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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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zurückhaltend, selbstbewusst, aber nicht abweisend.
    »Du trägst ja die Unterwäsche gar nicht, die ich dir gekauft hab«, sagte sie. »Gefällt sie dir nicht?«
    Shade rubbelte sich das Gesicht mit einem Handtuch ab.
    »Siehst du hier irgendwo ’nen Strand?«, fragte er. »Wo ist der Sand?«
    »Es sind Bikini-Slips«, sagte Nicole. »Das ist einfach nur ein anderes Wort für sexy Unterwäsche.«
    »Ich dachte, nackt wäre sexy.«
    »Das auch. Aber sexy gibt’s in verschiedenen Ausführungen.«
    Nicole trug abgeschnittene Jeans, schick ausgefranst, und ein schwarzes T -Shirt, das für Sister Kettle’s Café warb. Dank Racquetball und etwas Gewichtheben hatten ihre Arme eine attraktive Geschmeidigkeit. Ihr schwarzes Haar, das in der Sonne rötlich schimmerte, war zu einem Knoten hochgesteckt. Nicoles Taille war schmal, die Brüste unübersehbar, aber nicht aufdringlich, die Beine lang und verführerisch.
    Shade warf das Handtuch in die Wanne, legte den Arm um Nicole und flüsterte: »Ich werd dir mal was zeigen.«
    Sie gingen zum Bett. Ihre wachsende Begierde ließ sie torkeln. »Ich hoffe, es ist das, das ich schon mal gesehen habe«, flüsterte Nicole.
    Während die Sonne langsam anfing, den Tag zu verbrennen, ließ Nicole ihre Finger über die verschiedenen Schönheitsfehler wandern, die sich Shade im Lauf seines Lebens zugezogen hatte. Oberhalb der Augen waren winzige, blasse Einkerbungen, Relikte seines früheren Broterwerbs, und eine lange Narbe verlief unten am Kinn entlang, entstanden durch die brisante Kombination von großem Fahrrad, kleinem Jungen und steilem Hügel. Hinten auf der linken Schulter befand sich ein runzliges Hufeisen, das er der liebenden Mutter eines verhafteten Drogendealers zu verdanken hatte, die mit einer zerbrochenen Ketchup-Flasche auf ihn losgegangen war.
    Shade sah Nicole an, dann drehte er sich um.
    »Wie bist du überhaupt hier reingekommen?«, fragte er.
    »Von unten.«
    »Hm.« Shade stand auf und sammelte seine Klamotten ein. »Hat Ma dich reingelassen, oder hast du dich an ihr vorbeigeschlichen?«
    »Wir haben ’ne Tasse Kaffee getrunken, dann bin ich hochgegangen.«
    »Sie lässt niemanden die Treppe hochgehen. Wenn jemand das probiert, kriegt er normalerweise eins über die Rübe.«
    »Sie mag mich«, sagte Nicole mit einem Grinsen. »Und für die andere Tür hab ich keinen Schlüssel.«
    Shade hatte inzwischen seine Hose angezogen. Er ging zum Kühlschrank, holte eine Dose heraus, öffnete sie, nahm einen großen Schluck und wischte sich den Mund ab.
    »Das müsste eigentlich ein Hinweis sein«, sagte er.
    »Was müsste ein Hinweis worauf sein?«
    »Die Tatsache, dass du keinen Schlüssel hast.«
    Leise stöhnend drehte sich Nicole von Shade weg und grinste die entgegenliegende Wand an.
    Shade fuhr fort: »Du hast keinen Schlüssel, weil ich dir nie einen gegeben habe. Du hast nicht angerufen oder sonst irgendwas, bevor du gekommen bist – du kreuzt einfach hier auf. Deswegen kriegt von mir niemand einen Schlüssel.«
    »Ho, ho«, machte Nicole. Sie schlüpfte in ihre Shorts und drehte dann mit dem Rücken zu Shade ihr T -Shirt auf die richtige Seite. »Ich hab mir zu viel rausgenommen, entschuldige. Die Leute stehen Schlange nach deinem Hausschlüssel, und ich hab deinen Zuteilungsplan einfach unterwandert, indem ich durch eine Tür gekommen bin, die man nicht abschließen kann.«
    »Du hast kein Recht hierherzukommen, wenn es dir gerade passt, Nicole.«
    Nicole zog ihr T -Shirt an, neigte den Kopf und lächelte sarkastisch.
    »Deine Privatsphäre war dir vor ’ner halben Stunde noch nicht so wichtig. Du hättest mich ja gleich wegschicken können.«
    Shade hatte sich vorgebeugt, um sich die Schuhe zu binden. »Ich war wahrscheinlich noch zu verpennt«, brummte er.
    Nicole lachte, aber es war nicht das netteste Lachen in ihrem Repertoire.
    »Das hättest du mir auch alles erzählen können, bevor du mich gevögelt hast.«
    »Bevor ich dich gevögelt habe? Du meinst, bevor wir gevögelt haben, oder nicht?«
    »Eine ziemlich fortschrittliche Einstellung für dich, Rene.«
    Shades Miene wurde plötzlich völlig ausdruckslos und zeigte nur noch neutrale Vernunft.
    »Ja«, sagte er. »Ich bin außerdem in der Lage, ein Telefon zu benutzen, einen Toaster einzustecken, und ich erkenne ein Flugzeug, wenn ich eins sehe – lauter solche Sachen.«
    Nicole schüttelte angesichts dieser Unterbrechung ihres romantischen Geplänkels benommen lächelnd den Kopf. Dann suchte sie

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