Im Sturm: Thriller (German Edition)
hinaus wird die Air Force morgen um zwölf Uhr Zulu-Zeit den russischen Seeüberwachungssatelliten ausschalten.«
»Ausgezeichnet!« bemerkte ein Zerstörerkommandant.
»Gentlemen, wir liefern zwei Millionen Tonnen Ausrüstung und eine komplette Panzerdivision aus Reserve- und Nationalgardeeinheiten ab. Das reicht aus, um die Nato für drei Wochen in Aktion zu halten. Dieser Geleitzug wird durchkommen. Hat noch jemand Fragen? Nein? Dann viel Glück.«
Der Raum leerte sich. Die Offiziere gingen an den bewaffneten Wachtposten vorbei hinaus auf die sonnenhelle Straße.
»Jerry?« sagte Morris leise.
»Ja, Sir?« O’Malley setzte seine Sonnenbrille auf.
»Was gestern abend betrifft –«
»Sir, wir tranken beide einen über den Durst, und ich kann mich kaum an etwas erinnern. Haben Sie gut geschlafen?«
»Ja, fast zwölf Stunden. Mein Wecker ging nicht.«
»Vielleicht sollten Sie sich einen neuen kaufen.« Sie schlenderten an der Bar vorbei, die sie am Vorabend besucht hatten. Der Kommandant und der Flieger tauschten einen Blick und lachten laut los.
»Noch einmal in die Bresche, teure Freunde!« Doug Perrin gesellte sich zu ihnen. »Halten Sie uns bloß den Iwan vom Leib, Jerry.«
»Allerdings«, merkte Morris an. »Es wird sich weisen, ob er nur große Reden schwingen kann.«
»Was für ein fieser Verein«, versetzte O’Malley zornig. »Verdammt, ich fliege ganz allein da oben rum, serviere Doug ein U-Boot auf dem silbernen Tablett, und was ist der Dank?«
»Sehen Sie, das ist das Problem mit den Fliegern. Wenn man ihnen nicht alle fünf Minuten sagt, was sie für Kanonen sind, schmollen sie«, meinte Morris und lachte. Gestern noch war er beim Abendessen einsilbig und deprimiert gewesen. Heute war er ein neuer Mann. »Brauchen Sie etwas von uns, Doug?«
»Wir könnten ja Proviant tauschen.«
»Kein Problem. Schicken Sie Ihren Proviantmeister rüber.« Morris schaute auf die Uhr. »Wir laufen erst in drei Stunden aus. Setzen wir uns zusammen und besprechen ein paar Dinge. Mir ist eingefallen, wie man die Backfire austricksen könnte. Das sollten wir einmal versuchen.«
Drei Stunden später bugsierten zwei Hafenschlepper die Fregatten vom Kai. Die Reuben James wurde von ihren Turbinen mit sechs Knoten durchs verschmutzte Wasser getrieben. O’Malley hielt vom rechten Sitz seines Hubschraubers Ausschau für den Fall, daß ein russisches U-Boot vorm Hafen lauerte, obwohl das Gebiet von vier Orion energisch gesäubert wurde. Das von ihnen vor zwei Tagen versenkte Victor hatte vermutlich den Auftrag gehabt, den Geleitzug zu verfolgen und Meldung zu machen; einmal, um einen Backfire-Angriff einzuweisen, zum anderen, um dann selbst Angriffe zu fahren. Der Verfolger war nun erledigt, aber das bedeutete noch nicht, daß der Konvoi ein Geheimnis war. Bestimmt stand in der Millionenstadt New York jemand mit dem Fernglas am Fenster und hielt Schiffstypen und -nummern fest. Nur ein diskreter Anruf, und wenige Stunden später waren die Daten in Moskau. Andere U-Boote würden nun auf den vermuteten Kurs des Geleitzugs zuhalten, und sobald er den Bereich der landgestützten Luftdeckung verlassen hatte, würden sowjetische Aufklärer nach ihm suchen, gefolgt von mit Raketen bewaffneten Backfire-Bombern.
Eine Menge Schiffe, dachte O’Malley. Sie glitten an einer Reihe von Ro-Ro-Schiffen zum Transport von Panzern, anderen Kampffahrzeugen und den Männern einer ganzen Division vorbei. Auf anderen stapelten sich Container, die sofort auf Lkw verladen und an die Front gebracht werden konnten. Ihr Inhalt war in Computern gespeichert, damit sichergestellt war, daß sie rasch den richtigen Bestimmungsort erreichten. O’Malley dachte an die Nachrichten und Filme von den Kämpfen in Deutschland. Darum ging es hier: Die Navy hatte den Auftrag, die Seewege freizuhalten und abzuliefern, was die Truppen in Deutschland brauchten.
»Wie fährt sie?« fragte Calloway.
»Nicht übel«, antwortete Morris dem Reporter. »Sie ist mit Stabilisatoren ausgerüstet und schlingert daher kaum. Wenn Sie seekrank werden, lassen Sie sich vom Arzt etwas geben.«
»Ich will versuchen, Ihnen nicht im Wege zu sein.«
Morris nickte dem Mann von Reuter freundlich zu.
»Ihr Admiral meinte, Sie seien einer seiner besten Kommandanten.«
»Das wird sich zeigen«, meinte Morris.
25
Im Visier: die Zeit
USS Reuben James
Während der beiden ersten Tage ging es glatt. Zuerst liefen die Eskorten aus und suchten die seichten Küstengewässer
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