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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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von mehr als einem betrunkenen Augenzeugen wahrgenommen werden.
    Auf der Uhr im Fenster von Shevlins Pfandhaus auf der anderen Straßenseite konnte er sehen, wie spät es war. Crane war angeblich pünktlich wie die Maurer. In fünf Minuten war es soweit.
    Er konnte nichts tun als warten und sich umsehen. Die Gegend gefiel ihm nicht. Es war, als hätte man alle die schmuddeligen Häuser mit den zerbrochenen Schindeln, in denen er gewohnt hatte, auf einen Haufen zu einer ganzen Stadt zusammengestellt.
    Die Anschlagtafel am Kino verkündete, dass heute Candy and the Eighth Dwarf gegeben wurde. Jewel fragte sich, was die Städter daran fanden, Geld dafür auszugeben, um Wildfremden dabei zuzusehen, wie sie sich amüsierten.
    Fast genau um fünf Uhr löste sich ein Penner aus dem gemächlich dahinfließenden Seventh-Street-Passantenstrom und kam in die Seitengasse. Der Mann hatte eine Glatze mit ein paar Haarsträhnen, die aussahen wie Schleifspuren, trug stinkende Klamotten, weiße Handschuhe und eine große Einkaufstüte, die offensichtlich eine Vier-Liter-Flasche enthielt.
    Jewel blickte zu Boden, als der Penner an ihm vorbeiging, und rümpfte angeekelt die Nase. Er schaute gerade noch rechtzeitig auf, um mitzubekommen, dass sein Besucher sich den Mülltonnen näherte.
    »Hau ab«, sagte er ruhig, aber dann sprang er auf die Füße. »He, du! Hau ab!«
    Der Säufer musterte ihn mit tranigem Blick.
    »Hol dir woanders was zu fressen«, rief Jewel. »Such dir doch deine eigene Mülltonne!«
    »Aber das sind meine«, verteidigte sich der Mann wie ein schüchterner Junge, auf dem der Lehrer herumhackt. »Die gehören mir, seit Wally the Hog weg ist. Seither gehören sie mir. Also, seit, na ja, seit die Menschen da raufgeflogen sind und ihre Schuhe am Mond abgeputzt haben. So um den Dreh. Sie haben bestimmt Geld dafür gekriegt, würd ich wetten. War der sauberste Ort der Welt, bis die da rumgelatscht sind.«
    Nachdem er einen Blick auf die Straße geworfen und Teejay Cranes braunen LTD nirgends entdecken konnte, sagte Jewel: »Vielleicht ist er das ja immer noch. Außerdem ist das schon ’ne ganze Weile her.«
    »Wally the Hog hatte sie noch länger, aber er ist gestorben. Er ist nicht weg, wie ich vorhin gesagt habe. Er ist gestorben.«
    »Morgen kannst du sie wiederhaben.«
    »Was Genaueres weiß ich nicht. Aber irgendwas sagt mir, es war sein Herz. Bestimmt wegen den Kippen, die er dauernd aufgesammelt hat.«
    Der Penner fasste sich mit zwei Fingern an die Kehle und schluckte schwer, dann stolperte er ein paar Schritte rückwärts. »Hat gedacht, er hätte Glück, wenn er welche findet, und das hat ja auch gestimmt, bis er dran verreckt ist.« Der Penner blieb stehen und musterte Jewel mit zusammengekniffenen Augen. »Angeblich hat er ’ne halbe gepafft, nachdem ein Chinese sie weggeworfen hat – und da weiß doch jeder, das kann nicht gut sein.«
    Jewel blickte die Gasse hinunter, dann wieder zurück zur Seventh Street.
    »Ich hab’s ihm oft genug gesagt, öfter als ich geschissen hab«, verkündete der Penner.
    »Glaub ich gern«, sagte Jewel. »So blöd muss man erst mal sein.«
    »Ja, ja«, nickte der Penner. »Hab’s auch der Polizei gemeldet.«
    »Was hast du?«, fragte Jewel. Er ging auf den Penner zu, packte ihn an den Schultern und wirbelte ihn herum, dann versetzte er ihm einen Tritt in den Hintern. »Verpiss dich endlich, du beschissener Spitzel!«
    Der Penner torkelte hastig ein paar Schritte vorwärts, ging dann aber gemächlich weiter, seine unmittelbare Zukunft schützend an die Brust gepresst. Er blickte nicht einmal besorgt über die Schulter zurück.
    Etwas verärgert darüber, dass er nicht einmal bei einem Säufer mit Spatzenhirn lähmende Furcht verbreiten konnte, sah Jewel dem Penner nach, bis er etwa fünfzehn Meter entfernt war. Er hatte in einem Film gesehen, dass nicht einmal die Komantschen es gewagt hatten, das Schicksal herauszufordern, indem sie ihre Irren mit dem Speer abschlachteten. Jetzt verstand er auch, warum. Jewel trat ein paar Schritte vor und postierte sich am Rand des Gehwegs. Dass er eigentlich einen versifften Tippelbruder mimen sollte, hätte er fast vergessen. Mit den Augen folgte er jedem vorbeifahrenden Auto, und er wurde sofort nervös, wenn er einen großen Schwarzen sah, der besser gekleidet war als er selbst. Er hätte noch mehr Fragen stellen sollen, das merkte er jetzt. Ein großer Nigger, richtig schick. Hier liefen massenhaft potenzielle Opfer rum! Zeig mir mal

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