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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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deinem Gesicht gemacht?«
    Lunch setzte seinen schwarzen Hut mit der Klappkrempe auf und sagte: »Auf Mitleid bin ich nicht aus, Mann – ich will Antworten hören.«
    Seit Mutter Chapman dahingegangen war, hatte Rodney mehrere Versuche gestartet, etwas zu unternehmen und gut aufgelegt zu sein und den Mann von Welt zu spielen, aber nach ein paar Monaten hatte er die Welt auf Enoch’s Ribs and Lounge eingeschränkt. Fast jeden Abend saß er dort an der Bar, schlürfte Chablis, lauschte dem ’Bama Butterfly und schwatzte zwischen drei und sechs Stunden pro Kneipenbesuch mit dem Schlitzohr John X, dem weitgereisten Barkeeper, der Nachtdienst schob.
    »Ich wusste ja nicht mal, dass John wegwollte«, sagte er.
    »Er hat sich recht kurzfristig entschlossen«, meinte Lunch.
    Dolly stand von der Couch auf, fand ihren gelben Fummel und zog ihn über. Mehrmals hintereinander schniefte sie laut und stampfte dann auf den Boden, trommelte ein barfüßiges Tom-Tom-Solo.
    »Warum bist du hier?«, fragte sie Rodney, als kurz darauf ihre Fersen schmerzten.
    »Pardon?«
    »Um diese Zeit. Warum bist du um diese Zeit hier?«
    Rodney sah seine Frau an, und in seinem Gesicht spiegelten sich die mulmigen Gedanken, die auszusprechen sein Mund sich nicht so recht traute. Schließlich sagte er: »Die Nachbarn.«
    »Die Nach-barn ?«
    Er nickte.
    »Die Nachbarn haben mich im Club angerufen, weil ihre Kinder, ihre kleinen Kinderlein, dich hier draußen gesehen haben beim, du weißt schon, Herumturnen.«
    Dolly harkte mit den Händen durch die langen blonden Haare und fauchte.
    »Die Nachbarn! Die Nachbarn! Denen brenne ich ihr bekacktes Haus ab mitsamt den kleinen Kinderlein und allem.«
    Allem Anschein nach amüsiert, stand Lunch ganz gelassen im Slip und mit schwarzem Strohhut auf der sonnigen Veranda.
    »Hör mal, Dolly«, sagte er, »nun mach bloß deinen Nachbarn keinen Vorwurf wegen dem Anruf, denn das war ich.« Er zeigte auf Rodney. »Du hast einfach nicht zurückgerufen, Mann. Du wusstest, dass ich hinter dem alten Paw-Paw her bin, deinem Kumpel, und deswegen kannte dein Anrufbeantworter mich auf einmal nicht mehr.«
    Dolly bediente sich aus Lunchs Packung und steckte sich eine Salem an. Biestig blies sie den Rauch aus.
    »Wann hast du ihn angerufen? Ich kann mich nicht erinnern, dass du auch nur in die Nähe des gottverdammten Telefons gekommen bist.«
    »Du warst unter der Dusche, Darling«, ließ Lunch sie wissen. »Damit du schön frisch schmeckst – weißt du noch?«
    Als er dieses kulinarische Detail zu hören bekam, fing der Mann des Hauses zu schluchzen an, und seine gebeugten Schultern bebten bei jedem Atemzug.
    Dolly sah ihren Angetrauten weinen und sagte: »Du Bastard. Du Hundesohn. Ich hab immer gedacht, du wärst ’n süßer kleiner Macker, dem man zu Unrecht viel Übles nachsagt, aber jetzt weiß ich’s besser.«
    »Du weißt überhaupt nichts«, sagte Lunch. »Aber vielleicht weißt du was, wenn ich hier verschwunden bin.«
    Noch immer schluchzend hob Rodney die Weinflasche auf. Ein paar Mal drosch er damit in die Luft und rief: »Also ich. Wieso. Also, ich sollte. Scheiße! Ja, Sir. Ich, also, ich werde.«
    »He, du«, sagte Lunch, »den Ehestreit könnt ihr euch für später aufsparen.« Er zeigte auf seine Kleidungsstücke, die unter dem Stuhl hervorlugten, auf dem Rodney sich breitmachte. »Ich will dich gar nicht erst in Versuchung bringen, indem ich zu dir rüberkomme, Sohn – also reich mir nur meine Beinkleider, eh?«
    Rodney blieb sitzen und holte mit der Weinflasche aus, als würde er sie nach Lunch werfen.
    »Oh, nein, tu das nicht«, sagte Dolly. »Tu’s nicht!« Sie rannte über die vom Sonnenlicht gesprenkelte Veranda und berührte ihren Ehemann leicht an der Brust. »Tu es nicht, Baby – Lunch wird dich umbringen. Dafür ist er bekannt.«
    »Ein guter Rat, den sie dir da gibt«, bestätigte Lunch. »Ich greif in der Tat oftmals dem Lebensrad in die Speichen, wenn Geld auf dem Spiel steht. Also reg dich ab und lass die Flasche fallen.« Die Flasche fiel. »Und jetzt zeig dich als der Gentleman, der du bist, Rodney, und reich mir freundlicherweise meine Levi’s. Und nimm sie an den Gürtelschlaufen hoch, damit du nicht mein Kleingeld hier auf dem Boden verteilst.«
    Dollys Fingerspitzen ruhten noch immer auf Rodneys Brust. Er sah zu ihr auf, dann wieder zu Boden und schlug ihre Finger beiseite. Sie ging zurück zur Couch, und er stand auf. Er griff nach den Gürtelschlaufen und reichte Lunch seine

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