.
Der Schuss hallte laut durch das Haus, doch ließ sich der Fuchs nicht aus der Ruhe bringen und vergewisserte sich, dass Edward tot war, ehe er Sophy die Pistole in die Hand drückte und rasch hinausging.
Als er hinaus in die Halle trat, hörte er die Geräusche des aufgeschreckten Hauses und lächelte vor sich hin. Gerade noch rechtzeitig. Sorgsam strich er den Aufschlag seines schwarzseidenen Hausmantels glatt und verschwand in der Dunkelheit am Ende der Halle. Dort wartete er seelenruhig, um sich unter die Menge zu mischen, als alle die Treppe herunterstürzten und das Ergebnis seiner Tat entdeckten. Er konnte ein Gähnen nicht unterdrücken. Mord war ein so mühsames Geschäft.
9
Das verstohlene Öffnen von Sophys Tür weckte Ives sofort. Er nahm sich kaum Zeit, seine Blöße mit einem Morgenmantel zu bedecken, und sprang schon durch den Raum. Das Klicken der Tür, die geschlossen wurde, ließ ihn erstarren. Hatte jemand ihr Zimmer betreten?
Der schwache Lichtstreifen unter seiner eigenen Tür verriet ihm, dass das nicht der Fall war. Jemand stand auf dem Gang direkt vor der Tür. Als das Licht in Richtung Treppe verschwand, wurde er von Angst erfasst. Kam er zu spät? War jemand in ihr Zimmer eingedrungen und hatte ihr Gewalt angetan, während er schlief? War es der davonschleichende Übeltäter, der ihn geweckt hatte?
Mit grimmiger Miene öffnete Ives vorsichtig seine Tür. Der Korridor war finster bis auf das schwache Licht, das die Treppe hinunter verschwand. Sorge um Sophy siegte über seinen Instinkt, dem Unhold zu folgen. Ives schlüpfte in Sophys Zimmer und rief leise: »Sophy, keine Angst. Ich bin es, Ives. Ich hörte ein Geräusch. Ist alles in Ordnung?«
Völlige Stille folgte seinen Worten. Er durchquerte rasch den Raum und sah, dass Sophys Bett leer war. War es Sophy, die die Treppe hinuntergeschlichen war?
Völlig perplex und ziemlich beunruhigt, trat Ives wieder hinaus auf den Korridor. Was zum Teufel hatte sie vor? Ihm kam der furchtbare Gedanke, dass sie sich vielleicht mit einem Liebhaber traf. Da es ihm nicht sehr wahrscheinlich erschien, tat er den Gedanken fast so schnell ab, wie er ihm gekommen war. Was also machte sie?
Das Licht ihrer Kerze war schon verschwunden, als er das obere Ende der Treppe erreichte. Er zögerte kurz und fragte sich, ob es klug war, was er vorhatte. Die Dame hatte ohnehin schon die schlimmste Meinung von ihm, sodass er bezweifelte, ob sie bereitwillig glauben würde, er handle nur in ihrem Interesse, wenn sie entdeckte, dass er ihr nachschlich.
Und doch konnte er nicht einfach zurück ins Bett gehen und sie vergessen. Es konnte einen harmlosen Grund geben, warum sie zu nachtschlafender Zeit durchs Haus schlich, obwohl er sich keinen vorstellen konnnte. Sie konnte in eine sehr heikle Lage geraten, wenn sie über einen schlafenden Betrunkenen stolperte.
Er schnitt eine Grimasse. Er hatte keine andere Wahl, als ihr zu folgen und dafür zu sorgen, dass sie nicht belästigt wurde. Plötzlich grinste er. Ausgenommen natürlich von ihm selbst.
Ives hatte fast die unterste Stufe ereicht, als der Schuss ertönte. Die restlichen Stufen überspringend, zögerte er und versuchte sich in der Dunkelheit zu orientieren und festzustellen, aus welcher Richtung der Schuss gekommen war.
Als die Sekunden vergingen und er noch immer unentschlossen dastand, hörte er das Offnen von Türen und
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