Im Sturm des Lebens
nicht schon wegen Anne Elliot gekocht hätte.«
»Wir gehen in die Damentoilette, damit du dich ein bisschen abkühlen kannst. Denk daran, was du hier für eine großartige Show abziehst. Du hast alle beeindruckt.«
»Zu wenig für zu viel Aufwand.«
»Sophie, du zitterst ja!«
»Ich bin nur wütend.« Gemeinsam verließen sie den Saal. »Und ich habe Angst«, gestand sie, als sie mit Helen den Vorraum der Toilette betrat. »Tante Helen, ich habe viel Geld in dieses Fest gesteckt. Geld, mit dem ich vorsichtiger hätte umgehen müssen,
wenn man bedenkt, in was für einer Lage wir stecken. Die Elliots rücken nicht von ihrer Meinung ab. Und dann kommt auch noch Kris und gebärdet sich wie eine Krähe, die Aas riecht.«
»Sie ist doch nur eine von Tonys abgelegten Freundinnen und deine Energie und Zeit nicht wert.«
»Sie weiß, wie ich denke.« Der Raum war nicht groß genug, als dass sie hätte auf und ab laufen können, also stand Sophia nur da und kochte vor sich hin. »Ich hätte lieber einen Weg finden sollen, um sie im Unternehmen zu halten, damit ich sie besser kontrollieren kann.«
»Hör auf. Du brauchst dir wegen ihr keine Vorwürfe zu machen. Es ist ganz offensichtlich, dass sie schrecklich eifersüchtig auf dich ist. Ich weiß, dass die Lage im Moment prekär ist, aber ich habe heute Abend mit einigen Leuten geredet, die fest hinter euch stehen und entsetzt über die Vorfälle sind.«
»Ja, und einige stecken bestimmt auch weiterhin ihr Geld in unser Unternehmen, aber es gibt trotzdem viele andere, die das nicht mehr tun. Das Personal hat mir berichtet, dass zahlreiche Gäste gar keinen Wein getrunken oder zuerst andere beim Trinken beobachtet haben, um sicherzugehen, dass sie auch am Leben bleiben. Es ist einfach schrecklich! Und so grauenhaft für Nonna . Langsam sieht man es ihr an, und das macht mir Sorgen.«
»Sophia, wenn ein Unternehmen hundert Jahre am Markt ist, dann gibt es immer Krisen. Und das hier ist eben eine.«
»So etwas hatten wir noch nie. Wir verlieren Kunden, Tante Helen, das weißt du doch auch. Es werden Witze gerissen. Hast du Probleme mit deiner
Frau? Du brauchst gar nicht zum Anwalt zu gehen, gib ihr einfach eine Flasche Giambelli.«
»Liebes, ich bin Anwältin, und über uns sind seit Jahrhunderten Witze gemacht worden.« Helen strich Sophia übers Haar. Sie hatte nicht gewusst, dass das Kind sich solche Sorgen machte. »Du nimmst das alles zu persönlich.«
»Es ist meine Aufgabe, das positive Image aufrechtzuerhalten. Wenn ich das nicht hinkriege ... Ich weiß, dass ich heute Abend eine Menge Eier in den Korb gelegt habe, und ich hasse die Vorstellung, ein paar davon könnten zerbrechen.«
»Ein paar vielleicht«, bestätigte Helen, »aber nicht alle.«
»Aber ich bekomme die Botschaft nicht übermittelt! Wir sind hier die Opfer, warum begreifen die Leute das denn nicht? Wir sind angegriffen worden. Wir werden immer noch angegriffen – finanziell, emotional und rechtlich. Die Polizei ... Du meine Güte, es schwirren Gerüchte herum, dass Margaret und mein Vater an irgendeiner Verschwörung beteiligt gewesen wären und Mama hätte davon gewusst!«
»Das ist doch nur Renés dummes Geschwätz.«
»Ja, aber wenn die Polizei anfängt, es ernst zu nehmen und sie als Verdächtige verhört, weiß ich nicht mehr, was wir tun sollen.«
»Das wird nicht passieren.«
»Oh, Tante Helen, es könnte gut so weit kommen. Solange René in den Talkshows und in der Klatschpresse das Feuer schürt und der Mörder frei herumläuft, steht Mama ganz oben auf der Liste der Verdächtigen. Genau wie ich.«
Helen hatte auch schon darüber nachgedacht, aber als sie es jetzt so deutlich ausgesprochen hörte, lief ihr
doch ein Schauer über den Rücken. »Hör zu. Niemand wird dich oder deine Mutter wegen irgendetwas anklagen. Die Polizei mag euch verhören, aber letztendlich nur, um euch als Verdächtige auszuschließen. Wenn sie euch stärker bedrängen, müssen sie erst einmal an James vorbei. An mir und auch an Linc.«
Sie schloss Sophia in die Arme. »Mach dir keine Gedanken darüber.«
Helen tätschelte Sophias Rücken und blickte dabei in den Spiegel hinter ihr. Das ermutigende Lächeln war verschwunden und tiefe Sorge war an seine Stelle getreten. Sie war dankbar dafür, dass die anwaltliche Schweigepflicht ihr verbot, die Ängste des Mädchens noch zu vergrößern.
Erst heute Morgen waren alle Bücher des Unternehmens beschlagnahmt worden.
Sophia zog ihre Lippen nach,
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