Im Sturm: Thriller (German Edition)
den Weg für einen massiven Angriff auf unsere Flugplätze und Nachschubwege freigemacht. Darüber hinaus haben sie eine gut geplante Luftschlacht gegen unsere Allwetterjäger ermöglicht. Ihr Unternehmen war erfolgreich, wenn auch nicht entscheidend.«
»Aha, und der Kommandeur der Luftstreitkräfte West wurde wegen erfolgreicher Abweisung des Angriffs abgelöst?« fauchte Alexejew. »Wie viele Maschinen haben wir verloren?«
»Ich bin nicht befugt, das bekanntzugeben, Genosse General.«
»Was haben Sie uns dann über die Brücken zu sagen?«
»Die meisten Elbbrücken wurden mehr oder weniger schwer beschädigt. Außerdem wurden die in ihrer Nähe stationierten Übergangsmittel zerstört.«
»Dieser verdammte Idiot — hatte sein Brückengerät direkt neben den Primärzielen!« Der OB Südwest schaute zur Decke, als erwartete er einen Luftangriff auf Kiew.
»Dort verlaufen nun mal die Straßen, Genosse General«, sagte der Nachrichtendienstoffizier leise. Alexejew scheuchte ihn mit einer Handbewegung aus dem Raum.
»Kein guter Anfang, Pascha.« Einen General hatte man bereits abgelöst, den Namen seines Nachfolgers aber noch nicht bekanntgegeben.
Alexejew nickte zustimmend und schaute dann auf die Armbanduhr. »In einer halben Stunde rollen unsere Panzer über die Grenze, und dann haben wir für die andere Seite ein paar Überraschungen parat. Ihre Verstärkungen sind erst zur Hälfte in Stellung. Den psychologischen Bereitschaftsgrad unserer Männer haben sie noch nicht erreicht. Unser erster Schlag wird schmerzhaft sein.«
Keflavik, Island
»Perfektes Wetter«, verkündete First Lieutenant Mike Edwards und hob den Blick von der Karte neben dem Faxgerät. »In zwanzig bis vierundzwanzig Stunden trifft eine kräftige Kaltfront aus Kanada ein und bringt eine Menge Regen mit, aber heute haben wir klaren Himmel und keine Niederschläge. Winde aus West bis Südwest, fünfzehn bis zwanzig Knoten. Und viel Sonne«, schloß er grinsend. Die Sonne war vor fünf Wochen zum letzten Mal aufgegangen und würde auch im Lauf der nächsten fünf nicht richtig untergehen. Hier auf Island waren sie dem Nordpol so nahe, daß das Zentralgestirn in einem trägen Kreis über den azurblauen Himmel wanderte, am Nordwesthorizont kurz partiell untertauchte, aber nie wirklich unterging. Daran mußte man sich erst gewöhnen.
»Jägerwetter«, stimmte Lieutenant Colonel Bill Jeffers zu, der Kommandeur des 57. Abfangjagdgeschwaders »Black Knights«, das sich vornehmlich aus Jägern des Typs F-15 Eagle zusammensetzte, die keine hundert Meter entfernt im Freien standen. In den Maschinen saßen nun schon seit neunzig Minuten die Piloten in Startbereitschaft. Vor zwei Stunden war die Warnung eingegangen, eine große Anzahl sowjetischer Flugzeuge sei von taktischen Stützpunkten auf der Halbinsel Kola aufgestiegen, Ziel unbekannt.
In Keflavik war immer viel Betrieb, aber in der letzten Woche war es hier zugegangen wie im Irrenhaus. Der Flughafen war nämlich nicht nur ein Stützpunkt der Army und der Navy, sondern zugleich auch ein überlasteter Zivilflughafen, auf dem viele Verkehrsflugzeuge zwischenlandeten.
Ergänzt wurde dieser Verkehr seit vergangener Woche durch bedrohlich aussehende taktische Kampfflugzeuge auf dem Weg von den Vereinigten Staaten und Kanada nach Europa, mit kriegswichtigem Gerät überladene Frachtmaschinen und Verkehrsflugzeuge, voll besetzt mit bleichen Touristen und den Angehörigen amerikanischer Soldaten, die nun an der Front standen. In Keflavik selbst waren dreitausend Ehefrauen und Kinder evakuiert worden; der Stützpunkt war nun kampfbereit. Sollte ein sowjetischer Angriffskrieg ausbrechen wie ein neuer Vulkan, war Keflavik so gut wie möglich vorbereitet.
»Mit Ihrer Erlaubnis, Colonel, werde ich das noch einmal mit dem Kontrollturm besprechen. Die Wettervorhersage für die nächsten vierundzwanzig Stunden klingt recht solide.«
»Und der Jetstream?«
»Befindet sich dort, wo er schon die ganze Woche über war. Keine Aussicht auf Änderung.«
»Gut, stoßen Sie zu.«
Edwards setzte seine Mütze auf und ging hinaus. Er trug eine dünne blaue Offiziersjacke über seinem Drillichanzug im Stil der Marineinfanterie und freute sich nach wie vor, daß die Kleidervorschriften bei der Air Force ziemlich lässig gehandhabt wurden. Sein Jeep enthielt den Rest seiner Kampfausrüstung: 38er Revolver und Gürtel, dazu den Parka, der vor drei Tagen zusammen mit der Tarnausrüstung ausgegeben worden war. Man
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