Im Sturm der Gefuehle
hinauswerfen könne, da er im Auftrag Eurer Lordschaft dort tätig sei und für Sie zu kochen gedenke wie in den letzten zehn oder mehr Jahren.«
Ives lachte. »Ich werde ein Wörtchen mit Ogden reden müssen. Carnes und Williams wohnen wohl über den Stallungen, nehme ich an?«
»Ja, Mylord. Ich wurde oben bei den anderen Dienstboten einquartiert, neben dem Kammerdiener des jungen Grayson, und Sanderson hat sich so gründlich bei Emerson in Gunst gesetzt, dass sie übereinkamen, sich ihre Pflichten zu teilen.«
Nachdem er sich mit den häuslichen Obliegenheiten befasst hatte, ging Ives gemächlich hinunter und machte sich auf die Suche nach seiner Frau. Er fand sie mit den anderen in einem gemütlichen Raum im rückwärtigen Teil des Hauses bei Kaffee und Backwerk. In hellblauen und rosa Musselin gekleidet, scharten sich die Mädchen um Sophy, die auf einem mit dunkelgrünem Damast bezogenen Sofa saß. Lady Beckworth, auf deren Schoss sich ihre Strickarbeit häufte, saß ihnen gegenüber, und Marcus stand vor dem Kamin.
Bei seinem Eintreten blickte Sophy erwartungsvoll auf. »Marcus hatte noch etwas sehr Interessantes zu berichten«, sagte sie. »Grimshaw kam mit einigen seiner Freunde gestern zu Besuch. Es wurden Vermutungen über das Motiv für den Mord an Edward geäußert, und da einige Gegenstände aus seinem Besitz in den Räumen Etienne Marquettes entdeckt wurden, sprach man von Raubmord.«
»Marquette?«, rief Ives erstaunt aus. »Er soll ein Dieb sein? Das halte ich für sehr zweifelhaft. Und als Motiv für einen Mord erscheint es mir noch unwahrscheinlicher.« Er sah Marcus an. »Haben sie auch berichtet, wie man diese Gegenstände entdeckte?«
»Nicht genau. Keiner schien genau zu wissen, wie es kam, dass Sir John Matthew alle Räume durchsuchen ließ, ehe jemand abreisen durfte«, antwortete Marcus. »Grimshaw und Dewhurst waren der Meinung, jemand hätte ihn auf die Möglichkeit eines Raubmordes hingewiesen.« Er grinste. »Aus Lord Colemans und Sir Alfred Caldwells Andeutungen zu schließen, zeigten sich alle aufs Höchste entrüstet, weil man sie für Diebe hielt. Niemand erwartete wirklich, dass man etwas finden würde, und alle waren perplex, als Onkel Edwards Uhr und ein paar andere persönliche Dinge unter Marquettes Sachen entdeckt wurden. Dewhurst glaubt an einen Trick, mit dem Sir John von der Spur des tatsächlichen Mörders abgelenkt werden soll. Marquette bestritt heftig, eine Ahnung zu haben, wie Edwards Sachen in sein Zimmer gelangten, und sein Kammerdiener bestätigt die Aussage und schwört, dass er diese Kleinigkeiten noch nie gesehen hätte, ehe sie unter Marquettes Kleidern gefunden wurden.«
»Ich glaube, Dewhurst hat Recht mit seiner Einschätzung der Situation«, sagte Ives langsam. »Der Mord an deinem Onkel wurde zu raffiniert arrangiert, besonders, dass deine Schw... » Er schloss den Mund wieder, da ihm einfiel, dass nur er und Sophy diese Einzelheiten kannten.
»Monsieur Marquette mochte ich nie«, sagte Sophy besorgt, »doch ich kann ihn mir als Dieb nicht vorstellen. Er hat es nicht nötig, es ist bekannt, wie reich er ist. Seine Familie gehörte zu den wenigen Emigranten, die das Glück hatten, Frankreich mit dem Großteil ihres Vermögens verlassen zu können. Er braucht nicht zu stehlen.«
»Auch dies halte ich für richtig. Aber interessant ist es schon«, murmelte Ives. Er blickte in die hingerissenen Gesichter der beiden jungen Damen neben Sophy und setzte schmunzelnd hinzu, »aber ganz gewiss kein Thema für so junge und hübsche Ohren.«
»Ach, Sie werden uns doch keine Geheimnisse vorenthalten?«, rief Phoebe aus. »Es ist immerhin mein Onkel, der ermordet wurde. Das ist sicher Grund genug, alles wissen zu dürfen.« Sie machte ein eigensinniges Gesicht. »Und wir sind schließlich keine Kinder mehr.«
Sophy tätschelte Phoebes Hand. »Natürlich nicht, und natürlich werden wir dafür sorgen, dass ihr alles erfahrt, was wir wissen.« Sie warf ihrem Mann einen beredten Blick zu. »Nicht wahr, mein Lieber?«, schloss sie einschmeichelnd.
»Natürlich. Ich lasse mich von dir in allem lenken, Liebling«, erwiderte Ives augenzwinkernd und mit einer tiefen Verbeugung. Anne beugte sich näher zu Sophy und flüsterte ihr zu: »Ich mochte Lord Scoville nicht, aber es ist so merkwürdig, sich ihn ermordet vorzustellen.«
»Nicht, wenn du ihn richtig gekannt hättest«, antwortete Marcus offenherzig. »Sophy und ich erwogen des Öfteren, ihn umzubringen.«
»Das
Weitere Kostenlose Bücher