Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)
quietschte das Schloss, und die Tür ging auf. Jewel hatte sich die Haare gekämmt, das Gesicht gewaschen, aber seine Augen zuckten unruhig.
»Na also, da ist ja mein Baby«, sagte Suze und schlang die Arme um seinen Hals. Sie schmiegte sich an ihn und rieb ihren Busen an seiner Brust. Ihr rechtes Bein glitt einladend zwischen seine. »Mmmmm.«
»Ich hab kein Katzenfleisch gegessen«, sagte er verkniffen. »Ist ja ekelhaft.«
»Gut. Dann ist ja gut. Ich hab dir dein Lieblingsessen gekocht.« Suze presste sich aufmunternd gegen seine sensiblen Körperteile, steckte einen Finger in den Mund und versuchte, verführerisch-schmollend auszusehen. »Baby, du hast mich heute Morgen ganz schön auf Ideen gebracht. Und die haben mich den ganzen Tag verfolgt. Das hat dein süßes Blümchen ziemlich, na, du weißt schon, ziemlich feucht gemacht.«
Jewel legte die Hand auf die Pistole in seinem Gürtel und schob Suze weg.
»Ich bin nicht krank.«
Suze kicherte.
»Ich musste es mit den Fingern trocken streicheln, weil ich ja keine Ahnung hatte, wann du endlich wiederkommst, weißt du.« Sie drängte sich wieder an ihn und legte den Kopf in den Nacken. »Zweimal hab ich das gemacht, und ich hab auch schon nach der Ketchupflasche geschielt.« Sie lachte wieder.
»Ich glaub nicht, dass ich was essen kann«, sagte Jewel und drehte sich weg. »Es gibt Sachen auf der Welt, die würden dir ’nen gewaltigen Schock versetzen, Kleine.«
»Ach, Jewel«, jammerte Suze. »Was ist bloß los mit dir?« Ihr wurde klar, dass sie sich ihre Pläne für den Abend abschminken konnte, und sie ließ sich enttäuscht auf die Couch fallen. »Was ist passiert?«
»Männersache.«
»Triffst du dich mit ’nem Mädchen, das ein Auto hat, oder so was?«
»Ich hab dir doch gesagt, Männersache.«
»Also wirklich, das kann alles Mögliche heißen, oder? Ich meine, habt ihr Baseball gespielt oder Kaninchen geschossen, oder was?«
Jewel ging zum Fenster und steckte den Kopf zwischen die Vorhänge. Draußen war es noch hell, und auf der Straße herrschte reger Verkehr; von den Passanten erkannte er jedoch niemanden. Dann ging er wieder zur Couch und setzte sich auf die gepolsterte Armlehne.
»Hast du was gestohlen, Baby?«
»Frag lieber nicht.«
»Das hast du doch schon öfter gemacht, ohne erwischt zu werden. Mach dir da bloß keine Sorgen. Hier gibt’s noch viel mehr Diebe als daheim. Hier wird keiner denken, dass du es warst.«
Jewel zog die Pistole aus dem Gürtel und legte sie neben sich auf die Couch. Dabei fiel sein Blick auf die Gitarre und die gerissene E -Saite. Sie lag noch immer auf dem Boden, wo er sie heute früh hingepfeffert hatte. Schweigend starrte er sie an, einen Finger nachdenklich an die Nase gelegt.
»Je-wel, sag mir endlich, was los ist.«
Er blinzelte ein paarmal.
»Wir sind nicht verheiratet«, sagte er nach einer Weile. »Sie können dich zwingen, gegen mich auszusagen.«
»Aber das würd ich nie tun. Nie im Leben.«
» O doch«, widersprach Jewel und stand auf. »Garantiert.« Er begann, im Zimmer auf und ab zu gehen, dann blieb er unvermittelt stehen. »Weißt du irgendwas, was du nicht wissen solltest? Was weißt du?«
In diesem Moment ertönte vor der Wohnungstür ein Poltern, noch einmal, und dann wackelte die Tür und öffnete sich. Ein tropisches Blumenmuster erschien und mit ihm ein Mann, der eine lange Pistole auf Jewel richtete.
Jewel rannte in den hinteren Teil der Wohnung. Dort war ein Milchglasfenster, das er noch nie aufbekommen hatte. Er wusste auch nicht, wo es hinführte, aber sein erster Impuls trieb ihn dorthin.
»Klappe!«, befahl Powers Jones und gab einen Schuss in die Finsternis ab, in der Jewel verschwunden war.
Kreischend rollte sich Suze auf den Rücken, um die auf der Couch liegende Pistole zu verdecken und krümmte sich blitzschnell zusammen. Ihre spärliche Bekleidung war zum Zerreißen gespannt.
Powers richtete die Pistole auf sie.
»Oho«, sagte er, dann folgte er Jewel.
Jetzt kam Thomas mit einer silbernen Automatik durch die Tür. Seine Füße bewegten sich, als würde er einen Grasbrand austreten, und die Waffe zielte mindestens einmal auf alles, was sich in seiner Umgebung befand.
Natürlich klemmte das verdammte Fenster auch jetzt, wo es um Leben und Tod ging. Das hatte Jewel nicht anders erwartet. Und in der Nähe befand sich weiter nichts als eine Bratpfanne mit einer hart gewordenen Schicht Schweinefett. Jewel packte sie am Holzgriff und schlug auf das Fenster ein,
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