Im Sturm des Lebens
René Foxx heiratete?«
»Ja«, stimmte Pilar zu, bevor Helen etwas sagen konnte. »Es ist albern, das zu leugnen, Helen. Natürlich war ich aufgebracht. Das Ende einer Ehe ist kein Grund zum Feiern. Auch wenn die Ehe nur noch auf dem Papier existierte. Er war immerhin der Vater meiner Tochter.«
»Haben Sie gestritten?«
»Nein.« Pilar verzog den Mund, und Claremont musste an eine trauernde Madonna denken. »Es war schwierig, sich mit Tony zu streiten. Er mied Streit. Ich gab ihm, was er wollte. Was anderes blieb mir gar nicht übrig.«
»Ich habe die Scheidung für Mrs. Avano ausgehandelt«, warf Helen ein. »Sie ist auf beiden Seiten freundschaftlich verlaufen. Und in rechtlicher Hinsicht so einfach wie möglich.«
»Aber Sie waren trotzdem aufgebracht«, wiederholte Maguire. »Aufgebracht genug jedenfalls, um letzte Woche mitten in der Nacht in der Wohnung ihres Ex-Mannes anzurufen und Drohungen und Anschuldigungen auszustoßen.«
»Das war ich nicht.« Zum ersten Mal kam Leben in Pilars Augen. »Ich habe nie in Tonys Wohnung angerufen, nie mit René gesprochen. Sie nimmt lediglich an, dass ich es gewesen sei.«
»Mrs. Avano, wir können Ihre Telefongespräche überprüfen.«
»Dann tun Sie das bitte.« Sie saß ebenso starr da, wie ihre Stimme klang. »Die Wahl, die Tony getroffen hat, missfiel mir, aber es war immerhin noch seine Wahl. Es entspricht nicht meinen Gewohnheiten, mitten in der Nacht bei jemandem anzurufen, um Drohungen und Anschuldigungen auszustoßen.«
»Die jetzige Mrs. Avano behauptet etwas anderes.«
»Dann irrt sie sich entweder oder sie lügt. Sie rief mich mitten in der Nacht an und beschuldigte mich, die Anrufe getätigt zu haben. Sie werden ihren Anruf nachweisen können, Detective, meinen jedoch nicht.«
»Warum sollte sie lügen?«
»Ich weiß nicht.« Seufzend rieb sich Pilar über die Schläfen. »Vielleicht hat sie ja gar nicht gelogen. Ich bin sicher, dass jemand sie angerufen hat, und sie nahm an, ich sei es gewesen. Sie war wütend. Sie mag mich logischerweise nicht.«
»Wissen Sie, wann Mr. Avano am Abend der Party gegangen ist?«
»Nein. Um ehrlich zu sein, habe ich ihn und René an jenem Abend so weit wie möglich gemieden. Die Begegnung war mir peinlich.«
»Wissen Sie, warum er um ...« Claremont zog sein Notizbuch zu Rate. Sie hatten das Taxiunternehmen ausfindig gemacht. »... um drei Uhr morgens in die Wohnung Ihrer Tochter gefahren ist?«
»Nein.«
»Wo waren Sie um diese Zeit?«
»Im Bett. Die meisten Gäste waren gegen eins weg. Kurz vor zwei bin ich dann in mein Zimmer gegangen.
Allein«, fügte sie hinzu. »Ich habe Sophia gute Nacht gesagt, und dann bin ich direkt zu Bett gegangen, weil ich müde war. Es war ein langer Tag.« Pilar verstummte und warf Helen einen bedeutungsvollen Blick zu.
»Entschuldigen Sie uns für einen Moment?«, fragte Helen sofort und bat die beiden Detectives mit einer Geste, das Zimmer zu verlassen.
Als sie im Flur standen, spekulierte Maguire: »Man ist von hier in einer Stunde in San Francisco. Und sie hat ein Motiv.«
»Warum sollte sie sich mit ihrem Ex in der Wohnung ihrer Tochter treffen?«
»Damit es in der Familie bleibt.«
»Vielleicht«, erwiderte Claremont. Als die Richterin sie rief, traten sie wieder ins Zimmer.
»Mrs. Avano hat gezögert, Ihnen etwas mitzuteilen. Anthony Avano war einige Jahre lang ihr Mann, und sie haben eine gemeinsame Tochter. Sie möchte ungern etwas sagen, was seinem Ruf schaden könnte. Ich habe ihr jedoch geraten, diese Information weiterzugeben, da sie Ihnen bei den Ermittlungen nutzen könnte. Und außerdem ... außerdem, Pilar«, fügte sie ruhig hinzu, »werden sie das bald auch aus anderen Quellen erfahren.«
Pilar stand auf und ging im Zimmer auf und ab. »Nun gut. Sie haben mich gefragt, ob ich eine Ahnung hätte, warum er in Sophias Wohnung gefahren ist ... Manche Menschen trinken, manche spielen, manche haben Affären. Tony hatte Affären. Er wollte sich vielleicht dort mit jemandem treffen, eine Affäre beenden oder ...«
»Wissen Sie, mit wem er eine Affäre gehabt haben könnte?«
»Nein, ich habe schon vor langer Zeit aufgehört, darauf zu achten. Aber es gab jemanden. Er wusste, wer René in jener Nacht angerufen hat, da bin ich sicher. Und auf der Party war er ungewöhnlich gereizt. Er war ein wenig grob zu David Cutter und nicht so verbindlich wie sonst. Rückblickend würde ich sagen, er hatte Probleme. Ich wollte es an dem Abend nicht wissen, deshalb habe
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