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Im Sturm des Lebens

Im Sturm des Lebens

Titel: Im Sturm des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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führte.
    Im Moment jedoch wollte sie erst einmal den Wein öffnen und sich gründlich betrinken.

15
    P ilar betrat das Gästehaus durch die Hintertür. Es war eine lieb gewordene Gewohnheit. Sie hatte das Gefühl, sich mit Theo angefreundet zu haben. Hinter seiner Fassade war er ein interessanter und interessierter junger Mann. Ein Junge, dachte sie, der den besänftigenden Einfluss einer Mutter brauchte.
    Es berührte sie, dass er sich über ihre Gesellschaft offenbar freute. Er kam häufiger in die Villa, um im Pool zu schwimmen. Dabei war es ihr gelungen, ihn ins Musikzimmer zu locken, wo er Klavier spielte – oder zumindest auf dem Instrument herumklimperte. Von da zu einem Gespräch über Musik war es nur ein kleiner Schritt gewesen.
    Pilar hoffte, dass er ihre Gespräche genauso genoss wie sie.
    Maddy war anders. Das Mädchen war höflich, blieb aber kühl und beobachtete alles und jeden. Pilar nahm an, dass dies etwas mit ihrer Beziehung zu Maddys Vater zu tun hatte.
    Pilar fragte sich, ob David wohl überhaupt merkte, dass Maddy eifersüchtig ihr Territorium hütete.
    Pilar rückte ihre Schultertasche zurecht. Sie würde nur so lange bleiben, wie es allen recht war. Sie würde ihnen Essen kochen und ihrem Geplauder lauschen.
    Es hatte ihr so gefehlt, jemanden bemuttern zu können!
    Wenn das Schicksal ihr ein anderes Leben zugewiesen hätte, hätte sie ein Haus voller Kinder gehabt, einen großen Hund und jede Menge Näh- und Flickarbeiten.
    Stattdessen hatte sie eine intelligente, schöne Tochter zur Welt gebracht, die viel zu wenig Fürsorge brauchte. Und jetzt, mit achtundvierzig, konnte sie nur noch Blumen umhegen statt der Kinder, die sie sich so sehnlich gewünscht hatte.
    Doch halt, Selbstmitleid ist unattraktiv, dachte Pilar. Lächelnd klopfte sie an die Küchentür.
    Es durchzuckte sie, weil David aufmachte. Er trug Hemd und Jeans und hielt eine Tasse Kaffee in der Hand. »Na, das passt ja gut.« Er ergriff ihre Hand und zog sie hinein. »Ich habe gerade an dich gedacht.«
    »Ich habe nicht erwartet, dass du zu Hause bist.«
    »Ich arbeite heute hier.« Er hielt ihre Hand fest, als er ihr einen Kuss gab.
    »Oh. Als ich den Van nicht gesehen habe ...«
    »Theo und Maddy haben sich gegen mich zusammengerottet. Lehrerausflug, keine Schule – der Albtraum aller Eltern. Wir haben es gelöst, indem sie mir die Autoschlüssel abgeschwatzt haben und ins Einkaufszentrum und zum Kino fahren durften. Deshalb passt dein Besuch besonders gut.«
    »Wirklich?« Sie entzog ihm ihre Hand und fingerte am Schulterriemen ihrer Tasche herum.
    »Ja. Er hält mich zumindest davon ab, hier herumzusitzen und mir auszumalen, in was für Schwierigkeiten sie geraten könnten. Möchtest du einen Kaffee?«
    »Nein, ich wollte eigentlich ... Ich wollte nur ein paar Sachen für die Kinder abgeben.« Es machte sie verlegen, allein mit ihm im Haus zu sein. Das hatte
sie bisher immer vermieden. »Maddy ist doch so interessiert an der Weinproduktion, und ich dachte, sie würde vielleicht gern etwas über die Geschichte von Giambelli, Kalifornien, lesen.«
    Pilar zog das Buch, dass sie im Souvenirladen des Weingutes gekauft hatte, aus der Tasche.
    »Genau ihr Geschmack. Es wird ihr gefallen. Nach der Lektüre kann sie dann Ty und mich wieder mit neuen Fragen quälen.«
    »Sie hat einen wachen Verstand.«
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen.«
    »Und für Theo habe ich die Platte hier mitgebracht. Er hört ja eigentlich nur Techno-Rock, aber ich dachte, es macht ihm vielleicht Spaß, mal etwas Älteres aufzulegen.«
    »Sergeant Pepper!« David studierte das Plattencover. »Wo hast du die denn ausgegraben?«
    »Ich habe sie ständig gespielt und meine Mutter damit verrückt gemacht.«
    »Hast du auch Perlenarmbänder und Schlaghosen getragen?«, neckte er sie.
    »Natürlich. Als ich so alt war wie Maddy, habe ich mir eine ganz tolle aus Paisleystoff genäht.«
    »Genäht? Was du alles kannst!« David drückte sie gegen die Küchentheke. »Mir hast du gar nichts mitgebracht.«
    »Ich wusste ja nicht, dass du überhaupt hier bist.«
    »Und jetzt, wo du es weißt?« Er kam noch näher und stützte sich mit den Händen auf der Theke ab. »Hast du nicht doch was für mich in der Tasche?«
    »Tut mir Leid.« Sie versuchte zu lachen, aber es fiel ihr schwer, weil sie kaum Luft bekam. »Beim nächsten Mal. Ich muss jetzt wirklich zurück. Ich helfe heute Nachmittag bei einer Führung.«
    »Um wie viel Uhr?«
    »Halb fünf.«
    »Mmmm.«

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