Im Sturm des Lebens
York weggezogen«, sagte er zu Tyler. »Die neuen Mieter räuchern die Wohnung wahrscheinlich immer noch aus. Okay, aber um zehn bist du hier verschwunden. Lass uns jetzt gehen. Theo sitzt im Van. Er fährt uns nach Hause.«
»Wir werden alle sterben«, erwiderte Maddy düster.
»Unsinn. Ich überlebe.«
Er hob sie vom Hocker und gab ihr einen Klaps aufs Hinterteil. Maddy huschte durch die Tür.
»Ich wollte Ihnen noch sagen, dass ich es nett von Ihnen finde, wenn Sie sich mit ihr beschäftigen.«
»Sie stört mich nicht.«
»Natürlich tut sie das.«
Tyler stellte die Gläser in die Spüle unter der Bar. »Na gut. Aber es macht mir nichts aus.«
»Wenn ich den Eindruck gehabt hätte, hätte ich sie von Ihnen fern gehalten. Ich merke übrigens, dass sie sich in ihrer Gesellschaft wesentlich wohler fühlen als mit mir. Ich bin Ihnen im Weg, und das macht Ihnen etwas aus.«
»Ich brauche niemanden, der mich überwacht.«
»Nein, aber das Unternehmen brauchte einen, und es brauchte vor allem frisches Blut. Einen Außenseiter. Jemand, der die Firma aus allen Blickwinkeln betrachten und Vorschläge unter anderen Voraussetzungen machen kann.«
»Haben Sie irgendwelche Vorschläge für mich, Cutter?«
»Als Erstes könnte ich Ihnen ja mal vorschlagen, das Brett vor Ihrem Kopf und den Stock in Ihrem Rücken wegzunehmen. Dann könnten wir damit ein Lagerfeuer anzünden und zusammen ein paar Biere trinken.«
Einen Moment lang überlegte Tyler, ob ihn die Bemerkung amüsieren oder ärgern sollte. Dann sagte er: »Nehmen Sie Ihre Bretter noch dazu, dann könnten wir ein richtiges Höllenfeuer machen.«
»Gute Idee. Ich bringe Maddy später vorbei. Um zehn komme ich sie dann wieder abholen.«
»Ich kann sie nach Hause fahren, das erspart Ihnen einen Weg.«
»Danke.« David wandte sich zur Tür, blieb aber noch einmal stehen. »Hören Sie, Sie lassen es mich doch wissen, wenn sie ... wenn sie sich in Sie verliebt? Es ist wahrscheinlich normal, aber ich möchte es gern schon im Keim ersticken.«
»Da besteht keine Gefahr. Ich glaube, ich bin mehr ein großer Bruder oder eine Art Onkel für sie. Aber Ihr Junge ist mächtig in Sophie verschossen.«
David starrte Tyler blinzelnd an. Dann rieb er sich mit den Händen übers Gesicht. »Das habe ich nicht gemerkt. Ich habe gedacht, das wäre nur in der ersten Woche so gewesen. Verdammt!«
»Sie kann damit umgehen. Sie wird ihm nicht wehtun.«
»Das macht er schon selbst.« David dachte an Pilar und zuckte zusammen.
»Es fällt Ihnen schwer, ihm Geschmack abzusprechen, was? Unter den Umständen?«
David warf Ty einen Blick zu. »Noch ein Frechdachs«, murmelte er und ging hinaus.
Pilar wählte ein einfaches Cocktailkleid, weil sie fand, dass das dunkle Grün mit den Satinpaspeln weder zu geschäftlich noch zu festlich aussah. Genau richtig, so hoffte sie, um als Gastgeberin für die Weinprobe zu fungieren.
Sie hatte die Rolle übernommen, um es ihrer Familie, David und vor allem sich selbst zu beweisen. Eine Woche lang hatte sie Führungen begleitet und war angelernt worden – äußerst vorsichtig, wie sie fand. Die Angestellten fassten Familienmitglieder geradezu mit Samthandschuhen an.
Erschüttert hatte sie festgestellt, wie wenig sie eigentlich über das Weingut, die Weinberge, die Produktion und die Öffentlichkeitsarbeit wusste. Es würde länger als eine Woche dauern und mehr als ein bisschen Lektüre brauchen, bis sie das alles allein übernehmen konnte. Aber bei Gott, eine Weinprobe konnte sie wirklich selbstständig durchführen.
Und sie war entschlossen, das zu beweisen.
Sie würde lernen, mit vielen Dingen allein fertig zu werden, auch mit ihrem eigenen Leben. Und zu einem Teil dieses Lebens gehörte der Sex. Umso besser für sie.
Bei diesem Gedanken setzte sie sich auf die Bettkante. Die Vorstellung, mit David eine intime Beziehung einzugehen, erschreckte sie. Und dass die Vorstellung sie erschreckte, irritierte sie. Und alles zusammen machte sie zu einem nervösen Wrack.
Als es an der Tür klopfte, sprang sie auf und griff zu ihrer Haarbürste. »Ja? Herein?«
Erleichtert seufzte sie auf, weil es Helen war. »Gott sei Dank, du bist es nur. Ich bin es so leid, immer so tun zu müssen, als sei ich eine Frau des einundzwanzigsten Jahrhunderts!«
»Na, zumindest siehst du so aus. Tolles Kleid.«
»Darunter zittere ich nur. Ich bin froh, dass du und James bei der Weinprobe dabei seid.«
»Wir haben auch Linc mitgeschleppt. Seine derzeitige
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