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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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Breschen in Kletterranken und stöberten unter Büschen, brachen schwache Zweige ab, schwitzten, scherzten, schimpften und hatten einen Riesenspaß an der Jagd, stets darauf gefasst, dass sich ihnen etwas Giftiges entgegenschlängelte.
    »Hast du schon mal welche gekillt?«, flüsterte Etta Nicole zu.
    »Eigentlich nicht. Ma hat aber ’n paar gehäutet.«
    »Siebzehn«, sagte Etta. »Ich hab sie gezählt.«
    Sie arbeiteten sich weiter in den Sumpf vor und stapften durch seichtes Wasser und weichen Morast. Modderklumpen klebten bis auf Hüfthöhe an ihnen. Unheimlich aussehende Sumpfzypressen mit aufgetriebenen und gerieften Stämmen wuchsen hier in diesem Feuchtgebiet. An den seichten Stellen ragten Kniewurzeln aus dem Wasser, manche nur ein paar Zentimeter groß, andere mehrere Fuß hoch, alle versorgt durch ein weitverzweigtes Wurzelsystem, Wurzelwerk, welches die Schlangenstecherinnen häufig ins Straucheln brachte. Immer wieder schienen die Stockhiebe zu bewirken, dass etwas Unsichtbares mit einem Plumps im Wasser verschwand – ein Ochsenfrosch vielleicht oder eine Schildkröte, eine Bisamratte oder gar eine Cottonmouth, so dick wie der Arm eines erwachsenen Mannes.
    Neben einer besonders knorrigen und unüberwindbaren Kniewurzel blieb Monique bei Nicole stehen und steckte sich eine Zigarette an.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte sie. »Keine Übelkeit am Morgen?«
    »’n bisschen«, sagte Nicole. »Aber eher so was wie fortwährende Verwirrung.«
    »Aha. Tja, Mädchen, ich kann dir nur eins sagen – zähl nicht auf ihn , wenn’s um die richtige Entscheidung geht.«
    »Das Problem ist, ich hab auch zu mir selbst nicht viel Vertrauen«, gab Nicole zu. »Ich könnte die Welt nicht gerade aus den Angeln heben.«
    Etta stocherte im Dickicht, das vor ihnen lag, und Monique wollte ihr folgen, aber nach zwei klatschnassen Schritten rief sie über die Schulter zurück: »Kannst du doch.«
    Nach zwei weiteren schlangenlosen Stunden waren die Frauen hungrig und durstig. Nur eine einzige schwarze Milchschlange war ihnen zu Gesicht gekommen, schon tot und angefressen.
    Monique schob die Stockspitze unter die Schlange und schleuderte sie ins Gebüsch.
    »Kein besonders tolles Geschenk«, sagte sie. »Ich würde vorschlagen, dass wir was essen.«
    Monique führte sie auf dem Pfad hinunter an den Fluss. Ein großer weißer Steindamm ragte in den breiten Wasserlauf, und die Schlangenstecherinnen suchten sich einen Weg hinaus an die Spitze. Schlamm bedeckte sie bis zur Taille. Ihre Arme, ihre Hälse, ihre Gesichter waren von dunklen Morastspritzern gesprenkelt. Monique und Nicole, die mit dem Ritual vertraut waren, standen auf den weißen Steinen und zogen sich aus, streiften sich bis auf die feuchten Unterhosen alles vom Leib. Einen Moment lang sah Etta argwöhnisch zu, tat es ihnen dann aber gleich. Die Frauen hockten sich ans Ufer und spülten den Schlamm aus ihren diversen Hemden und Hosen und Socken und Overalls. Dann breiteten sie die Kleidungsstücke auf den Steinen aus, damit sie im Sonnenschein trockneten.
    »Ich glaub, ein Bier wär die richtige Erfrischung«, sagte Monique. Die ausgefranste Krempe ihres Strohhuts warf einen Schatten über ihre Augen.
    Dann setzten sich die drei Schlangenstecherinnen, nur mit Unterhosen bekleidet auf die Steine, präsentierten ihre nackte Haut der frischen Luft, packten ihre Beutel aus und machten sich ans Picknick.
    Monique reichte Nicole ein Bier und gab dann nach kurzem Zögern auch Etta eins. Nicole riss die Dose auf und schluckte.
    »Ich trinke, kein Zweifel«, sagte sie.
    »Gar nicht zu überhören.«
    Als Etta ihre Bierdose aufriss, spritzte Schaum heraus. Sie leckte die Blasen vom Dosenrand. Ihre Augen funkelten, und sie leckte sorgfältig, ganz entspannt, als sei es nicht das erste Mal.
    Nachdem die Sandwiches mit Ei und Zwiebeln verteilt worden waren, saßen die Frauen bei ihrem Mittagsmahl am Fluss und wirkten wie ein Aktgemälde der drei kritischen Phasen im Leben einer Frau.
    Etta aß ihr Sandwich mit großen Bissen, und ihr Blick schweifte zu Nicoles interessanten Achselhöhlen, die so voller Haare waren, und Mas schweren Riesenbrüsten, die auf die Fettwülste um ihren Bauch hinunterhingen.
    »Meine Mom hat tolle Titten«, sagte Etta. »Heißt das, ich krieg auch mal solche?«
    Nicole lachte und betrachtete die eigenen kleinen Brüste.
    »Mich darfst du nicht fragen.«
    »Vielleicht«, sagte Monique. Sie nahm ihre Brille ab und wischte die Gläser an ihrer Unterhose

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